Hagen. Wenn der Hagener Generalmusikdirektor Prof. Florian Ludwig „alles Walzer“ verspricht, darf sich das Publikum auf eine überraschende musikalische Entdeckungsreise freuen. Denn hinter dem guten alten Dreivierteltakt verbergen sich spannende Abenteuer und Geschichten.

  • 100-jährige Tradition
  • Spitzentöne wie Champagnerperlen
  • Radetzky als Zugabe
  • 100-jährige Tradition
  • Spitzentöne wie Champagnerperlen
  • Radetzky als Zugabe

Mit prickelnder Erotik, träumerischer Sehnsucht und einer guten Prise Humor läuten die Hagener Philharmoniker unter ihrem GMD das neue Jahr ein. Das Hagener Neujahrskonzert ist seit über 100 Jahren in der ganzen Region ebenso beliebt und ausverkauft wie sein berühmtes Wiener Gegenstück.

Konzertwalzer und Tanzwalzer sind die heute üblichen Vertreter der Gattung. Doch das hat den Komponisten nicht gereicht, seit der volkstümliche „Dreher“, wie er ursprünglich heißt, ab dem 18. Jahrhundert von Süddeutschland aus die Welt erobert. Und so muss neben den Instrumenten auch die Stimme ans Werk.

Gesangswalzer kombinieren schier aberwitzige Kehlenakrobatik mit süffigen Orchesterklängen. Die junge brasilianische Sopranistin Cristina Piccardi feuert in Luigi Arditis Parla-Walzer funkelnde Koloraturen wie Sterne in den Himmel und zaubert in Carl Millöckers „Ach wir armen Primadonnen“ Spitzentöne so aufregend wie Champagnerperlen.

Klangschön und präzise

„An der schönen blauen Donau“ ist in seiner Urform eine Verbeugung von Johann Strauß vor der damals neuen Männerchorbewegung. Florian Ludwig interpretiert diese Originalfassung mit den Herren des Hagener Opernchores. Johannes Brahms hingegen nutzt den Dreivierteltakt in seinen Liebesliederwalzern sogar für eines der schönsten Chor-Ständchen der Musikgeschichte.

Die Hagener Philharmoniker genießen ihren Ausflug 

Die Hagener Philharmoniker genießen ihren Ausflug in die Welt der Walzer-Wonnen. Sie spielen klangschön und voller Musizierlust. Entsprechend können die Zuhörer ungewöhnliche Klangfarben und Instrumente entdecken. So haben im Holzschuhtanz von Albert Lortzing endlich einmal die Kontrabässe das Sagen.

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In den beiden Puschkin-Walzern von Sergei Prokofjew gibt es nicht nur elegische Soli von Klarinette und Englischhorn. Es lohnt sich ebenfalls, auf die Schlagzeuggruppe zu achten, die einen Holzblock einsetzt. Soloschlagzeuger Heiko Schäfer darf in Wilhelm Killmayers „Zittern und Wagen“ sogar eine ganze Batterie von Küchengeräten zu Boden werfen, während die Harfe ein wundersames Lied anstimmt. Und im „Drängenden Walzer“ von Wolfgang Rihm drängeln sich die Trompeten mit Jazz-Rufen in den seligen Streicherglanz.

Alle Lust des Tanzes

Lange Zeit steht der Dreivierteltakt im kritischen Visier der Obrigkeit, die ihn als rebellisch und unanständig verbieten will. Vergeblich. Alle Lust des Tanzes spiegelt sich im Kaiserwalzer von Johann Strauß und im Blumenwalzer aus Tschaikowskys „Nussknacker“, die das Programm wie im Klangrausch umrahmen. Hier laufen die Philharmoniker zur Höchstform auf, und das Publikum ist wunschlos glücklich. Zur Belohnung gibt es noch einmal Koloraturglanz mit Cristina Piccardi und „Il bacio“ von Luigi Arditi.

Und dann hat Florian Ludwig doch noch ein Problem. Wie soll er nur die berühmteste und unverzichtbarste aller Neujahrskonzert-Zugaben in einem Walzerprogramm spielen? „Im vergangenen Jahr ist auf der Welt soviel marschiert worden, dass es Zeit wird, ans Tanzen zu gehen“, meint der Generalmusikdirektor und präsentiert den neugeschaffenen Radetzky-Walzer.