Siegen. . Die Polizei warnt vor einer raffinierten Betrugsmasche bei Facebook. Zehn Menschen aus Siegen haben am Dienstag beim für Internetkriminalität zuständigen Kriminalkommissariat 2 Anzeige erstattet. Sie waren auf Trickbetrüger beinahe oder tatsächlich hereingefallen. Die Siegenerin Heike U. (49) erzählt von ihrem Fall.

Die Siegenerin Heike U. (49) erwischen die Gauner am Dienstag beim Kuchen backen. „Ich habe einen Tablet-PC, mit dem ich manchmal nach Rezepten im Netz suche.“ Heike U. nutzt auch den Facebook-Messenger – Mitteilungen von Freunden erhält sie als Nachricht auf ihrem Tablet. Kurz vor 14 Uhr ploppt eine Mitteilung einer Freundin ihrer Tochter auf: „Bitte schick mir mal Deine Telefonnummer.“ Was Heike U. zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Das Profil ihrer Bekannten wurde gehackt.

So funktioniert der Trick

Betrüger ziehen oft mit plumpen Maschen ihren Opfern Geld aus der Tasche. Diesen Trick bezeichnet die Polizei als raffiniert. Die Kriminellen verschaffen sich zunächst Zugang zu fremden Facebook-Accounts. Alternativ legen sie schlicht ein neues Facebook-Konto mit identischem Namen und gleichem Profilbild an. Sie klonen also ein Facebook-Profil. Dann senden sie Facebook-Freunden des gehackten Accounts Nachrichten mit der Bitte, ihnen die Handynummer zu schicken. Als Grund wird angegeben, die Nummer sei verloren gegangen. Die Telefonnummer geben die Betrüger schließlich bei einem Bezahldienst ein. Das Opfer erhält daraufhin einen Sicherheitscode aufs Handy und soll diesen Code über Facebook an den vermeintlichen Freund weiterleiten. Geschieht dies, können die Betrüger auf fremde Kosten einkaufen oder in einem Online-Casino spielen – denn bezahlt wird mit der Handyrechnung des Opfers.

Als Heike U. die Nachricht ihrer Bekannten liest, denkt sie: Vielleicht hat die junge Frau ihre Nummer verloren, vielleicht hat sie ihr Handy nicht dabei, auf dem die Telefonnummer von Heike U. gespeichert ist. Also verschickt die 49-Jährige per Facebook-Messenger ihre Handy-Nummer. Wenige Minuten später ploppt erneut eine Nachricht per Facebook-Messenger auf Heike Us. Tablet auf. „Hab Dir eine SMS geschickt. Kannst Du mir die Nummer schicken?“ Heike U. stutzt. Sie weiß: Die Freundin ihrer Tochter ist mit einer Jugendfreizeit in der Schweiz unterwegs. Ist sie in einer Notlage? Heike U. holt ihr Mobiltelefon. Sie hat tatsächlich eine SMS erhalten. Ein Zahlencode. Sie schickt ihn wie gefordert an den Facebook-Account.

Polizist wird selbst fast Opfer

Diese Masche ist recht neu“, sagt Polizeisprecher Georg Baum. Bundesweit seien bisher nur vereinzelt solche Fälle aufgetreten. Auch einem Polizisten aus Siegen wollten die Trickbetrüger am Dienstag das Geld aus der Tasche ziehen. „Dem Kollegen fiel aber auf, dass der Schreibstil nicht zu seinem Bekannten passte, dessen Profil gehackt wurde“, so Baum.

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Heike U. bemerkte den Betrug, als die Gauner Minuten später ein zweites, drittes und viertes Mal zuschlagen wollten. Immer wieder bekam sie SMS mit Zahlencodes, die sie an die vermeintliche Bekannte auf Facebook weiterleiten sollte. „Ich habe zurück geschrieben, dass ich erst mit ihr reden wolle.“ Als Antwort erhielt die Siegenerin krude Nachrichten in schlechtem deutsch. „Da war mir klar, dass ich auf etwas hereingefallen bin.“ Die 49-Jährige rief beim Online-Bezahlsystem Paypal an. Dort erfuhr sie: 63 Euro beträgt ihr Schaden. „Die wussten sofort, was los ist.“ Die Quittung erhält Heike U. jetzt am Ende des Monats mit der Mobilfunkrechnung. Sie erstattete Anzeige und lernte auf dem Polizeiflur weitere Opfer aus Siegen kennen. „Eine junge Frau hatte 250 Euro verloren“, erzählt sie.

Server der Betrüger im Ausland

Die Urheber des Betrugs sitzen im Ausland. Ein Mitarbeiter von Paypal habe ihr mitgeteilt, dass der Server, von dem die Phishing-Attacken ausgehen, in der Türkei sei. „Dass ich mein Geld jemals zurück bekomme, glaube ich nicht mehr“, sagt die Siegenerin.