Schwelm. Mountainbiker sind eigentlich steinige Wege gewohnt. ...

Am 15. März dieses Jahres ist die Mountainbike-Strecke eröffnet worden. Die Radfahrer freuten sich und bretterten den Waldweg hinauf und hinunter. Heute sieht man sie eher selten. Foto: Archiv
Am 15. März dieses Jahres ist die Mountainbike-Strecke eröffnet worden. Die Radfahrer freuten sich und bretterten den Waldweg hinauf und hinunter. Heute sieht man sie eher selten. Foto: Archiv © WP

... Doch um ihre Trainingsstrecke im Wäldchen am Höhenweg zu bekommen, hatten sie sich Hindernissen stellen müssen, die eher politischer und bürokratischer Natur waren - ungewohntes Neuland für die Sportler. Doch wie sieht es heute auf der Strecke aus? Um es vorwegzunehmen: es herrscht offenbar ziemlich oft tote Hose.

Dem Bau der Strecke war eine kontroverse Diskussion vorangegangen. Unter den Anwohnern waren Befürchtungen laut geworden, dass Horden von Bikern die Strecke nutzen, mit ihren Rädern die Natur zerstören und in Vorgärten urinieren würden. Haben sich die Befürchtungen der Anwohner, knapp sieben Monate nach Streckeneröffnung, bewahrheitet?

Angefangen hatte alles vor etwa vier Jahren. "Ich bekam eine Anruf, dass ich mir in Linderhausen etwas im Wald ansehen sollte", erinnerte sich Bürgermeister Dr. Jürgen Steinrücke. Dort hatte sich ihm ein überraschender Anblick geboten. Mountainbiker hatten in Eigenregie eine Trainingsstrecke eingerichtet. "Das war ein riesiges Bauwerk", erzählte der Bürgermeister die Geschichte weiter, "und verstieß natürlich gegen etliche Vorschriften." Steinrücke forderte die Verantwortlichen dazu auf, sich bei ihm zu melden, damit die Hindernisse entfernt würden. "Danach wollten wir weitersehen", schilderte Steinrücke.

Die Verantwortlichen meldeten sich tatsächlich, traten in den Dialog mit dem Bürgermeister und schließlich entstand im Wäldchen am Höhenweg aus der Trainingsnotlage der Mountainbiker und einer illegalen Strecke mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher und dem Einsatz des Schwelmer Bürgermeisters eine legale Strecke für Mountainbiker.

Doch nicht jeder war daüber glücklich. Die eingangs erwähnten Vorurteile hatten besonders nahrhaften Boden bei einem ansässigen Bauern gefunden, der bei der gut besuchten Eröffnung im März dieses Jahres ein Frankfurter Kennzeichen an einem Auto entdeckt hatte. Zum Schutz vor solch einem überregionalen Andrang hatte er ein Wäldchen, das zu seinem Grundstück gehört und nahe der Strecke liegt, abgesperrt. "Das ist ein Missverständnis gewesen", berichtete Markus Franke, selbst begeisterter Mountainbiker, von der Schwelmer Gesellschaft für Stadtmarketing im Gespräch mit der WP. "Der Fahrer des Pkws ist ein Wittener Sportler gewesen, der mit dem Wagen seines Frankfurter Sponsors dort gewesen ist."

Die ganze Aufregung war offenbar umsonst. Heute herrscht auf der Strecke am Höhenweg oft tote Hose. Ein Rentner schaute bei der Nachfrage der WP überrascht. "Ach ja, die Strecke", sagte er und wirkte dabei, als rufe er sich schon längst Vergessenes ins Gedächtnis zurück. "Die wird ja kaum noch genutzt." Bei der Recherche der WP zogen sogar die zwei angetroffenen Mountainbiker die asphaltierte Straße vor. "Die Strecke ist ja eher was für junge Leute", argumentierte einer von ihnen.

Wird die Strecke also nicht oder nur wenig genutzt? - "Die Strecke findet hervorragenden Anklang", widersprach Markus Franke. "Doch sind die Hindernisse für die Nutzung bei Regen zu sensibel, und die Strecke richtet sich vom Schwierigkeitsgrad an erfahrene Sportler." Und: "Außerdem darf die Strecke nicht beworben werden. Aus diesen Gründen wird sie auch nur von einer kleinen und regionalen Mountainbike-Szene und bei schlechtem Wetter gar nicht genutzt."

"Auf jeden Fall", ist Markus Franke überzeugt, habe die Strecke ihre Berechtigung. "Mehr als eine Trainingsmöglichkeit für ortsansässige Mountainbiker sollte die Strecke niemals werden." Und auch der Bürgermeister bestätigt: "Was gewollt wurde, wurde erreicht." Und die Anwohner haben am Ende auch ihre Ruhe.