Hagen-Wehringhausen. . Die Baustelle der Bahnhofshinterfahrung fällt für zwei Wochen in einen Winterschlaf. Doch der zweite Bauabschnitt wirft schon seine Schatten voraus.

Bis der erste Bauabschnitt der Bahnhofshinterfahrung abgeschlossen ist, wird noch ein halbes Jahr ins Land ziehen. Doch für die zweite, weitaus längere und mit Abstand teuerste Etappe des insgesamt 65 Millionen Euro teuren Mammut-Bauwerks – es handelt sich um den Abschnitt zwischen dem rosafarbenen Haus und der Plessenstraße – läuft die Vorbereitung bereits unter Volldampf: „Seit einer Woche ist die europaweite Ausschreibung für dieses Stück auf dem Markt, bis Februar können die interessierten Firmen kalkulieren“, blickt der WBH-Projektleiter Matthias Hegerding bereits auf den Submissionstermin.

Dieser Teil soll – einschließlich des Abrisses der Brücke Sedan­straße sowie der Bogenbrücke zur Eckeseyer Straße – bis 2017 erledigt sein. Hier sorgen gerade die AAV-Abbruch-Teams (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) für Platz. Der Verband – Träger sind das Land NRW, Kommunen und die NRW-Wirtschaft – saniert auf Antrag von Kommunen Grundstücke mit schadstoffhaltige Altlastenflächen und trägt dabei bis zu 80 Prozent der Kosten. Durch dieses Flächenrecycling werden infrastrukturell attraktiv gelegene Flächen wie das Areal hinter dem Hauptbahnhof wieder für den Wirtschaftskreislauf nutzbar gemacht. Inzwischen liegen die Hallen der ehemaligen Gussstahlfabrik Erkenzweig & Schwemman (1870-1970) sowie der Schraubenfabrik Bauer & Schauerte bereits am Boden, die gewaltigen Hallen des ehemaligen Postbahnhofs folgen im neuen Jahr.

Flächen werden nutzbar gemacht

Bis es in diesem Bereich mit dem Straßenbau losgeht, gilt es zwischen Wehringhauser Straße und Kuhlerkamp noch reichlich Feinschliff zu erledigen. Zuletzt konzentrierte sich die Strabag als ausführendes Unternehmen auf die Fertigstellung der übrig gebliebenen Weidestraße sowie die Einmündung zur Taubenstraße, über die in Zukunft weiterhin der Parkplatz der Volkshochschule zu erreichen sein wird. Außerdem laufen entlang des mit einer Winkelstützwand abgesicherten Ufers der Ennepe die Pflasterarbeiten für den etwa fünf Meter breiten Fuß- und Radweg. Der stattliche Niveauunterschied zur Fahrbahn wird im Frühjahr noch durch eine begrünte Böschung ausgeglichen.

Recyclingmaterial wird im Straßenbett verbaut

Imposante Zahlen beschreiben die Dimensionen der Abbrucharbeiten: Das fragliche Areal zwischen dem stillgelegten Eisenbahngleis der einstigen Strecke Hagen-Wuppertal, dem Mark-E-Umspannwerk an der Sedanstraße sowie dem Werksgelände der Deutschen Edelstahlwerke umfasst immerhin fünf Hektar – also mehr als acht Fußballfelder.

Die darauf stehenden Gebäude haben eine Grundfläche von 20 000 Quadratmetern, 200 000 Kubikmeter umbauter Raum müssen ausgeräumt, entkernt und planiert werden. Dabei fallen etwa 2750 Tonnen Abbruchabfälle an. Etwa 18 000 Kubikmeter mineralische Stoffe sollen zu Recycling-Material aufbereitet werden, das im Straßenkörper verbaut wird.

Kurz vor dem Abschluss steht das Regenüberlaufbauwerk, das tief in der Wehringhauser Straße versenkt wurde. Mal abgesehen von einem letzten Kanalbauwerk und einigen Hausanschlüssen ist der neue Betonsammler bereits weitgehend verfüllt. Künftig werden darüber jene Buslinien hinwegrollen, die den Bodelschwinghplatz in Richtung Hauptbahnhof passieren.

Markierungsarbeiten bei Trockenheit

Ebenso sind die Fahrbahndecken an den Einmündungen zur Minervastraße sowie an Villa Post so gut wie abgeschlossen. Allerdings fehlen dort noch sämtliche Markierungen, weil die weißen Linien lediglich bei absolut trockener Witterung und stabilen Temperaturen jenseits der fünf Grad Celsius aufgebracht werden können. Solange die entsprechenden Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird es bei der aktuellen Verkehrsführung und Ampelschaltung bleiben. Zumal die Baufirma mit Beginn dieser sich erst einmal in einen zweiwöchigen Winterurlaub verabschiedet hat und erst ab dem 5. Januar die Arbeiten fortsetzt.

Zu Jahresbeginn 2015 rückt dann zunächst einmal der Abriss des Werkstatt- und Garagenhofs am linken Ennepe-Ufer gegenüber dem rosafarbenen Haus in den Fokus. Hier wird mit dem Abrissbagger Platz geschaffen, um die künftige Trasse des zweiten Bauabschnitts überhaupt mit den entsprechenden Gerätschaften, Maschinen und Materialien erreichen zu können. Der entstehende Schutt wird in der so genannten Bohne – so wird die Freifläche zwischen Wehringhauser Straße und der Lärmschutzwand entlang der Hinterfahrung bezeichnet – vergraben, um die Transportkosten für eine aufwändige Abfuhr zu sparen.

Prozesstermin wieder im Januar

An gleicher Stelle soll eigentlich auch das mineralische Abrissmaterial des rosafarbenen Hauses unter einem begrünten Erdhügel verschwinden. Doch über die Zukunft der in der Immobilie noch immer wohnenden Menschen müssen zunächst noch die Gerichte entscheiden. Ein nächster Termin in der quälend zähen Auseinandersetzung zwischen Stadt und Mietern ist für den 22. Januar anberaumt. Selbst wenn es an diesem Donnerstag zu einer Einigung kommen sollte, dürften noch Wochen ins Land ziehen, bis das viel diskutierte Wohn- und Gewerbeobjekt endgültig leergezogen ist und dort auch die Abrissbirne kreisen darf.

Deutlich früher wird sich die Strabag zudem noch um die Erneuerung der Kuhlestraße und damit die Anbindung zum Kuhlerkamp kümmern. Hier gilt es nicht bloß, die x-fach geflickte Buckel-Fahrbahn zu erneuern, sondern bis zur Einfahrt der Kleingartenanlage auch den Straßenentwässerungskanal zu erneuern. Dabei wird ebenfalls der arg malträtierte Bürgersteig für die Fußgänger komplett saniert.