Vorhalle. Die Neubaupläne standen, doch jetzt kommt alles ganz anders. Das über 100 Jahre alte Marienheim in Vorhalle wird geschlossen. Die geplanten Investitionen in den Standort von rund 4,5 Millionen Euro werden nicht getätigt. Es ist der nächste Rückschlag für Vorhalle.

Es sollte einem Neubau weichen, mit dem der Standort für die Zukunft gerüstet sein sollte. Nur zwölf Monate später ist das Aus des mehr als 100 Jahre alten Marienheims in Vorhalle beschlossene Sache. Die Stimmung in der Belegschaft ist am Boden. Und für den Ortsteil bedeutet die Schließung des Altenpflegeheims den nächsten empfindlichen Verlust von Infrastruktur.

Die Pläne waren groß: Für rund 4,5 Millionen Euro sollte an der Stelle des heutigen Marienheims ein Neubau für 51 statt bisher 39 Bewohner entstehen. Modernste Standards. Und noch mehr: Im Pfarrhaus sollte ein Tagespflege-Angebot mit zehn Plätzen realisiert werden. So präsentierten Mitglieder des Pfarrgemeinderats und der Träger-Verein katholischer Altenhilfeeinrichtungen (VKA) ihr Vorhaben im vergangenen Sommer gegenüber unserer Zeitung.

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Investitionsregelung hat sich verändert

Jetzt die Kehrtwende. Auf einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern des VKA, des Kirchenvorstandes und dem Generalvikariat in Paderborn, das das Projekt noch einmal kritisch gegenrechnete, wurde die schnelle Schließung in den nächsten Wochen beschlossen. „Die Investitionsregelung des Landes hat sich in diesem Jahr entscheidend verändert. Die Banken benötigen höhere Sicherheiten, was die Höhe der Eigenmittel bei einem Neubau von 20 auf 30 Prozent erhöht hätte“, erklärt VKA-Vorstandsvorsitzender Martin Peitzmeier. Zu viel für die Kirchengemeinde. Jetzt kommt die Schließung.

Das „klare Bekenntnis zum Marienheim und der guten Arbeit vor Ort“, dass VKA-Vorsitzender Peitzmeier im Juli 2013 noch abgab, hat für die 40 Mitarbeiter des Heims jetzt ein deprimierendes Echo. Ungefähr die Hälfte davon sind Pflege-, die andere Hälfte Wirtschaftskräfte.

Nicht ausreichende Belegung

Das Marienheim hat aktuell 39 Bewohnerplätze, von denen nur 29 belegt sind. Rentable Altenpflegeeinrichtungen haben heute 60 bis 80 Plätze. Peitzmeier: „Die 51 Plätze im Neubau hätten sich hier aber gerechnet, wenn sich die Investitionsregelungen nicht verschärft hätten.“ Viele Vorhaller zögerten vermutlich wohl auch, ihre Angehörigen im Marienheim unterzubringen, weil die Neubauarbeiten eigentlich in diesem Sommer beginnen sollten.

Die Bewohner werden, sofern sie und ihre Angehörigen damit einverstanden sind, vom neuen Karl Jellinghaus Zentrum des DRK an der Feithstraße übernommen. Die dortige Leiterin Gabriela Zabel: „Alle Mitarbeiter des Marienheims erhalten zudem die Chance, sich bei uns zu bewerben.“

Kommt jetzt betreutes Wohnen?

In der Mitarbeiterschaft des Marienheims wird dieser Hinweis aktuell noch mit Skepsis aufgenommen. VKA-Vorstand Peitzmeier erklärt zudem, dass alle Anstellungsverhältnisse jetzt noch mal genau geprüft und dann nach „fairen Lösungen“ gesucht werde.

Das Ende der Seniorenbetreuung an der Liebfrauenstraße müsste die Schließung des Marienheims aber nicht zwangsläufig bedeuten. „Die Caritas hat grundsätzliches Interesse an einer Einrichtung für betreutes Wohnen an dieser Stelle bekundet“, sagt Dechant Norbert Bathen. Möglicherweise nach dem gleichen Prinzip wie im Werner-Ruberg-Haus hinter der Caritas-Geschäftsstelle an der Bergstraße. Das grundsätzliches Interesse dazu besteht, bestätigt man bei der Caritas. Mehr als eine vorläufige Anfrage an den Wohlfahrtsverband habe es aber bislang nicht gegeben. Wie es nach der Schließung des Marienheims weitergeht, bleibt also vorerst unklar.