Hagen. Die katholische Liebfrauen-Gemeinde hat auf eine Anfrage der Stadt reagiert und will das Marienheim als Unterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Allerdings verknüpft der Kirchenvorstand seine Zusage an Bedingungen.

Eigentlich steht der Abbruch des über 100 Jahre alten Marienheims in Vorhalle an. Doch nach dem die Stadt Hagen bei der katholischen Liebfrauen-Gemeinde angefragt hatte, ob sie das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen dürfte, hat der Kirchenvorstand den Beschluss gefasst, der Stadt für ihr Vorhaben unter bestimmten Bedingungen grünes Licht zu erteilen. „Wir wollen helfen“, sagt Klaus Funke aus dem Kirchenvorstand. Nach drei Jahren soll der sanierungsbedürftige Bau dann aber definitiv abgerissen werden.

Der Ball liegt jetzt bei der Stadt Hagen. Der Kirchenvorstand hat die Anfrage der Stadt mit einem Brief beantwortet, in dem er die Bedingungen erklärt, unter denen sich das Gremium den Einzug von Flüchtlingen ins Marienheim vorstellen kann. „Besonders wichtig ist uns, dass hier Familien untergebracht werden“, sagt Klaus Funke, „Familie ist das große Anliegen der Liebfrauen-Gemeinde.“ Von Familien erhofft man sich aber auch weniger Konfliktpotenzial als von alleinstehenden Personen.

Maximal 50 Personen

Zu den weiteren Bedingungen des Kirchenvorstandes gehört, dass maximal 50 Personen hier untergebracht werden sollen und dass der Mietvertrag höchstens drei Jahre laufen soll. „Danach werden wir das Gebäude definitiv abreißen“, sagt Johannes Schurgacz aus dem Kuratorium des Marienheims.

Welche Bedingungen stellt die Gemeinde noch? Die Bewohner sollten keine Untermietverhältnisse (Onkel, Tanten, Großmütter) schaffen dürfen, die Außenfläche müsse deutlich abgegrenzt werden, bauliche Maßnahmen wären von der Stadt zu tragen genau so wie alle Kosten rund um die Verkehrssicherungspflicht und die Versorgungsleitungen.

Abgrenzung der Außenfläche

„Die Abgrenzung der Außenfläche hat nichts mit Sicherheit zu tun, sondern mit der sauberen Abgrenzung zum Kindergarten nebenan“, sagt Klaus Funke. Die voll belegte katholische Kindereinrichtung soll von der möglichen Flüchtlingsunterkunft unberührt bleiben. „Und: Die Aktivitäten der Gemeinde müssten weiterhin möglich sein. Wenn beide Seiten sich tolerant verhalten, wird das klappen“, sagt Funke – wohlwissend, dass es viele Stimmen nach dem Sankt-Florians-Prinzip in Vorhalle geben wird: Flüchtlingsheim ja, aber nicht vor meiner Haustür.

Familien würden in dem aktuell leer stehenden Gebäude beste Bedingungen zum Wohnen vorfinden. Die 39 Zimmer des in die Jahre gekommenen Hauses bieten genügend Platz. In Sachen Brandschutz und vor allem im Küchenbereich müsste die Stadt investieren.

Noch viele Dinge zu klären

Das Marienheim liegt direkt neben dem katholischen Liebfrauen-Kindergarten und nur wenige Meter entfernt von der Grundschule. Nebenan liegt eine Arztpraxis. Ursprünglich hatte die Gemeinde geplant, das Heim abreißen und wenige Meter weiter im Garten hinter dem alten Pfarrhaus ein neues Pflegeheim entstehen zu lassen, was aber wieder verworfen wurde. Zuletzt kursierte das Gerücht, dass hier ein Investor eine Einrichtung für betreutes Wohnen errichten könnte. „Die Idee gibt es, sie ist aber aktuell kein Thema“, so Johannes Schurgacz.

Bauordnungsamt und Feuerwehr haben das Gebäude bereits bei zwei Terminen unter die Lupe genommen. „Jetzt warten wir mal die Reaktion der Stadt auf unsere Bedingungen ab“, sagt Klaus Funke, der nicht glaubt, dass noch in diesem Jahr hier Flüchtlinge untergebracht werden könnten: „Dafür sind einfach noch zu viele Dinge zu tun.“