Ennepetal. . Heilung durch Handauflegen – das hatten zwei Männer auf einer illegalen Verkaufsveranstaltung in einer Ennepetaler Gaststätte ihren Gästen versprochen und hofften selbst auf einen belebendes Geschäft. Stattdessen kassierten sie eine Anzeige wegen versuchten Betruges und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren.
Mitarbeiter der Ennepetaler Stadtverwaltung ließen die Veranstaltung hochgehen, noch bevor jemand zu Schaden kam. Ein aufmerksamer Ennepetaler hatte der Stadtverwaltung den entscheidenden Tipp gegeben. Er war zur Jubiläumsfeier einer Waschmittelfirma eingeladen. Da ihm das nicht ganz sauber vorkam, schaltete er die Stadt ein. Die fand heraus, dass die am 12. Juni geplante Veranstaltung nicht angekündigt war.
Anfangsverdacht bestätigt sich
Stadtsprecher Hans-Günther Adrian erklärt: Notwendig zum Vertrieb von Waren oder Dienstleistungen bei solch einer Veranstaltung sei es, ein sogenanntes Wanderlager anzumelden – nach Paragraf 56 der Gewerbeordnung. „Doch das war nicht der Fall und der Anfangsverdacht bestand, dass die Veranstaltung illegal ist“, berichtet Adrian. Um auf Nummer sicher zu gehen und Rechtssicherheit zu haben, schickte die Stadt zwei Mitarbeiter zu der Verkaufsveranstaltung, als Vater und Tochter getarnt.
Die beiden gut gekleideten Männer, mittleren Alters, wie die „Gastgeber“ von den Ordnungsamtmitarbeitern beschrieben wurden, interessierten sich aber nicht für Waschmittel, sondern für die Krankheiten der meist älteren Besucher. 90 Minuten hätten sie den Leuten auf den Zahn gefühlt, über Tabletten und Schmerzen geredet, „um dann plötzlich die Lösung zu präsentieren, die es noch nicht in den Läden zu kaufen gibt“, erklärt Hans-Günther Adrian.
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Das „Magnetresonanztherapiegerät“, so der Name des Wundermittels, rege die inneren Organe an, stimuliere den Körper zur Selbstheilung und sei gut für den Dünndarm. „Das Gerät sieht aus wie selbstgezimmert“, sagt Adrian. Es ist etwa so groß wie ein DIN-A-4 großer Bilderrahmen und vibriert. Nachdem die Gäste selber einmal Hand anlegen durften, ging es mit Einzelgesprächen weiter, weil ja niemand gerne über seine Krankheiten in der Gruppe reden würde, so die Begründung der Männer.
Bis dahin gaben sich die beiden Stadtmitarbeiter nicht zu erkennen und beobachteten, wie ein älterer Herr nach dem Gespräch das Lokal verließ und die Frau zurückließ. Um Geld zu holen, wie sie später erfuhren. Denn nur, wer 1350 Euro in bar und das auch nur während der Veranstaltung auf den Tisch legte, durfte das „Magnetresonanztherapiegerät“ kaufen.
Getarnte Ordnungsmitarbeiter der Stadt alarmierten Polizei
Die beiden Ordnungsamtmitarbeiter ließen die Veranstaltung sofort platzen, holten die Polizei und forderten die beiden Männer auf, ihre Personalien offenzulegen. Während der eine seinen Ausweis rausholte, gab der andere an, seine Papiere aus dem Wagen zu holen. Er verschwand und ließ seinen Kollegen zurück. Der übrigens mit falschem Namen agierte und gleich die Kontaktdaten seines Anwalts parat hatte, wie die Ordnungsmitarbeiter in ihrem Protokoll vermerkten.
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Eine Masche, die Hermann Kipnowski schon oft erlebt hat. Der pensionierte Polizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, solchen „Verkäufern“ das Handwerk zu legen, die vor allem Senioren reinlegen, zu sogenannten Kaffeefahrten einladen und viel Geld für billige Waren haben wollen. Vor einigen Monaten hat die Stadt Ennepetal Kontakt zu dem Rheinländer aufgenommen, ihn seitdem immer mal wieder zu Rate gezogen, um solch windigen Veranstaltungen rechtzeitig zu erkennen, „um die Bürger zu schützen“, so Adrian.
Im März 2013 hatten Ordnungsamtmitarbeiter das erste Mal solch eine Verkaufsveranstaltung verhindert. Die fand übrigens auch in einer Kneipe statt, damals sollten aber nach einer Geschäftsaufgabe die Waren an treue Kunden übergeben werden. Auch hier wurde ein Verstoß gegen die Gewerbeordnung festgestellt, hinter der Einladung verbarg sich ein niederländisches Unternehmen, das deutsche Handelsvertreter beauftragte.
Wundergeräte sind beschlagnahmt
Auch hier waren Mitarbeiter „undercover“ unterwegs und gaben sich erst interessiert und verhinderten letztlich, dass die Menschen über den Tisch gezogen wurden. Der ältere Herr hat seine 1350 Euro, die er extra von Zuhause geholt hatte, übrigens behalten. Und die Wundergeräte sind beschlagnahmt worden.