Hagen-Haspe. . Um den Gang vor die Tür erträglich zu gestalten, haben die Eheleute Skrzipczyk die Hagener Wohnungsgenossenschaft um den Bau einer Rampe gebeten. Wenn da nicht die Bauordnung wäre. . .

Seit 48 Jahren wohnen Adolf und Margit Skrzipczyk (beide 74) in der Jugendstraße auf dem Spielbrink. Drei Kinder haben sie groß gezogen, ihr Leben lang waren sie sparsam und fleißig und haben immer pünktlich die Miete gezahlt. Doch seit Margit Skrzipczyk vor drei Jahren einen Schlaganfall erlitt, hat sich das Dasein der Eheleute in der geliebten Wohnung dramatisch verändert. „Meine Frau ist auf den Rollstuhl angewiesen, ihre linke Seite ist gelähmt“, berichtet Adolf Skrzipczyk: „Seitdem ist es sehr schwierig für uns, nach draußen zu gelangen.“

Schweres Gefährt

Der Rentner, der früher auf dem Bau geschuftet und sein Geld als Monteur verdient hat, ist immer noch ein kräftiger Mann. Rührend kümmert er sich um seine hilflose Frau. Er hebt sie liebevoll aus dem Sessel hoch und hilft ihr in den Rollstuhl, schnallt ihr die Füße an und wuchtet sie in dem schweren Gefährt das Treppenhaus hinunter. „Drei bis viermal die Woche gehen wir spazieren, meine Frau muss doch an die Luft und regelmäßig zum Arzt“, so Skrzipczyk.

Doch vor dem Haus beginnen die Schwierigkeiten erst so richtig. Die steile Außentreppe zum Bürgersteig hinauf kann er beim besten Willen nicht bewältigen. Um die unüberwindlichen Stufen zu umgehen, schiebt er seine Frau über eine Wiese. Auch das ist nicht einfach, manchmal gerät der Rollstuhl in Schieflage, bei schlechtem Wetter versinken die Räder im aufgeweichten Boden oder bleiben im Schnee stecken, in der Mitte des Rasens bildet ein Gullideckel, um den sich eine Mulde geformt hat, eine gefährliche Stolperfalle. „Ich habe Angst, dass ich aus dem Rollstuhl fallen könnte“, sagt Margit Skrzipczyk: „Ich schäme mich so, aber gegen die Angst komme ich nicht an.“ Und sie treibt die Sorge um, was geschehen soll, wenn die Kräfte ihres Mannes nachlassen und er es nicht mehr schafft, sie nach draußen zu bringen?

Niederschmetternde Nachricht

Es ist ein Himmelfahrtskommando. Um den Gang vor die Tür erträglich zu gestalten, haben die Eheleute die Hagener Wohnungsgenossenschaft (HGW), der das Mehrfamilienhaus in der Jugendstraße gehört, um den Bau einer Rampe gebeten. Dann könnte Adolf Skrzipczyk seine Frau an der Treppe vorbei zur Straße schieben. Das städtische Unternehmen würde auch gerne helfen, doch die Bauordnung schiebt dem Vorhaben einen Riegel vor: „Wir hatten schon einen Architekten beauftragt, aber dann hat sich herausgestellt, dass der Weg von der Haustür zum Bürgersteig zu kurz ist. Die Rampe hätte zu starkes Gefälle und würde nicht genehmigt“, berichtet HGW-Geschäftsführer Marco Boksteen: „Eine ordnungsgemäße, den Vorschriften entsprechende Rampe müsste 40 Meter lang werden.“ Auch ein befestigter Weg über die Wiese käme aus versicherungstechnischen Gründen nicht in Frage.

Für Skrzipczyks eine niederschmetternde Nachricht. Zwar hat die Genossenschaft dem Ehepaar eine barrierefreie Wohnung angeboten, doch die beiden möchten die vier Wände, in denen sie ihr ganzes gemeinsames Leben verbracht haben, nicht verlassen. Adolf Skrzipczyk wird seine Frau wohl so lange den beschwerlichen Weg zur Straße manövrieren, bis es nicht mehr geht . . .