Hagen. Kämmerer Christoph Gerbersmann fordert vom Theater mehr Kreativität beim Thema Sparen. Das Haus soll künftig 1,5 Mio. Euro weniger Zuschuss erhalten.

Zwischen dem Hagener Rathaus und dem Stadttheater ziehen düstere Gewitterwolken auf: Die starre Haltung des Musentempels, bis 2018 den von der Politik geforderten Konsolidierungsbeitrag von 1,5 Millionen Euro nicht liefern zu können, ohne dem selbstbespielten Musiktheater den Todesstoß versetzen zu müssen, löst erboste Reaktionen aus. Während das CDU-Kultur-Urgestein Hans-Dieter Fischer anzweifelt, dass „eine Reduzierung des jährlichen Zuschusses von 15 auf 13,5 Millionen Euro das Haus gleich bis ins Mark trifft“, fordert Kämmerer Christoph Gerbersmann: „Statt sich in Abwehrkämpfen zu verschleißen, sollte sich die Leitung endlich darauf konzentrieren, das Haus mit weniger Geld, aber pfiffigen und kreativen Lösungen dauerhaft für die Zukunft abzusichern“. Eine solche Haltung müsse auch im Interesse aller Kulturschaffenden und Theatergänger liegen, betont der 50-Jährige, der selbst zu den passionierten Besuchern des Hauses zählt.

Zuletzt hatte der Aufsichtsrat der Theater gGmbH signalisiert, lediglich knapp 400.000 Euro durch Sachkosten-Einsparungen, Einnahmenerhöhungen und Personalabbau beisteuern zu wollen. „Das wird ja bereits durch die nächste Tariferhöhung aufgefressen“, hält Gerbersmann dies für absolut unzureichend und erinnert daran, dass das Theater – trotz aller bereits erbrachten Sparleistungen – aktuell den höchsten kommunalen Zuschuss in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte erhalte. Weiterhin gilt, so der aktuelle Report der Gemeindeprüfungsanstalt, dass Hagens Kulturausgaben doppelt so hoch ausfallen wie in Kommunen mit vergleichbarer Größe und Wirtschaftskraft. „Das Haus kann nicht davon ausgehen, dass ein Verlust von 60.000 Einwohnern spurlos am Bühnenvorhang vorbeiweht“, stellt der Kämmerer klar. „Das Beharren auf Strukturen, Größe und Personal sichert nicht die Zukunft.“

Kommunalaufsicht will Konzept sehen

Auch interessant

Gerbersmann blickt auch über die Stadtgrenze hinweg und verweist gerne auf Pforzheim, das mit seinem Vier-Sparten-Haus – ebenfalls mit selbstbespieltem Musiktheater und sogar eigenem Schauspiel-Ensemble – mit Personalkosten von 10 Millionen Euro auskommt, in Hagen sind es 12,2 Millionen. Während Hagen sich ein Orchester mit 60 Musikern für 3,6 Millionen Euro leistet, zahlt Pforzheim – so die Daten des Deutschen Bühnenvereins – lediglich 2,1 Millionen Euro für einen 45-köpfigen Klangkörper. Weitere Vergleiche: Bremerhaven 3,0 Mio., Koblenz 2,4 Mio., Hildesheim 1,8 Mio. „Allein diese Zahlen widerlegen, dass eine zehnprozentige Zuschusskürzung für das Theater Hagen dem Untergang des Abendlandes gleichkomme“, fordert der Ex-Kulturdezernent mit weiterhin hoher Empathie für das Haus konstruktives Mitdenken der Theaterleitung ein.

Seit 2013, als der Haushaltssanierungsplan vom Rat beschlossen wurde, ist dem Theater bekannt, welche Einschnitte folgen müssen. Die Kommunalaufsicht will bis Ende 2015 ein Konzept sehen, wie die Kürzungen bis 2018 umgesetzt werden. „Ich nehme nicht wahr, dass die Theater gGmbH sich ernsthaft auf diese neuen Rahmenbedingungen vorbereitet“, erwartet Gerbersmann perspektivisches Denken.