Hagen. . Der Hagener Ballettdirektor Ricardo Fernando erhält den Deutschen Tanzpreis in der Kategorie “Anerkennungspreis“ für seine vorbildliche Arbeit. Der Tanz-Oscar wird am 28. März in Essen verliehen. Der Preis ist der renommierteste Preis für künstlerischen Tanz in Deutschland.

Ricardo Fernando, Ballettdirektor am Theater Hagen, wird mit dem Deutschen Tanzpreis 2015 in der Kategorie Anerkennungspreis gewürdigt. Das gab die Jury gestern bekannt. Fernando erhält die Auszeichnung für seine vorbildliche Arbeit mit dem Hagener Ballett.

Der deutsche Tanzpreis ist der renommierteste Preis für künstlerischen Tanz in Deutschland. Er wird seit 1983 durch den Förderverein Tanzkunst Deutschland in drei Sparten vergeben: künstlerische Gesamtleistung, Nachwuchs und der Anerkennungspreis für Innovation.

Außergewöhnliche Tanzprojekte

Mit dem Hauptpreis wird 2015 Peter Breuer gewürdigt. Er gehörte in der Begründung der Jury zu den wenigen deutschen Tänzern des 20. Jahrhunderts, die international Aufsehen erregten. Seit über 20 Jahren ist er Chefchoreograph und Ballettdirektor am Salzburger Landestheater. Der Nachwuchspreis geht an Elisa Badenes, erste Solistin beim Stuttgarter Ballett.

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Mit dem Anerkennungspreis werden Persönlichkeiten aus der Tanzwelt geehrt, „die aufgrund ihrer beruflichen Arbeit Einfluss auf die Kreativität, Vernetzung und Organisation nehmen und somit Vorbilder sind“, heißt es. Diese Eigenschaften erfüllt der Hagener Ballettdirektor Ricardo Fernando in hohem Maße. Seit über zehn Jahren bringt der Brasilianer die kleine Hagener Compagnie immer wieder mit außergewöhnlichen Produktionen und Tanzprojekten in den Fokus des überregionalen Interesses. Seine eigene Handschrift hat er klassischen Handlungsballetten ebenso verliehen wie innovativen Choreographien. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit internationalen Choreographen und Brückenschläge zur populäre Tanzszene in der Arbeit mit Jugendlichen unterschiedlicher kultureller Herkunft.

Junge Tänzer aus allen Ländern dieser Erde erhalten am Ballett Hagen unter der Leitung von Ricardo Fernando und seiner Frau und Assistentin Carla Silva eine Chance, ihr tänzerisches Potenzial zu erproben und weiterzuentwickeln. Diese Internationalität verwandelt sich in Kreativität, die in die Stadt hineinstrahlt und ist ein Baustein des hervorragenden Rufs, den das Hagener Tanztheater in genießt.

Türen zum Publikum öffnen

Dabei hat der Brasilianer in seinem über 20-jährigen Schaffen in Deutschland immer wieder mit Sparbeschlüssen und Schließungsplänen zu kämpfen gehabt. „Das, was wir in diesen Jahren aufgebaut haben, hat uns viel Boden gegeben und viel Freude. Das Durchstehen der Krisen gehört dazu, und dass wir es geschafft haben, die Türen zum Publikum zu öffnen. Das war immer unser Wunsch“, sagte Fernando anlässlich seines Zehnjahres-Jubiläums in Hagen im Interview.

An fünf Bühnen in Deutschland hat Fernando als Ballettchef gewirkt. Stets wurde er gerufen, wenn eine Tanzsparte am Boden lag. So auch in Hagen, wo das Ballett unter seiner Vorgängerin vor leeren Reihen auftrat. Schon seine erste Produktion „Tango“ wurde ein Erfolg.

Für Hagen haben sich Fernando und seine Familie damals bewusst entschieden - unter anderem, weil im Umfeld andere Compagnien etabliert sind, so das weltberühmte Tanztheater von Pina Bausch in Wuppertal sowie die angesehenen und gut ausgestatteten Compagnien der Theater in Essen, Dortmund und Gelsenkirchen. Das Ballett-Publikum in der Region ist kritisch und kenntnisreich. Dass Fernando trotz dieser Konkurrenz mit seiner eigenen Sprache die aktuelle Tanzszene nachhaltig bereichert und beeinflusst, das würdigt jetzt der Deutsche Tanzpreis 2015.