Hagen.. Tango, Walzer, Cha-Cha-Cha: Die Hagener Philharmoniker starten klangvoll in das neue Jahr.

Er ist die Keimzelle aller Musik, und so gibt das Glücksversprechen des Tanzes traditionell den Takt für ein gutes neues Jahr vor. Vom Wiener Walzer bis zum Squaredance des Wilden Westens hat Generalmusikdirektor Florian Ludwig mit den Hagener Philharmonikern das Publikum jetzt zur temperamentvollen Weltreise eingeladen. Viel Beifall gab es am Ende für Tango, Walzer und Cha-Cha-Cha in mitreißender Musizierlust dargeboten.

Internationales Kolorit

Immer wieder haben klassische Komponisten den Tanz genutzt, um neue Rhythmen und exotisches Kolorit in ihre Musik zu integrieren. Carl Maria von Weber, Johannes Brahms, Antonin Dvorak, Amilcare Ponchielli und Dmitri Kabalewski bieten den Hagener Philharmonikern den richtigen Rahmen, um eine beeindruckende Visitenkarte zu hinterlassen: Die Solodialoge von Flöte und Cello in „Aufforderung zum Tanz“, der edle Hornklang beim „Slawischen Tanz“ Nr. 3 und die spannenden Farbeffekte mit Harfe und Vibraphon im „Tanz der Stunden“ beweisen die Leistungsfähigkeit der klingenden Botschafter der Stadt Hagen eindrucksvoll.

Aber die Philharmoniker sind nicht nur auf der Klassik-Schiene brillant, sondern ein außerordentlich vielseitig engagiertes Orchester, „Tea for two“ verzaubert mit herzbewegendem, Trompeten- und Saxophon-sattem Swing, hier kann die großartige Schlagzeuggruppe richtig loslegen. Das Thema gibt es dann nach der Pause noch einmal in der Version von Dmitri Schostakowitsch als „Tahiti Trot“.

Florian Ludwig ist ein konzentrierter und engagierter Dirigent, der in seinen Moderationen die Besucher in der ausverkauften Hagener Stadthalle mit den mittlerweile schon legendären Ludwig-Sprüchen verwöhnt. Denn Tänze sind mehr als nur musikalische Bravourstücke, sie spiegeln Sozialleben ebenso wie Komponistenalltag.

In den USA gibt es zum Beispiel gesetzlich festgelegte Benimmregeln, in South Dakota ist es demzufolge Damen unter 80 Jahren verboten, jüngere Männer anzusprechen. Aaron Coplands „Saturday Night Waltz“ und „Hoe Down“ entführen in den Wilden Westen mit süßen Melodien, bezaubernden Naturlauten und stimmungsvollem Hufgeklapper.

In der Karibik sieht man die Dinge etwas lässiger. Als Dank für seinen „Jamaican Rumba“ hat die Inselregierung dem Komponisten Arthur Benjamin als Honorar jährlich ein Fass Rum auf Lebenszeit zugesprochen. Da kommen selbst Freibeuter in Schwung, wie Leroy Andersons „Pirate Dance“ in der Zugabe vormacht.

Und dann gibt es noch jene zwei Tanzgattungen, die anfangs wegen ihrer erotischen Verlockungen ins Visier der Moralwächter gerieten, und die trotzdem oder sogar deswegen Musikgeschichte geschrieben haben. Der Tango ist eine davon. Der russische Bajan-Virtuose Alexander Pankov interpretiert mit atemberaubender Kunstfertigkeit und tiefer Beseeltheit die „Hommage a Piazzolla“ und die „Tango Suite“ von Efim Jourist. Das ist abwechslungsreiche, verträumte, leidenschaftliche und wunderschöne Musik – auch wenn die erste Programmhälfte durch die lange Suite einiges an Überbreite gewinnt.

Glück im Dreivierteltakt

Und der Wiener Walzer aus der Strauß-Feder ist natürlich die Triebfeder aller Neujahrskonzerte. Mit „Rosen aus dem Süden“ bleibt das bestens aufgelegte Orchester keine Wünsche schuldig: Bei Herz, Schmerz und ein bisschen Schmäh im Dreivierteltakt, mit samtweichem Streicherklang, verziert durch golden strahlendes Blech und silbern glitzernde Flötentriller klingen alle Emotionen an, die das neue Jahr hoffentlich bereithält: Freude, Glück und Liebe, verstärkt durch einige kräftige Prisen Sehnsucht.

Natürlich darf die berühmteste Zugabe der Welt nicht fehlen: der Radetzky-Marsch, ehrenhalber dirigiert durch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der wiederum von Florian Ludwig von der Seitenbühne aus mit Blicken und Gesten angeleitet wird.