Ennepetal. . Der 22-Jährige, der am Dienstagabend in Ennepetal seine Ex-Freundin mit einem Schuss lebensgefährlich verletzt haben soll, schweigt zu der Schießerei. Der Mann, der des versuchten Mordes verdächtigt wird, war am Donnerstag in der Nähe des Tatorts festgenommen worden. Die Tatwaffe gehört offenbar dem Vater des Verdächtigen.
Nachdem der 22-Jährige, der am Dienstagabend seiner Freundin in den Hals geschossen haben soll, gefasst wurde, löst sich die Stadt Ennepetal langsam aus der Schockstarre. Dennoch diskutieren die Menschen darüber, wie es überhaupt so weit kommen konnte.
Der Ennepetaler, der am Donnerstag in einer spektakulären Aktion auf offener Straße festgenommen wurde, schweigt zu den Vorwürfen. Er wurde am Freitag in Hagen dem Haftrichter vorgeführt und will sich ohne anwaltliche Vertretung nicht zu den Vorwürfen äußern.
Mittlerweile steht fest, dass die Tatwaffe und eine Schrotflinte, die der Mann zusätzlich dabei gehabt haben soll, aus dem Fundus des Vaters kommen, bei dem der Verdächtige wohnte. Der Besitzer der Waffen ist geprüfter Jäger und Sportschütze und wurde durch den Ennepe-Ruhr-Kreis in der Vergangenheit regelmäßigen Prüfungen unterzogen. Die letzte Prüfung, ob die Waffen gesetzestreu verstaut sind, hat er erst in diesem Jahr ohne Beanstandungen hinter sich gebracht.
Vater des Verdächtigen erfüllte offenbar gesetzliche Vorgaben zum Waffenbesitz
Erwerb und Besitz von Schusswaffen und Munition richten sich nach den Bestimmungen des Waffengesetz (WaffG) sowie den Runderlassen des Innenministeriums des Landes NRW und der Allgemeinen Waffengesetz-Verordnung (AWaffV). Es gibt drei verschiedene Waffenbesitzkarten, die regeln, welche Pistolen und Gewehre jemand aufbewahren darf.
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Zur Erteilung sind Bedürfnis- und Sachkundenachweise, bei Sportschützen Bedürfnisnachweis des Sport- oder des angegliederten Teilverbandes, Nachweise und Belege über die sichere Aufbewahrung der Schusswaffen und der Munition sowie gegebenenfalls ein gültiger Jagdschein zu erbringen.
Obwohl der Vater des Verdächtigen augenscheinlich alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt hat, fürchten die heimischen Sportschützen um ihren guten Ruf. „Natürlich machen wir Sportschützen uns Sorgen, dass solch ein Vorfall genutzt wird, um wieder den Schießsport an den Pranger zu stellen“, erklärt Reiner Büdenbender. Er ist der Sportleiter der Milsper Sportschützen und lange Jahre Mitglied im Schützenverein. Das sei nach Winnenden so gewesen, das könnte auch jetzt wieder passieren, erklärt er.
Schützen fürchten nach Mordversuch um ihren Ruf
Auch wenn der 22-jährige Ennepetaler gar nichts mit dem Schießsport zu tun habe, würde der Blick sicherlich wieder auf die Schützen gerichtet. Dabei sei das Schießen in einem Verein etwas völlig Anderes, „zudem gibt es ein sehr strenges Waffengesetzt“. „Und trotzdem wird vieles auf den Schießsport zurückgeführt.“
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Vorurteile spielten dabei leider eine große Rolle, so Büdenbender. Er und Schützenkollegen anderer Städte hätten sogar die Erfahrung gemacht, dass Kinder, die den Schießsport betreiben, in der Schule immer wieder als potenzielle Attentäter abgestempelt werden.
Für Büdenbender völlig unverständlich. Zumal die Schützenvereine ohnehin Nachwuchssorgen hätten. „Das hat aber auch mit dem hohen Anspruch an die Sportart zu tun.“ Man müsse über einen langen Zeitraum sehr konzentriert sein, Atmung und Körper in Einklang bringen, starkes Feingefühl entwickeln.
Vielen Jugendlichen fehle da die Geduld. Bei den Milsper Schützen stößt der Nachwuchs deshalb meist erst im Erwachsenenalter zum Verein. Laut Gesetzgebung dürfen Kinder ab 14 Jahren im Verein mit einem Luftgewehr schießen, mit Kleinkalibern erst ab 16 Jahren.