Hagen. Das Enervie-Präsidium hatte den Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Erik O. Schulz, aufgefordert, vom Vorstand des Unternehmens einen teilweisen Gehaltsverzicht einzufordern.
Trotz der anhaltenden Finanzkrise der Enervie AG signalisiert Vorstandssprecher Ivo Grünhagen bislang nur zögerlich Bereitschaft, auf erfolgsabhängige Anteile seiner Bezüge verzichten zu wollen. Das Enervie-Präsidium hatte den Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Erik O. Schulz, zuletzt ausdrücklich aufgefordert, einen entsprechenden symbolischen Akt als Signal an die Belegschaft während der laufenden Sozialplanverhandlungen von der Führungsebene einzufordern.
Schon 2014 abgespeckt
Das Enervie-Vorstandstrio teilt sich bei voller Ausschüttung jährlich etwa eine Million Euro auf seinen Gehaltskonten. Ein Drittel dieses Betrages wird erfolgsabhängig gezahlt – und zwar einerseits auf Grundlage der mit dem Aufsichtsrat verabredeten persönlichen Zielvereinbarungen (15 Prozent), andererseits vor dem Hintergrund des Unternehmensergebnisses (15 Prozent). Letzteres bietet mit Blick auf die dramatisch schlechte 2014er-Bilanz kaum Spielräume, überhaupt Tantieme (ergebnisabhängige Vergütung) zu zahlen. Diese standen den Vorständen angesichts des erreichten 2013er-Planergebnisses im vergangenen Jahr zwar noch voll zu, dennoch verzichteten sie – ebenso wie Prokuristen und AT-Mitarbeiter – auf Initiative von Grünhagen damals angesichts der bereits vor Jahresfrist kritischen Wirtschaftslage auf diese Auszahlung. Ein Schritt, der Ausgaben in siebenstelliger Höhe ersparte.
Brief an den Oberbürgermeister
Und in diesem Jahr? Während Vertriebsvorstand Wolfgang Struwe und der Technische Vorstand Erik Höhne jüngst im Gespräch mit dem Aufsichtsratschef spontan ihre Bereitschaft kundtaten, sogar auf ihre individuell vereinbarten Tantieme verzichten zu wollen, konnte sich der Kaufmännische Vorstand Ivo Grünhagen nach Informationen dieser Zeitung bislang noch nicht zu diesem Schritt durchringen. Stattdessen bat er in einer schriftlichen Reaktion an OB Schulz sich zunächst Bedenkzeit aus, zumal die Auszahlung der Tantieme erst im Sommer ansteht.
Maximum der Vorstandsgehälter in der Realität noch nie ausgezahlt
Nach einem intensiven, zeitweise kontroversen politischen Diskussionsprozess
bewilligte der Aufsichtsrat den Enervie-Vorständen
Ivo Grünhagen, Wolfgang Struwe (beide mit Vertragslaufzeit bis 31. Juli 2018 ausgestattet) und Erik Höhne (Vertrag erst im September 2014 verlängert) im Jahr 2012 noch unter der Regie von OB Jörg Dehm höhere Bezüge.
Demnach stieg das theoretisch zu erreichende Salär für den Vorstandssprecher bis 2015 stufenweise auf 368.000 Euro (+22,7 Prozent) sowie für seine beiden Vorstandskollegen auf 320.000 Euro (+18,5 Prozent). Ausgezahlt wurden diese Summen in der Realität noch nie. Etwa ein Drittel dieser Einkünfte ist vom alljährlichen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bzw. von den zuvor in persönlichen Zielvereinbarungen mit dem Aufsichtsrat festgelegten Ergebnissen abhängig.
Die Vorstände hatten im Rahmen der Gehaltsverhandlungen im Jahr 2012 in einem Brandbrief an den Aufsichtsrat – untermauert durch Studien aus den Unternehmensberatungen Kienbaum und PricewaterhouseCoopers – sogar Jahresgehälter von bis zu 450.000 Euro eingefordert.
Keine Stellungnahme
Zu seinen Beweggründen, so ließ Grünhagen über seine Abteilung für Unternehmenskommunikation auf Anfrage mitteilen, nehme er mit Hinweis auf interne Personalangelegenheiten öffentlich keine Stellung. Allerdings war aus seinem Umfeld zu erfahren, dass er erst dann vertiefend in eine solche Diskussion einsteigen möchte, wenn das anhaltende Ringen um die 2014er-Bilanz abgeschlossen und damit klar sei, wo die Enervie AG wirtschaftlich tatsächlich stehe.