Hagen. . Beim Energieversorger Enervie ist nach der technischen Lösung für die Strom-Insel im Märkischen Kreis und der Stadt Hagen vieles denkbar. Der Aufsichtsrat ließ sich am Dienstag informieren.

Die sich überraschend abzeichnende technische Lösung für die Strom-Insel im Märkischen Kreis und der Stadt Hagen und die damit wahrscheinlicher werdende Stillegung der Kraftwerke des regionalen Energieversorgers Enervie vergrößert die Sorgen um ein Millionen-Loch im Etat und die Zukunft der Arbeitsplätze in dem Unternehmen.

Der Aufsichtsrat ließ sich in seiner Sitzung vom Vorstand des Unternehmens unter Sprecher Ivo Grünhagen informieren - über die Zukunft der Erzeugung sowie der dortigen 350 Arbeitsplätze. Im Raum stehen ein nun notwendiger Sozialplan oder gar betriebsbedingte Kündigungen. Insbesondere soll untersucht und dem Aufsichtsrat berichtet werden, wie das Unternehmen die Einnahmeausfälle in Millionenhöhe bewältigen will. Die neue Entwicklung stellt die künftige Finanzplanung, aber auch den Jahresabschluss für 2014 in Frage. Formelle Beschlüsse seien nicht gefasst worden.

Netzbetreiber haben sich bewegt

Die eilig einberufene Sondersitzung des Aufsichtsgremiums war notwendig geworden, weil sich die Netzbetreiber in der Region bewegt haben. Branchenkreisen zufolge habe Amprion vorgeschlagen, das Enervie-Netz über eine weitere Stelle in der Anlage Dortmund-Krukel mit 300 Megavoltampere (MVA) zu beliefern - zusammen mit den 600 MVA aus der Amprion-Kupplungsstelle Hagen-Garenfeld, die bis 2018 umgebaut wird, seien damit 900 MVA gesichert, die ausreichen würden, um die Höchstlast im Inselnetz abzusichern. Anderen Angaben zufolge ist auch noch eine Lösung mit den Netzbetreibern Westnetz und AVU (Ennepe-Ruhr-Kreis) im Gespräch. AVU wollte sich aber nicht zu „Spekulationen“ äußern.

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Überschaubarer Aufwand

Das Ganze sei mit überschaubarem technischen Aufwand für einmalig fünf Millionen Euro noch im Laufe dieses Jahres zu bewerkstelligen, so ein Insider gegenüber unserer Zeitung. Allein die Bereitstellung der Enervie-Kraftwerke koste gegenwärtig fünf Millionen Euro - im Monat. Man hätte das schon vor Jahren machen können, Garenfeld auszubauen, dann wäre aber von außen billigerer Strom ins Netzgebiet geflossen, sagte der Experte. Das sieht Enervie anders. Umliegende Netzbetreiber hätten sich erst jüngst auf Druck des Bundeswirtschaftsministers bewegt und damit eine Lösung möglich gemacht, so das Unternehmen.

Wirtschaftsvertreter begrüßten die Lösung ausdrücklich. Harald Rutenbeck, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen, nannte sie „einfach umzusetzen“. Entstanden aus der Kammer-Initiative vor Weihnachten, entlaste sie vor allem die umliegenden energieintensiven Betriebe ab Jahresende, weil die erhöhten Netzentgelte für die Insellage deutlich abgemildert würden. Auch hier widerspricht Enervie: Man habe der Kammer und einem Wirtschaftsvertreter angeboten, das Unternehmen am 18. Dezember zu Gabriel zu begleiten.

Druck von Gabriel

Entscheidend war nach den Worten des IHK-Präsidenten der Druck von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel nach seinem Auftritt beim SIHK-Jahresempfang Anfang Dezember 2014. Im Januar habe der Netzbetreiber Amprion dann den vorliegenden Vorschlag gemacht.

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„Das Problem liegt jetzt bei Enervie - das wird Arbeitsplätze kosten“, sagte Rutenbeck, sprach aber dennoch von einer guten Nachricht für alle anderen Unternehmen im Märkischen Raum. Ohne die jetzt gefundene Lösung seien 5000 Stellen in der Region in Gefahr gewesen, jetzt seien es 350 in der Kraftwerkssparte von Enervie.

Drei Kraftwerke bereit halten

Bisheriges Problem: Weil von außen zu wenig Strom ins Versorgungsgebiet eingespeist werden konnte, musste Enervie drei Kraftwerke, die wegen der Bevorzugung von Sonne und Windkraft im Zuge der Energiewende unrentabel geworden waren, bereit halten - damit auch in Spitzenzeiten der Strom nicht ausfiel. Dafür wurde das Unternehmen mit erhöhten Netzentgelten entschädigt.