Hagen. . Der Theater-Zuschuss steigt auf Rekordhöhen. Die Politik erwartet einen konsequenten Sparkurs. Dabei wird die Existenz des Hauses nicht in Frage gestellt.

  • Der Theater-Zuschuss steigt auf Rekordhöhen
  • Die Politik erwartet einen konsequenten Sparkurs
  • Dabei wird die Existenz des Hauses nicht in Frage gestellt

15 Millionen Euro Jahreszuschuss für das Hagener Theater sind nach Angaben des Kämmerers die höchste Unterstützung für das Haus aller Zeiten. Ein Betrag, der in den Augen der Politik in einer Nothaushaltskommune nicht mehr in die Zeit passt. Das Führungsteam um Intendant Norbert Hilchenbach machte zuletzt im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich, dass angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen der Spielraum für weitere Konsolidierungsmaßnahmen nicht mehr vorhanden sei. Eine festgefahrene Situation, in der sich CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps den Fragen der Redaktion stellt:

Der Oberbürgermeister hat in seinem Schreiben an die Theaterleitung deutlich gemacht, dass er angesichts der Sparvorgabe von 1,5 Millionen Euro deutlich mehr Konsolidierungsbeitrag und damit konstruktivere Vorschläge erwartet als die vom Theater signalisierten 397 000 Euro. Hat er Recht?

Christoph Purps: Niemand stellt das Theater in Frage. Wir wissen um die Bedeutung des Hauses für unsere Kultur in Hagen. Einige Sparten haben ja auch bundesweite Anerkennung erfahren, was zeigt, dass das Haus mit hoher künstlerischer Qualität arbeitet. Doch auch die Hagener CDU vermisst durchaus Konsolidierungsbereitschaft des Hauses. Der jetzt auf dem Tisch liegende Vorschlag ist leider völlig unzureichend. Wie einen Heiligen Gral hochzuhalten, dass bei weiteren Kürzungen Musiktheater und Orchester nicht mehr möglich seien, und sich ansonsten hinter der solideren Zuschusskulissen in anderen Bundesländern zu verschanzen, bringt Hagen auch nicht weiter. Natürlich braucht diese Region die Strahlkraft des Theaters, das damit eine wichtige und über die Stadtgrenzen hinausgehende Funktion übernimmt. Musiktheater und Ballett sind unverzichtbare Angebote für den heimischen Wirtschaftsraum. Das Kinder- und Jugendtheater führt zudem die jüngeren Generationen an Kulturthemen heran und ist somit eine Investition in die Zukunft. Umso mehr ist das Haus in der Pflicht, einen Denkprozess einzuleiten, wie man mit weniger Geld die Zukunftsfähigkeit gestaltet.

Appell an die Führung

Das Theater, das immer ein Bürgertheater war, braucht den Konsens der Stadtgesellschaft, die das Haus finanziell trägt. Wieso verschafft die Politik der gGmbH nicht eine langfristigere Planungsperspektive?

Purps: Aber die gibt es doch. Seit 2013 ist dem Theater bekannt, dass bis 2018 weitere 1,5 Millionen Euro Zuschuss eingespart werden sollen. Das bedeutet Planungssicherheit über immerhin fünf Jahre und damit auch ein klares Bekenntnis zur Kultur als Standortfaktor. Niemand will das Theater kaputt machen, niemand will ernsthaft Einfluss nehmen auf die künstlerische Freiheit des Hauses, aber genauso wenig hat die Politik die Erwartung, dass weitere Kürzungen im Programm keine Spuren hinterlassen. Natürlich hätte man längst die Nachbesetzung frei werdender Stellen stoppen oder eine Reduzierung des Spielplans einfädeln können.

Auch interessant

Was erwarten Sie von der heutigen Theaterleitung?

Purps: Ich appelliere an die Führung, sich dem Konsolidierungsprozess zu stellen und endlich Zukunftsverantwortung zu übernehmen. Wenn Intendant Norbert Hilchenbach und Generalmusikdirektor Florian Ludwig sich angesichts ihres Ausscheidens im nächsten Jahr darauf zurückzuziehen, dass man keine Maßnahmen mehr einleite, die man dann nicht mehr persönlich begleiten könne, kann ich das nicht akzeptieren.

Das Theater muss bezahlbar bleiben

Wie meinen Sie das?

Purps: Wer für sich in Anspruch nimmt, dem Theater langfristig seine Perspektiven erhalten zu wollen, muss sich heute als Kulturschaffender mit all seiner Kraft und seinem Wissen darum kümmern. Die neue Theater gGmbH bietet dafür die Spielräume, und der Neue kann es angesichts der langfristigen Vorläufe ohnehin nicht mehr bis 2018 richten. Diese Weichenstellungen hätten längst erfolgen müssen. Ein Entscheidungsvakuum kann sich das Theater nicht leisten. Das ist in der Wirtschaft ein ganz normaler Vorgang, dass auch vor einem Geschäftsführerwechsel Prozesse und Entscheidungen auf den Weg gebracht worden sind, die die neue Führung zunächst einmal übernimmt – warum soll es das nicht auch beim Theater geben?

Was muss also am Theater geschehen?

Purps: Keine Perspektiven aufzuzeigen, ist sicherlich die schlechteste Lösung. Konsens ist in Hagen über alle Parteigrenzen hinweg: Das Theater muss bezahlbar bleiben. Wir können in dieser Stadt eben nur so viel Kultur machen, wie wir uns leisten und erwirtschaften können. Die hohe Qualität und bundesweite Strahlkraft des Theaters, z.B. des Balletts, und von Ausstellungen unserer Museen zeigt, dass dies auch in Zeiten Hagener knapper Kassen erfolgreich zu machen ist.