Ennepetal. Die Pläne vom Ennepetaler Kämmerer, zwei Sportplätze zu verkaufen, sorgen für Ärger. Politik und Bürgermeisterin fallen ihm nun in den Rücken.
Ärger und Entrüstung waren vorprogrammiert und ließen auch nicht lange auf sich warten: Die Ennepetaler laufen wütend Sturm gegen die Pläne, die Sportplätze in Rüggeberg und am Büttenberg für jeweils für 2,1 Millionen Euro ersatzlos zu versilbern und dort Neubaugebiete entstehen zu lassen. Als Tim Strathmann, Kämmerer und seit Januar auch Beigeordneter der Stadt Ennepetal, diese in der vergangenen Woche im Stadtrat vorgestellt hatte, schwiegen die Lokalpolitiker und Bürgermeisterin Imke Heymann noch. Jetzt kassieren sie vor dem Ablauf einer Woche gemeinsam die Sparpläne des städtischen Finanz-Chefs, bevor diese überhaupt zur Abstimmung stehen. Überraschend deutlich lassen sie Tim Strathmann nun als Alleinverantwortlichen für diese Idee im Regen der massiven Kritik stehen.
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Kurzer Rückblick: Während der Sitzung des Rats der Stadt Ennepetal stellt Tim Strathmann seine Ideen für das Haushaltssanierungskonzept der Pleite-Kommune vor. Ein millionenschwerer Baustein: Im Jahr 2026 soll nach seinen Überlegungen der Verkauf des Sportplatzes in Rüggeberg 2,1 Millionen Euro in die leere Kasse spülen. Zwei Jahre später soll der Platz am Büttenberg dieselbe Summe einbringen. Ein Ersatz ist nicht geplant und auf den Flächen sollen Neubaugebiete entstehen. So zumindest lauten die schriftlich fixierten Vorstellungen des zweitmächtigsten Menschen im Ennepetaler Rathaus, wie die Stadt künftig zu genehmigungsfähigen Haushalten gelangen könnte.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Schließlich würden der SV Büttenberg und RW Rüggeberg ihre Heimat verlieren. Die Zukunft der gesamten Vereine in den Ennepetaler Außenbereichen stünde auf dem Spiel. Erschwerend für die Stimmungslage unter den Fußballern kommt hinzu: Erst vor wenigen Wochen hatte RW Rüggeberg mit der Bitte, einen Bolzplatz zu einem Trainingsgelände auszubauen, um dem Ansturm der vielen Kindern und Jugendlichen Trainingsmöglichkeiten bieten zu können, bei Bürgermeisterin Imke Heymann auf Granit gebissen. Die empfahl den Fußballern aus dem Höhendorf stattdessen einen Aufnahmestopp, was bei diesen für schwere Verstimmungen in Richtungen der Stadtverwaltung führte. Und genau in dieser aufgeheizten Atmosphäre kam die Verwaltungsspitze dann mit der Idee um die Ecke, nicht nur den Zusatzplatz zu verweigern, sondern gleich das ganze Gelände in zwei Jahren zu verkaufen und den Fußball-Ligen-Betrieb in Rüggeberg damit komplett stillzulegen.
Das Echo auf diese Idee traf die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung in aller Deutlichkeit. Und genauso klar setzt Bürgermeisterin Imke Heymann gemeinsam mit den Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP die Idee ihres Kämmerers nun auf das Abstellgleis.
Ideen kommen nicht zum ersten Mal auf
Schriftlich teilen sie am Dienstagmittag mit: „Der Kämmerer hat in seiner Haushaltseinbringung im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes in der letzten Woche den Verkauf von zwei Sportplätzen zur Diskussion gestellt. Als Kämmerer ist es seine Aufgabe, offen, ehrlich und ohne Vorselektion die bestehenden Möglichkeiten aufzuzeigen, um einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen. Die Entscheidung über die Maßnahmen treffen dann die Vertreter der politischen Fraktionen gemeinsam mit der Bürgermeisterin im Rat der Stadt.“
Und die kündigen bereits an, dem Beigeordneten Strathmann nicht zu folgen: „Die Haushaltslage ist sehr ernst und in den kommenden Wochen werden viele schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden müssen. Nach Rücksprache zwischen den Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Bürgermeisterin werden eine Schließung und ein Verkauf der beiden Sportstätten aber auch dieses Mal keine Mehrheit im Rat finden. Wir werden kaum Spielräume für neue Investitionen haben und Probleme bekommen, die bestehende Infrastruktur zu erhalten – eine Schließung von bestehenden Sportstätten steht aber nicht zur Debatte.“
Interessant in diesem Zusammenhang: Die beiden Maßnahmen waren bereits Vorschläge des vergangenen Haushaltssicherungskonzeptes und wurden damals schon mehrheitlich von der Politik abgelehnt. Nun scheint das Vorhaben erneut gestoppt zu sein, bevor es überhaupt ernsthaft überlegt werden konnte. Während die Vereine aufatmen dürften - sie befanden sich schließlich gerade in Protestvorbereitungen - lassen die Politik und Bürgermeisterin Imke Heymann den Kämmerer mit seinen Plänen im Regen stehen. Sie alle müssen jetzt beraten, wie sie die Stadt Ennepetal alternativ vor der Überschuldung retten können.
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