Schwelm. . Direkt neben einer offiziellen Mountainbike-Anlage in Schwelm haben Unbekannte eigenmächtig eine Waldfläche gerodet und einen weiteren Parcours gebaut. Nun sollen die Verursacher ihre Umgestaltung rückgängig machen - doch wen die Stadt dafür belangen kann, ist schwierig.

Es war wohl als großer Freizeitspaß gedacht und ist nun ein Fall für die Behörden: Im Wäldchen am Höhenweg, wenige Meter abseits der Mountainbike-Strecke, haben bislang Unbekannte ohne Genehmigung eine Fläche von 30 mal 50 Metern komplett gerodet und offensichtlich mit schwerem Gerät zu einem Parcours umgestaltet. Leidtragende sind die Natur und bis dato die Stadt Schwelm.

„Das sieht aus wie eine Mondlandschaft“, sagt Ulrich Hildmann. Hier ein paar Krater, da ein paar Krater. Das gesamte Gelände wurde gerodet. Es steht kein Strauch mehr. Der Boden ist bis zur Lehmschicht abgetragen. Möglicherweise fielen auch Bäume dem Tatendrang zum Opfer. Ein frisch abgesägter dicker Ast deutet darauf hin. Der von der Unteren Landschaftsbehörde bestellte Landschaftswächter ist beim Anblick des Geländes einfach nur ergriffen. „Das kann doch nicht sein.“

„Wie viele braucht man dafür?“

Die Unbekannten haben das Gelände in leichter Hanglage für ihre Zwecke regelrecht neu modelliert. Bei den Kratern handelt es sich um kreis- und halbkreisförmige Steilkurven. In einigen befinden sich schon Reifenabdrücke von Fahrrädern. Seitlich wurden eine Buckelpiste und nicht unweit davon ein erdener Höcker angelegt. Für all dies wurde viel Erdreich ausgehoben und bewegt. Soviel scheint klar: Mit Schaufel und Spaten war das alles nicht zu machen.

Landschaftswächter Hildmann ist vergangenen Freitag über den Fall in Kenntnis gesetzt worden. „Wie viele Personen braucht man, um sowas zustande zu bringen? So groß, wie das ist - das dauert doch Wochen. Und das hat keiner mitbekommen?“ Hildmann kann es nicht glauben.

Entdeckt wurde die unerlaubte Anlage vor rund vier Wochen von einem Mitarbeiter des Forstamtes Ruhrgebiet. Die Behörde mit Sitz in Gelsenkirchen ist zuständig für das Wäldchen im städtischen Besitz. Uwe Spelleken, Leiter des Fachgebietes Hoheit, ist daraufhin nach Schwelm rausgefahren, um sich persönlich ein Bild zu machen. Anschließend habe die Behörde die Stadt darüber informiert und ihr die Frage gestellt, was es damit auf sich habe. „Die bei der Stadt waren auch erschrocken, als sie davon hörten“, berichtet Spelleken im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bürgermeister Jochen Stobbe bestätigte, dass die Aktion im Wäldchen mit der Stadt nicht abgesprochen war, geschweige denn, dass es dafür eine Genehmigung gab. Die Verwaltung sei inzwischen von mehreren Seiten auf die Anlage angesprochen worden. Unter anderem durch eine Anfrage in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung. Dort war die Sprache von einem Bagger, der im Gelände stand. Wie Stobbe erklärte, sei die Stadt dabei, die Verursacher zu ermitteln.

Mountainbiker im Visier

Ins Visier sind offenbar die Mountainbiker geraten, die auch den offiziellen Parcours nutzen. Das geht aus den Aussagen von Bürgermeister Stobbe hervor, der im Gespräch erklärte: „Ich habe nichts gegen die Jungs, aber das muss abgesprochen sein. So geht das nicht.“

Weil aber kein Verein dahinterstecke, sondern nur eine lose Gruppe oder Gemeinschaft, sei es schwierig, jemanden konkret haftbar zu machen, so Stobbe. Die Stadt werde aber auf jeden Fall auf den Rückbau der Anlage bestehen.

Weitere Baumschäden zu befürchten

Möglicherweise ist es damit nicht getan. Denn für das Forstamt Ruhrgebiet liegt hier ein klarer Fall einer nicht genehmigten Umwandlung eines Waldgebietes vor, wie Uwe Spelleken erklärte. Für die Behörde gebe es damit nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Umwandlung wird nachträglich von der Stadt beantragt und von der Behörde genehmigt. Das bedeute zwingend, dass Schwelm irgendwo im Stadtgebiet eine Ersatzwaldfläche gleicher Größe ausweist. Oder die unerlaubt umgewandelte Fläche wird in ihren Ursprungszustand zurückversetzt. „Das ist aber angesichts des Ausmaßes, was da gemacht wurde, eigentlich nicht mehr möglich“, erklärte Spelleken. Landschaftswächter Ulrich Hildmann wiederum befürchtet, dass der angerichtete Schaden in seinem ganzen Ausmaß noch gar nicht zu sehen ist.

Es wurden so scharfe und tiefe Kanten in das Gelände „geschnitten“, dass auch Wurzelwerk dicker Bäume beschädigt wurde. Erst in ein paar Monaten sei klar, ob die betroffenen Bäume das überleben, so Hildmann.

Für die Stadt Schwelm könnte all dies bedeuten: Kann sie die Verursacher nicht ermitteln, bleibt der Schaden an ihr hängen.