Ennepetal. Noch ist nicht vom Tisch, ob die Verkäufe der Plätze in Rüggeberg und Büttenberg tatsächlich kommt. Das befürchten die Vereine vor Ort.

Die Worte, die Christoph Mooren und Andreas Pauly für die Entscheidung der Verwaltung der Stadt Ennepetal zum möglichen Verkauf der Sportplätze Rüggeberg und Büttenberg wählen, sind deutlich. „Desolat“, „eine Katastrophe“, „Verzweiflung“ und „Todesstoß“ sind die Begriffe, die im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern der beiden Vereine RW Rüggeberg und SV Büttenberg, immer wieder fallen. Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Ennepetal hat die Verwaltung in ihrem Haushaltssicherungskonzept auch den Verkauf der beiden Sportanlagen zur Debatte gestellt. Dagegen laufen die beiden Vereine nun gemeinsam Sturm.

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Etwas mehr als 500 Menschen haben die Online-Petition der beiden Vereine bis zum Montagnachmittag bereits unterzeichnet. „Wir wollen der Verwaltung mit dieser Aktion zeigen, was diese Entscheidung für ein Echo erzeugt“, sagt Büttenbergs Andreas Pauly, der als sachkundiger Bürger für die Partei „Die Linke“ auch im Sportausschuss aktiv ist.

Sportplätze sind in Ortsteilen Raum der Begegnung

Die beiden Vereine RW Rüggeberg und SV Büttenberg befinden sich nach schwierigen Jahren während der Corona-Pandemie aktuell im Aufschwung. In beiden Klubs vereinen sich zurzeit rund 300 Kinder und Jugendliche, die Fußball spielen. „Wo sollen diese Kinder dann hin?“, fragt Pauly bezüglich eines möglichen Verkaufs der Sportplätze in den beiden Ortsteilen. „Ennepetal ist in den vergangenen Jahren ohnehin schon unattraktiver geworden, jetzt will man den Kindern auch noch den Raum für Bewegung nehmen“, sagt er weiter.

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Wir wollen der Verwaltung mit dieser Aktion zeigen, was diese Entscheidung für ein Echo erzeugt.
Andreas Pauly, Jugendleiter beim SV Büttenberg

Ähnlich wie Andreas Pauly kommentiert auch Christoph Mooren den möglichen Verkauf der Plätze, die dann zu Bauland werden könnten. Alleine dieser Fakt bringt den Rüggeberger Vorsitzenden, der erst vor kurzem bei einer Sitzung des Sportausschusses mit der Verwaltung bezüglich einer nicht möglichen Aufwertung der Anlage im Höhendorf heftig diskutiert hatte, in Wallung. „Das ist für mich komplett surreal. Wer kauft denn dieses Bauland? Das werden junge Familien sein, die dann vor Ort keinen Sportplatz mehr haben werden“, merkt Mooren an. Dies würde nicht zur Attraktivität des abgelegenen Ortsteils beitragen, weshalb der Vorsitzende die Überlegungen der Verwaltung als „desolat“ bezeichnet. „Das ist doch alles nicht zu Ende gedacht worden“, sagt er.

Vergleich mit anderen Kommunen hinkt

Für beide Vereine wäre ein Verkauf der städtischen Anlagen, die durch die Klubs betrieben und gepflegt werden, ein Todesstoß. „Da wird den Ortsteilen Kultur genommen, ein Ort des Zusammenkommens, der Gemeinschaft stiftet“, sagt Mooren. Zumal es angesichts der geografischen Lage der beiden Ortsteile auch nicht so einfach ist, sich ohne großen Aufwand einem anderen Verein in Ennepetal anzuschließen.

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Auch die von Kämmerer Tim Strathmann angesprochene, im Vergleich zu umliegenden Kommunen „hohe Sportplatz-pro-Einwohner-Dichte“ ist für die Vorsitzenden angesichts der Situation in den beiden Nachbarstädten Gevelsberg und Schwelm nicht nachvollziehbar. „Wir haben ja bereits Kinder aus diesen Städten, die zu uns kommen“, sagen sowohl Pauly als auch Mooren. In Ennepetal gibt es mit den beiden Anlagen in Rüggeberg und Büttenberg sowie den Plätzen am Voerder Tanneneck, dem Dorma-Sportpark und dem jüngst umfassend sanierten Bremenstadion insgesamt fünf Anlagen, in Schwelm sind es aktuell zwei, in Gevelsberg vier. Auch dort ist die Reaktivierung alter Sportplätze wie Rote Berge, Linderhausen oder Asbeck immer wieder ein Wunsch der Vereine, auch dort steht dem teilweise die finanzielle Situation der jeweiligen Kommunen im Wege. „So einen Vergleich von Herrn Strathmann kann ich nicht ernst nehmen“, sagt Christoph Mooren.

Mooren greift Zitat der Bürgermeisterin auf

Verständnis herrscht für die aktuelle Situation des Kämmeres, in der jede Möglichkeit zu Einsparungen oder der Generierung neuer Erlösquellen bedacht werden muss. Wirtschaftlich sei das nachvollziehbar, allerdings sei ein Verkauf von zwei Sportplätzen angesichts des klaffenden Millonenlochs im Haushalt nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, für den das Leben in der Stadt im Nachhinein einen hohen Preis zahlen müsse.

Wenn die Kasse leer ist, kann ich auch kein Geld ausgeben.
Christoph Mooren, Vorsitzender bei RW Rüggeberg

Die Stadt habe sich durch Misswirtschaft und Ankäufe wie dem Hotel Rosine, dem baufälligen Bahnhof an der Stadtgrenze zu Gevelsberg oder dem Hesterberg-Gelände selbst in eine Situation gebracht, in der sie nun stecke. „Die Bürgermeisterin hat uns gesagt: Wenn eine Party voll ist, ist die Party voll. Dem kann ich entgegnen, dass wenn eine Kasse leer ist, man auch kein Geld ausgeben kann“, sagt Christoph Mooren. Bürgermeisterin Imke Heymann hatte seinem Verein angesichts der nicht realisierbaren Wünsche des Vereins bezüglich einer Sanierung oder eines Ausbaus der Anlage in Rüggeberg mit diesen Worten zu einem Aufnahmestopp geraten.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels wurde Andreas Pauly als Vorstandsvorsitzender des SV Büttenberg bezeichnet. Pauly ist Jugendleiter und damit Vorstandsmitglied. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.