Schwelm. Hat der 48-Jährige Schwelmer seine Ehefrau auf grausame Weise getötet? Die Ermittlungen zu dem brutalen Verbrechen gestalten sich kompliziert.
Zunächst sah bei dem brutalen Verbrechen an einer 50-Jährigen Schwelmerin alles nach einer recht klaren Geschichte aus. Die Frau wurde am Nachmittag des 28. Februar blutüberströmt mit zahlreichen Stich- und Schnittverletzungen im Garagenhof ihrer Wohnanschrift an der Moltkestraße gefunden. Die Ärzte konnten ihr Leben nicht mehr retten. Noch in der Nacht verhaftete die Polizei den Ehemann (48). Ein eindeutiger Femizid, der schnell aufgeklärt ist? Nein, denn die Lage stellt sich für die ermittelnde Hagener Staatsanwaltschaft deutlich komplizierter dar.
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Schon bereits wenige Tage nach der gausigen Tat griffen die Mordkommission, die beim Polizeipräsidium Hagen angesiedelt ist, und die Staatsanwaltschaft zu ungewöhnlichen Mitteln: Sie riefen nicht nur die Öffentlichkeit zu Hinweisen auf und fragten, ob jemand Kleidung gefunden hätte oder einen Mann beobachtet habe, wie er sich auszieht und seine Kleidung entsorgt. Um Ansprechpartner für die Bevölkerung zu sein, griffen die Beamten zudem zu außergewöhnlichen Mitteln und bauten eine mobile Polizeiwache mitten im Schwelmer Wilhelmspark auf, wo die Zeugen ihre Aussage machen konnten.
„Wir haben viele Hinweise bekommen, denen wir jetzt nachgehen werden“, teilten die Behörden nach der ungewöhnlichen Aktion vor etwa einem Monat mit. „Wir haben seitdem zahlreiche Zeugen vernommen“, sagt der ermittelnde Hagener Staatsanwalt Lukas Franke nun. Ebenso bestätigt er auf konkrete Nachfrage der Redaktion, dass die Ermittler weiterhin nach der Tatwaffe suchen. Laut Informationen dieser Zeitung ist auch die Tatkleidung bislang noch nicht aufgetaucht.
Eine Schwierigkeit scheint auch zu sein, dass es wohl keine direkten Tatzeugen gibt, die den 48-Jährigen konkret belasten. Dieser sitzt weiterhin in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Hagen. Zu den Vorwürfen, er habe die Mutter des gemeinsamen Sohnes umgebracht, die sich etwa ein Jahr vor ihrem gewaltsamen Tod von ihm getrennt hatte, schweigt der Schwelmer beharrlich.
„Der Mann gilt allerdings weiterhin als dringend tatverdächtig“, macht Staatsanwalt Lukas Franke deutlich. Dass sich das Blatt aufgrund der komplizierten Ermittlungen noch lange nicht zu Gunsten des Schwelmers gewendet hat, zeigt auch die Tatsache, dass sein Verteidiger Christoph Wortmann aus Gevelsberg bislang keine Haftprüfung für seinen Mandanten beantragt hat.
Grundsätzlich gilt - vorbehaltlich möglicher Verlängerungen unter bestimmten Voraussetzungen - eine Sechs-Monats-Frist für die Untersuchungshaft. „Ich gehe fest davon aus, dass wir diese Frist mit der Anklageerhebung nicht überschreiten werden“, benennt der Hagener Staatsanwalt sein klares Ziel in der Sache.
Theoretisch bliebe ihm und seinem Ermittler-Team also noch Zeit bis Ende August, um die Ermittlungen, die aktuell wegen Totschlags laufen, abzuschließen. Die Polizeibeamten waren unter anderem auf den Mann aufmerksam geworden, weil Zeugen bereits am Tatabend ausgesagt hatten, dass er in der Vergangenheit schon aggressiv gegenüber seiner Frau aufgetreten sein soll. Zu Anzeigen wegen häuslicher Gewalt soll es gegen den 48-Jährigen nach Informationen der Redaktion zuvor allerdings noch nicht gekommen sein.
Die Komplexität des Schwelmer Falls, der auf den ersten Blick so eindeutig aussah, verdeutlich allein schon die Tatsache, dass die Akte mittlerweile bereits schon auf etwa 1000 Seiten angewachsen ist. Noch sind zahlreiche Auswertungen vorzunehmen; beispielsweise von Dingen, die die Polizei bei den Durchsuchungen der Wohnung des Opfers und der Wohnung des potenziellen Täters sichergestellt hat.
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