Hagen. . 217 kleine Flüchtlingskinder leben in Hagen – nur 67 gehen zur Kita, weil es an Elternberatung fehlt. Die Spendenaktion der Westfalenpost soll helfen.
Es ist gut, sich die Dinge vor Ort anzuschauen. Manchmal endet ein solcher Ausflug aus dem Büro allerdings ernüchternd. So ist es Margarita Kaufmann ergangen. „Ich habe gesehen, wie kleine Kinder in den engen Wohnungen sitzen und im Grunde keinen Kontakt nach außen haben“, sagt Hagens Sozialdezernentin, „das macht einen richtig traurig. Da müssen wir dringend handeln.“
217 Flüchtlingskinder
Nackte Zahlen unterstreichen, was Margarita Kaufmann, die die Weihnachtsaktion der Stadtredaktion „Hagen reicht Flüchtlingskindern die Hand“ unterstützt, erlebt hat. 217 Flüchtlingskinder im Kindergartenalter leben in Hagen. Nur 67 besuchen derzeit eine Kindertagesstätte – ein Dilemma.
Eines, für das es die unterschiedlichsten Ursachen gibt. Probleme bei der Finanzierung sind eine davon. „Ich habe da bei der Bezirksregierung einen Vorstoß unternommen“, erzählt Kaufmann, „eine Antwort gab es nicht.“
Aber auch an einer gezielten Beratung der Eltern mangelt es. Es fehlt an Personal, an Sozialarbeitern, die sich um die Flüchtlingsfamilien kümmern. „Für die Integration, für die Entwicklung und für die Sprachförderung wäre es wichtig, dass die Kinder möglichst früh eine Einrichtung besuchen“, so Renate Haack vom Fachbereich Jugend und Soziales, „allerdings hat sich das System der U-3-Betreuung auch bei uns erst in den letzten Jahren etabliert. Bei Menschen aus anderen Kulturkreisen gibt es da zum Teil Vorbehalte.“
Hinzu kommen bürokratische Hürden. Bereits im März 2014 mussten nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) die Städte melden, wie viele Kindergartenplätze ab Sommer eingerichtet werden sollen. Da war aber die Vielzahl von Flüchtlingen, die im Laufe des Jahres auch nach Hagen gekommen sind, nicht absehbar.
Neue Herausforderungen
Jetzt sind die Kinder da. 162, deren Verbleib die Experten der Stadtverwaltung als sicher einstufen, 55 bei denen unsicher ist, ob sie für längere Zeit in Hagen ein Zuhause finden können. Und mit diesen Kindern steht die Stadt vor neuen Herausforderungen. „Unser Ziel ist es, keine separaten Gruppen für Flüchtlingskinder zu schaffen“, sagt Haack, „wir wollen sie möglichst in Regeleinrichtungen unterbringen, im optimalsten Fall sogar in Familienzentren, die fußläufig für Eltern und Kinder zu erreichen sind.“ Anspruch auf ein Busticket haben Flüchtlingskinder nicht.
Gruppen für Mütter mit Kindern geplant
Gruppen in Kindertagesstätten werden von zehn Kindern (reine U-2-Gruppen), 20 Kindern (mit U-3-Betreuung oder Ganztag) oder 25 Kindern (Drei- bis Sechsjährige) besucht.
147 Flüchtlingskinder sind jünger als drei Jahre, 70 sind drei bis sechs Jahre alt.
Neben der Versorgung in Kindertagesstätten ist unter anderem an die Einrichtung von Spielgruppen für U-3-Kinder und von Mutter-Kind-Gruppen gedacht.
Wie schnell das gelingt, hängt von den Trägern der Einrichtungen ab. „Theoretisch ist es möglich, bestehende Gruppen jeweils um maximal zwei Plätze aufzustocken“, erklärt Haack. Das gehe nur mit Zustimmung der Kirchengemeinden oder Wohlfahrtsverbände, die die Einrichtungen betreiben.
Wenn Sie sich gerne an unserer Spendenaktion, bei der Geld für eine weitere Sozialarbeiter-Stelle gesammelt wird, beteiligen möchten, können Sie ihre Spende auf das Konto DE 71 450 500 01 0 100 180 000 unter dem Stichwort „WP-Weihnachtsaktion“ überweisen.