Hagen. . Die Hagener Philharmoniker unter GMD Florian Ludwig haben den Preis für das beste Konzertprogramm erhalten. Sinfoniekonzert zeigt ganze Bandbreite
Hagens Generalmusikdirektor Prof. Florian Ludwig liebt Programme mit Überbreite. Ein grandioser Cellosolist, eine großartige Sängerin, ein toller Philharmonischer Chor, ein virtuoses Cellokonzert, ein kleiner Orchesterliedzyklus und eine gewaltige Chorsinfonie: Das Publikum feierte in der Hagener Stadthalle jetzt eine Überfülle an Höreindrücken.
Bei der Planung konnte Ludwig noch nicht wissen, dass er und sein Orchester genau bei diesem Sinfoniekonzert ausgezeichnet werden: mit dem Preis des Deutschen Musikverleger-Verbandes (DMV) für das beste Konzertprogramm der Saison 2014/2015. Die Jury lobt die außergewöhnliche Spannweite des Repertoires der Hagener Philharmoniker und ihre umfangreiche Vermittlungsarbeit.
Vielfalt und Vermittlung
„Die Qualitäten des Hagener Konzertspielplans sind geprägt durch stilistische Vielfalt und das Bemühen, das Publikum auf eine Entdeckungsreise durch die Epochen der Musikgeschichte einzuladen“, unterstreicht Winfried Jacobs als Vizepräsident des DMV. Die Voraussetzungen für die Orchester hätten sich in jüngster Zeit durch die Spardiktate und das veränderte Freizeitverhalten nicht verbessert. „Hagen ist ein Paradebeispiel, wie man ein attraktives Konzertprogramm und das Werben um die Besucher von morgen verbindet.“
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Jacques Offenbachs (1819 – 1880) „Concerto militaire“ ist eine Ausgrabung. Denn es ist in Vergessenheit geraten, dass der Erfinder der Operette von Haus aus Cellist war und sich sein Brot lange als reisender Virtuose verdienen musste. Jerome Pernoo geht das Stück mit atemberaubender Bravour an, kitzelt die höchsten Lagen aus seinem Instrument, schnurrt genüsslich durch schier unspielbare Läufe und findet im langsamen Satz einen ebenso eleganten wie leidenschaftlichen Ton.
Dabei hält der französische Solist immer den Kontakt zu seinen Kollegen im Orchester. Und die präsentieren sich in Bestform. Trompetenfanfaren sowie die Dialoge des Solocellos mit der Flöte und der kleinen Trommel zaubern pikante Klangfarbeneffekte, gleichzeitig bestechen die Musiker durch fein ausgehorchte Übergänge. Bravos gibt es schon nach dem ersten Satz, am Ende applaudieren die Zuhörer im Stehen und freuen sich über die Sarabande aus der 4. Cellosuite von Bach als Zugabe.
Fußballspielende Benediktiner
Der griechische Komponist Dimitri Terzakis (1938) ist derzeit Komponist für Hagen. Seine „Sechs Monologe für hohe Stimme und Orchester“ hat er 1985 auf kurze Texte der Weltliteratur geschrieben. Sopranistin Melanie Maennl singt sie mit kostbarem dunkelglühenden Timbre und ausgesprochen textverständlich.
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Francis Poulencs (1899 – 1963) „Gloria“ ist neben Ravels „Bolero“ das weltweit meistaufgeführte Werk eines französischen Komponisten. Hier kann der Philharmonische Chor seine stilistische Bandbreite und Gesangskultur zeigen, denn zeitentrückte Anrufungen wie „Domine Deus, Agnus Dei“ wechseln mit flotten Abschnitten, etwa dem rhythmisch pikanten „Laudamus te“, zu dem Poulenc von fußballspielenden Benediktinermönchen inspiriert wurde.
Florian Ludwig dürfte wohl der einzige amtierende GMD sein, dessen Ankündigung, seinen Vertrag nicht über 2018 hinaus zu verlängern für Proteststürme in den sozialen Medien sorgte. „Das Publikum trägt dieses Orchester seit über 100 Jahren, und diese Treue wird die Philharmoniker auch sicher in die Zukunft führen, bei allen finanziellen Sorgen, denen wir ausgesetzt sind und die nicht immer so leicht zu ertragen sind“, betont der Maestro. Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz macht den Musikern Mut: „Ich glaube, niemand in der ganzen Stadt zweifelt daran, dass wir Sie brauchen.“