Hagen-Mitte. Es gibt nur wenige Grünflächen im Innenstadtbereich. Die Gehwege und wenigen Grünstreifen sind voll mit Hundekot. Anwohnern geht der unhygienische Zustand gehörig gegen den Strich.

Ursula Leschinsky hatte sich erlaubt, etwas dazu zu sagen. Ein Mann ließ seinen Hund vor ihren Augen sein großes Geschäft verrichten. Keinen Meter unter ihrem Balkon, direkt auf dem Gehweg. Warum er das nicht entfernen würde, fragte Leschinsky. „Geh’ rein, Alte“, raunzte der Mann zurück. An der Unterhaltung an einem Balkon in der Leiblstraße lassen sich zwei Dinge ablesen. Erstens: Vor allem in den nur wenig durchgrünten Wohnbereichen der Innenstadt gibt es ein gewaltiges Hundekot-Problem. Und zweitens entstehen dadurch immer wieder Konflikte zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern.

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Morgens um 10.15 Uhr in der Haldener Straße: Eine Frau führt ihren Mischlingshund aus. Sie läuft die Häuserzeile entlang und biegt auf die einzige kleine Grünfläche im Quartier ab. Der Hund winkelt das Bein an und verrichtet sein Geschäft. So wie – die Anzahl der um ihn herumliegenden Haufen lässt das vermuten – Dutzende Hunde vor ihm. Der kleine Grünstreifen in dem dichten Innenstadt-Wohnviertel mit den steilen Straßen ist übersät mit braunen Haufen. Dazu lassen sich an diesem Morgen entlang der Lützow- und der Haldener Straße alle paar Meter auf dem Gehweg Hundehaufen finden.

Die Häuser entlang der Haldener Straße sind auf Höhe der Kellerfenster voll mit Hunde-Urin, und entweder findet sich in vielen Kellerfenstern noch ein Kothaufen oder die Baumscheiben sind übersät mit Hundehaufen, um die Fliegen kreisen. Es gibt auch Hundebesitzer, die sammeln die Hinterlassenschaft ihres Vierbeiner mit einer Tüte ein, werfen den Beutel dann aber vor die Bordsteinkante.

Entlang der Häuserwände an der Haldener Straße finden sich überall Urinspuren. Hausbesitzer könnten Anzeige erstatten, wenn sie die Hundehalter erwischen.
Entlang der Häuserwände an der Haldener Straße finden sich überall Urinspuren. Hausbesitzer könnten Anzeige erstatten, wenn sie die Hundehalter erwischen. © WP

Verhaltensregeln für Bürger

„Wie?“, fragt Ursula Leschinsky, „sagen Sie mir, wie kommt sowas? Ich habe selber einen Hund. Und wenn der irgendwo hinmacht, entferne ich den Haufen mit einem Beutel. Und ich achte darauf, dass mein Hund nicht an Häuserfassaden pinkelt.“

Mit diesem Verhalten scheint Ursula Leschinsky allerdings zu einer Minderheit zu gehören. So wie ein Anwohner der Lützowstraße, der sich über die vielen „Granaten“ auf dem Gehweg beschwert. „Und ein paar Meter weiter, rund um den Spielplatz, ist alles voller Haufen. Bekommen Bürger, die in Hagen einen Hund anmelden, denn keine Regeln mit an die Hand, was sie dürfen und was nicht?“

Für Hundewiesen sind derzeit keine Mittel vorhanden

Seitens der Politik wurde an die Verwaltung bereits mehrfach appelliert, neben dem Areal im Hasper Ennepe-Park weitere Hundewiesen auszuweisen. Angesichts der Hundefrequenz hat eine Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung hier den Grünzug in Eilpe sowie den Hameckepark im Fokus.
Allerdings gibt es bislang für beide Standorte noch nicht einmal eine konkrete Planung, weil die Herstellungskosten – je nach Größe der Anlagen – zwischen 10 000 und 25 000 Euro liegen. Hinzu kommen jährliche Unterhaltungskosten von 2500 bis 4000 Euro. Da es sich dabei um freiwillige Leistungen handelt, sind in der Nothaushaltskommune Hagen für solche Investitionen derzeit keine Mittel vorhanden.

Nachfrage bei der Stadt Hagen. „Die Gebietsordnung regelt, dass Hunde nicht auf öffentlichen Wegen oder Plätzen ihr Geschäft verrichten dürfen“, sagt Pressesprecher Karsten-Thilo Raab. Die Gebietsordnung sage allerdings nichts darüber aus, wie es sich mit Fassaden von Wohngebäuden verhält, die sich in Privatbesitz befinden und an die ein Hund uriniert. Raab: „Das ist eine zivilrechtliche Sache zwischen dem Hausbesitzer um dem Halter des betroffenen Hundes.“ Letztlich bleibe im Fassaden-Fall der Appell an die Vernunft der Hundehalter. Bei Kot und Urin auf öffentlichen Plätzen und Wegen könne hingegen ein Verwarngeld ausgesprochen werden. Das Ordnungsamt könne aber nicht jedem an eine Fassade pinkelnden Hund auf die Schliche kommen. Dazu fehle das Personal.