Schwelm/Ennepetal/Sprockhövel. . Die Aufregung war enorm. Anonyme Anrufer drohten am Donnerstagmorgen an vier Schulen in Schwelm, Ennepetal und Sprockhövel an, Bomben zünden zu wollen. An einer Hauptschule in Schwelm ging die Warnung vor einem Amoklauf ein. Zum Glück realisierten die Anrufer ihre Vorhaben nicht.

Schock an fünf Schulen in Schwelm, Ennepetal und Sprockhövel: Donnerstagmorgen zwischen 7.30 und 8 Uhr gingen Drohanrufe in den jeweiligen Sekretariaten ein. Die Anrufer drohten in vier Fällen an, Sprengstoff im Schulgebäude deponiert zu haben, in einem Fall, einen Amoklauf an der Schule zu starten.

Polizei sucht mehrere Täter

Von den Drohungen, dass Bomben im Schulgebäude versteckt seien, waren das Berufskolleg Ennepetal, die Dietrich-Bonhoeffer-Realschule Schwelm, die Pestalozzi-Förderschule in Schwelm sowie die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Haßlinghausen betroffen.

Einen Amoklauf hingegen soll der Gustav-Heinemann-Hauptschule in Schwelm angedroht worden sein. „Wir gehen in allen Fällen nicht von einer Ernsthaftigkeit aus“, sagt Polizeisprecher Klaus Vietor. Gleichwohl ermittele die Kriminalpolizei in allen Fällen.

Die Polizei geht von mehreren Tätern aus – Jugendliche oder junge Erwachsene. „Es waren ausschließlich männliche Anrufer, die von akzentfreiem Deutsch bis zu einem sehr starken Akzent gesprochen haben“, sagt Vietor. In den meisten Schulen gab es schnell Entwarnung. „Uns ereilte der Anruf um 7.30 Uhr. Wir erhielten eine Sprengstoffdrohung und sollten Geld bezahlen. In Absprache mit der Polizei konnten wir ziemlich schnell Entwarnung geben“, sagt Marco Unger, Konrektor der Schwelmer Realschule.

Ebenso verhielt es sich bei der Pestalozzischule in Schwelm. „Die Polizei war vor Ort, hat nichts festgestellt, so dass der Betrieb ungestört weiterlaufen konnte.“ Genauso verlief das Prozedere an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Haßlinghausen. „Wir haben nach der Bombendrohung umgehend die Polizei verständigt, die uns zunächst beruhigt hat“, sagt Schulleiter Christoph Uessem.

Die Beamten seien zügig zur Schule gefahren und in Absprache mit der Schulleitung lief der Betrieb normal weiter. Vor viereinhalb Jahren habe es allerdings an der Gesamtschule in Haßlinghausen bereits eine konkrete Amoklauf-Drohung gegeben. „Wir haben dann einen Tag die Schule geschlossen gehalten, glücklicherweise haben sich die Hinweise nicht bestätigt“, sagt Uessem.

Amokdrohung an der Hauptschule

Eine Sprengstoffdrohung ging auch im Sekretariat des Berufskollegs in Ennepetal an der Wilhelmshöher Straße ein. „Wir haben genau nach der Anweisung der Polizei gehandelt. Die hat sofort gesagt, dass wir den Schulbetrieb normal weiterlaufen lassen können“, so Schulleiterin Irmgard Höhn. Das Berufskolleg wird von 1700 Schülerinnen und Schülern besucht, die von 70 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden.

An diesen vier Bildungseinrichtungen bekamen die Kinder und Jugendlichen von der Aufregung hinter den Kulissen nichts mit.

Anders an der Gustav-Heinemann-Hauptschule in Schwelm. Bis zum Mittag herrschte auch in den Pausenzeiten gähnende Leere auf dem Schulhof. Stattdessen verbarrikadierten sich hinter den verschlossenen Klassenraumtüren Lehrer und Schüler, so wie sie es bei den Probe für den Ernstfall gelernt hatten. Ein Lehrer beruhigte seine Schützlinge auf einfache Weise, indem er bei Ertönen des Alarmsignals von einer planmäßigen Übung sprach.

In der Schwelmer Hauptschule soll die Amoklauf-Drohung um 7.55 Uhr eingegangen sein. In Absprache mit der Polizei griff der Kriseninterventionsplan. Nach einer entsprechenden Lautsprecherdurchsage, die auf einen möglichen Gewaltakt hinweist, zogen sich die Klassen- und Fachlehrer mit ihren Schülern in die Klassenräume zurück. „Der Anrufer hat gedroht, einen Amoklauf durchzuführen. Alle wussten sofort, was in solchen Fällen zu tun ist“, sagt Konrektor Lothar Schwarzer.

Das ist ein Krisenintervetionsplan

Nach den Amokläufen in Winnenden, Emsdetten oder Erfurt existieren in enger Absprache mit der Polizei an jeder Schule Pläne für derartige Notfälle.

Wann sie umgesetzt werden, entscheidet in letzter Konsequenz die Schulleitung.

Die Polizei lobt die hervorragende Zusammenarbeit mit den Schulen des Ennepe-Ruhr-Kreises auf diesem Gebiet.

Das Kollegium löschte in den Fluren und Klassenzimmern das Licht, um bei der Dunkelheit, die draußen noch herrschte, kein Ziel für einen möglichen Schützen von außerhalb zu bieten. „Zudem haben wir alle Eingänge kontrolliert. Ab 8.10 Uhr fühlten wir uns im Gebäude recht sicher“, sagt Lothar Schwarzer. Die erste große Pause fiel für die Schüler aus, ab 11.30 Uhr lief der Betrieb allerdings auch an der Hauptschule wie gewohnt weiter.

Kripo ermittelt

Auch hier rückten, wie an allen anderen Schulstandorten uniformierte Polizisten an, um die Lage an den Einrichtungen in Augenschein zu nehmen. „Um 8.45 Uhr waren aber alle Einsätze der Uniformierten beendet“, sagt Klaus Vietor.

Gleichwohl wertet die Polizei die Anrufe keineswegs als Dumme-Jungen-Streiche. „Wir nehmen diese Anrufe sehr ernst und hoffen inständig, dass sie keine Nachahmer finden.“ Die Kriminalpolizei hat auf jeden Fall die Ermittlungen aufgenommen und ist bestrebt, die Täter, die am gestrigen Morgen für so viel Aufruhr sorgten, zu fassen.