Hagen/Altena. Vor dem Landgericht Hagen ist der Prozess um den Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Altena fortgesetzt worden. Mehrere Zeugen sagten aus.
Die Staatsanwaltschaft Hagen wirft einem Berufsfeuerwehrmann (25) und seinem 24 Jahre alten Freund vor, für den Brand des Mehrfamilienhauses in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2015 verantwortlich zu sein. Am zweiten Prozesstag wurde das Umfeld der Angeklagten beleuchtet. Mehrere Zeugen waren geladen. Der Vater des Angeklagten machte keine Aussage.
Typisches Täterprofil
Ein freundlicher und höflicher Mann. Die Beschreibung, die eine Nachbarin am zweiten Verhandlungstag um den Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Altena über den Angeklagten Dirk D. abgibt, hätte auch vom Bundeskriminalamt sein können. Deren Täterprofil zufolge sind es typischerweise Männer zwischen 18 und 35 Jahren, ganz normale, unbescholtene Bürger, die plötzlich Brandanschläge auf Flüchtlingsheime verüben.
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Warum betraten Dirk D. und sein mitangeklagter Freund Marcel N. in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2015 das Mehrfamilienhaus in der Altenaer Brandstraße, in dem gerade erst sieben syrische Flüchtlinge eingezogen waren, und setzten den Dachstuhl in Brand? Hatte sich womöglich in dem Stadtviertel Buchholz und in der Umgebung eine Stimmung gegen neue Bewohner aufgebaut?
Nicht groß über Flüchtlinge gesprochen
„Es wurde nicht gesagt: Wir wollen die nicht“, berichtet ein Feuerwehrmann im Zeugenstand, der zusammen mit Dirk D. den Brand gelöscht hatte („ein ganz normaler Einsatz“). Auch andere Zeugen wollen nicht bestätigen, dass groß über Flüchtlinge - auch kontrovers - gesprochen wurde. „Altena wäre ein toller Fleck, wenn bei der Thematik nicht auch Wertungen vorgenommen würden“, sagt irgendwann die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen.
Brandanschlag in Altena
Am zweiten Verhandlungstag berichtet ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes, dass eine Telefonanlage an der Außenwand des Hauses gekappt worden sei, die mit der Brandmeldeanlage im Keller verbunden war. Es wäre kein Alarm an die Feuerwehr-Leitstelle rausgegangen. Aber: „In der Wohnung der Syrer waren Brandmelder, die die Menschen gewarnt hätten.“
Rechtsanwalt: Flüchtlingshilfe in Altena ist vorbildlich
Nach Ende des zweiten Verhandlungstages im Prozess um den Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Altena will Nebenklagevertreter Jost von Wistinghausen erst einmal den Bewohnern der Kleinstadt im Märkischen Kreis ein dickes Lob aussprechen: „Die Hilfe vieler Menschen dort gegenüber Flüchtlingen ist vorbildlich“, sagt der Rechtsanwalt aus Swisttal auf dem Flur des Landgerichts Hagen.
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Als Beispiel nennt er, dass im Oktober 2015 ganz spontan mehrere Bürger Geschirr, Besteck, Tische und Stühle zu der Flüchtlingsunterkunft in der Brandstraße brachten - dort waren soeben sieben syrische Flüchtlinge eingezogen. Und doch: Keine zwölf Stunden später war das Mehrfamilienhaus zum Ziel eines Brandanschlages geworden.
Ordnungsamtsmitarbeiter im Zeugenstand
„Wir konnten uns das nicht vorstellen“, sagt ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes als Bürger von Altena im Zeugenstand. „Wir hatten alle ein mieses Gefühl, als wir gehört haben, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde.“ Ein Ehepaar berichtet, dass es am Tattag Geschirr und Besteck in dem Wohnheim abgegeben hatte und sofort von den neuen Bewohnern zu einer Tasse Kaffee eingeladen wurde. „Dann bemerkten wir ,Kokelduft’ - so als irgendeiner in der Nähe den Kamin angemacht.“