Hagen/Altena. . Vor Gericht hat ein Feuerwehrmann gestanden, im vergangenen Oktober einen Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Altena gelegt zu haben.
Vor dem Hagener Landgericht hat am Dienstag der Prozess um den Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Altena begonnen. Ein 25 Jahre alter Berufsfeuerwehrmann und ein ein Jahr jüngerer Komplize müssen sich unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten. Vor Gericht räumte der 25-Jährige ein, den Brand in der Flüchtlingsunterkunft gelegt zu haben. Es sei ein spontaner Entschluss gewesen. Das Feuer sei im Dachstuhl des Mehrfamilienhauses gelegt worden, weil dadurch die "geringste Gefahr" bestanden hätte, dass Menschen zu Schaden kommen.
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Die beiden Angeklagten, die mit gesenkten Köpfen den Schwurgerichtssaal des Landgerichts Hagen betraten, sehen aus wie viele junge Männer in ihrem Alter. Sie haben den Haarschnitt, den derzeit viele Fußballer in den Stadien dieser Welt tragen. Auch mit ihrer modischen Kleidung sehen sie so aus, als kommen sie mitten aus der Gesellschaft.
Bis zum 3. Oktober 2015 haben Dirk D. (25) und Marcel N. (24) ein völlig unauffälliges und gesetzestreues Leben geführt. Dann drangen sie – so die Anklage der Staatsanwaltschaft Hagen – in die Flüchtlingsunterkunft in Altena ein und legten den Dachstuhl in Brand. Die sieben Bewohner des Heims – zwei syrische Familien, die erst am Vorabend eingezogen waren – wurden rechtzeitig gewarnt und konnten das Mehrfamilienhaus in der Brandstraße unverletzt verlassen.
Brandanschlag in Altena
Seit Februar in Untersuchungshaft
Die Staatsanwaltschaft Hagen hatte die beiden mutmaßlichen Täter nur wegen schwerer Brandstiftung angeklagt. Dafür, dass die Anklagebehörde einen versuchten Mord und einen politischen, sprich: rechtsextremen Hintergrund ausgeschlossen hatte, wurde sie bundesweit kritisiert.
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Die beiden mutmaßlichen Brandstifter sitzen seit dem vergangenen Februar in Untersuchungshaft. Bei ihrer Auffassung, dass eine Verurteilung wegen versuchten Mordes möglich ist, stützt sich das Landgericht auf ein Brand-Gutachten. Demnach sei der Verlauf des Feuers selbst für einen Feuerwehrmann völlig unkontrolliert gewesen.
Die dreiköpfige syrische Familie B., die sich während des Brandanschlags in der Unterkunft befand, schilderte am Dienstag vor Gericht, dass sie noch immer unter Angstgefühlen leidet. "'Wir sind vom Sterben in unserer syrischen Heimat Aleppo nach Deutschland geflohen und hätten bei dem Brand umkommen können", sagt Elias B. (26) im Zeugenstand.
Nebenklageanwalt Mehmet Daimagüler kann das vermeintliche Tatmotiv - Angst vor Flüchtlingen - nicht nachvollziehen. Dirk D. versuche sich, "als Opfer zu gerieren, das quasi in Notwehr gehandelt hat."
"Empörung gegen Brandanschläge reicht nicht"
Vor Beginn des Prozesses demonstrierten Mitglieder der Gruppe „Hagen gegen Rechts“ vor dem Gerichtsgebäude gegen „Fremdenhass in der deutschen Mitte“. Sie hatten ein schwarzes Transparent mit der Aufschrift „Rassismus tötet!“ aufgespannt. „Empörung gegen Brandanschläge auf Flüchtlingsheime reicht nicht“, sagte ein Sprecher, „die Gesellschaft muss klare Kante zeigen.“