Hagen. . Der Hagener Energieversorger Enervie steht vor entscheidenden Tagen: Dabei geht nicht bloß um die Bilanz, sondern auch um das Vertrauen zum Vorstand.
Mit der Sitzung des Finanzausschusses sowie dem Zusammentreffen des Aufsichtsrates am Montag, 23. März, steht die Enervie AG vor richtungsweisenden Weichenstellungen. Dabei geht es längst nicht mehr bloß um die Bilanz 2014 und die künftige Strategie, sondern inzwischen auch um das Vertrauensverhältnis zwischen den Anteilseignern und dem Vorstand.
„Die Vertrauenskrise ist längst spürbar“, stellte zum Wochenende der Hagener SPD-Parteichef Timo Schisanowski fest. „Sie belastet das Unternehmen und muss deshalb verantwortungsvoll gelöst werden.“ Gleichzeitig kündigte er an, dass sich die Gremien der Genossen nach den Entscheidung der nächsten Tage in der Unternehmenszentrale auf Haßley ihre weitere Positionierung beraten werden: „Die Partei- und Fraktionsführung kommen zu diesem Themenkomplex in der nächsten Woche zu gemeinsamen Beratungen zusammen.“
Aufsichtsrat Riechel: Kein eindeutiger Vertrauensbeweis
Zunehmende Distanz zwischen Enervie-Führung und den Anteilseignern nimmt auch Grünen-Fraktionschef und Aufsichtsratsmitglied Jochen Riechel wahr: „Es gibt aktuell keinen eindeutigen Vertrauensbeweis für den Vorstand. Ich sehe hier eine Krise, auch der Enervie insgesamt.“
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Gleichzeitig erwarte er jetzt grundsätzlich ein klares Bekenntnis des Unternehmens zum Kommunalen. „Hier fehlt es in meinen Augen am Selbstverständnis, da muss es zu einem Umbesinnungsprozess kommen. Herr Grünhagen muss in dieser Frage jetzt nach vorne gehen, den Schulterschluss mit der Region signalisieren und auch leben – beispielsweise durch die Einbindung durch Bürgergenossenschaften.“ Mit konkretem Blick auf die Aufsichtsratssitzung am Montag formulierte Riechel: „Ich erwarte einen testierten Jahresabschluss, um auch die Liquidität bei den Banken zu sichern.“ Außerdem bedürfe es einer realistischen Perspektive für die mittelfristige Finanzplanung.
CDU-Mann Purps: Offene Diskussion wäre das Beste
Zurückhaltender als Schisanowski und Riechel zeigt sich CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps. Er sieht sich dazu als Enervie-Aufsichtsrat mit gesetzlicher Verschwiegenheitspflicht auch gefordert: „Ich bitte um Verständnis, dass ich jetzt keine Aussage zu meinen Erwartungen an die Aufsichtsratssitzung abgeben werde. Und auch kein politisches Statement als CDU-Kreisvorsitzender.“
Nur soviel zu seinem Selbstverständnis: Als Aufsichtsratsmitglied sei es seine Aufgabe, die Geschäftsleitung zu beraten und zu überwachen. Eine verantwortungsvolle Führung und Kontrolle erfordere, dass alle zum Wohle des Unternehmens zusammenarbeiten: „Solche eine offene Diskussion zwischen Vorstand und Aufsichtsrat setzt aber Verschwiegenheit voraus.“