Schwelm. Im Fall der getöteten Schwelmerin richtet die Polizei nun eine spezielle mobile Wache ein. Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen.

Es war ein brutales Verbrechen, das sich am vergangenen Mittwoch, 28. Februar, in einem Schwelmer Hinterhof an der Moltkestraße ereignet hat: Anwohner fanden dort eine 50-jährige Nachbarin übersät mit Stich- und Schnittverletzungen in einer großen Blutlache, deren Leben die Mediziner nicht mehr retten konnten. Noch in der Nacht - nur wenige Stunden nach der blutigen Tat - nahm die Polizei den 48-jährigen Ehermann fest, der als dringend tatverdächtig gilt, seine von ihm getrennt lebende Frau getötet zu haben.

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Der Schwelmer soll schon vor der Tat auffällig im Verhalten seiner Noch-Ehefrau gegenüber geworden sein, so dass sich die Mitglieder der Mordkommission, die für den Fall beim Polizeipräsidium Hagen eingerichtet ist, schnell auf ihn konzentrierten. Derzeit befindet sich der 48-Jährige in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Hagen.

Um die grausamen Vorfälle an diesem Nachmittag rekonstruieren und klar feststellen zu können, wie und durch wen die Schwelmerin umgebracht worden ist, geht die Mordkommission nun ungewöhnliche Wege: Einerseits wendet sie sich mit ganz konkreten und detaillierten Fragen an die Bevölkerung, in der Hoffnung, dass es Zeugen gibt. Andererseits werden die Ermittler mit einer mobilen Wache in Schwelm vor Ort sein, um ausschließlich Hinweise zu dem Umständen des Todes der Schwelmerin aufzunehmen.

Die Polizei untersuchte den Tatort - das Wohnhaus der Getöteten - intensiv und sicherte zahlreiche Spuren.
Die Polizei untersuchte den Tatort - das Wohnhaus der Getöteten - intensiv und sicherte zahlreiche Spuren. © Alex Talash | Alex Talash

Im Vorfeld der mobilen Wache, die am Mittwoch, 6. März, in Schwelm installiert wird, richten sich die Ermittler in dem Schwelmer Tötungsdelikt nun mit konkreten Fragen an die Bevölkerung:

„Wer hat am besagten Tattag - Mittwoch, 28. Februar 2024 - im Zeitraum zwischen 15.50 und 17 Uhr, im unmittelbaren Tatortbereich (insbesondere in der Moltkestraße, dem Wilhelmspark beziehungsweise den umliegenden Straßen wie Wilhelmstraße, Hauptstraße, Kaiserstraße und dortigen Parkplätzen) verdächtige Feststellungen gemacht? Konnten Sie eine männliche Personen beobachten, die sich auffallend nervös verhalten oder verfolgt gefühlt hat?

Haben Sie irgendwo im Bereich von Schwelm am Tattag im Zeitraum von 16 bis 0 Uhr verdächtige Feststellungen im Zusammenhang mit einer männlichen Person gemacht? Hat sich diese Person gegebenenfalls irgendwo ihrer Kleidung entledigt und sich umgezogen oder diese zum Beispiel in einem öffentlichen Mülleimer entsorgt?

Haben Sie am Tattag oder später im Bereich von Schwelm gut erhaltene Kleidung in öffentlichen Bereichen aufgefunden?

Haben Sie am Tattag oder später herrenlose digitale Endgeräte (PC, Notebook, Tablet, Smartphone) gefunden?

Können Sie generell sachdienlichen Hinweise zur Tat beziehungsweise zum Täter geben?“

Ist die Sache also doch nicht so eindeutig, wie die schnelle Festnahme des Ehemannes - der weiterhin in Untersuchungshaft sitzt - zunächst einmal vermuten ließ? Da lassen sich die Behörden aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht zu tief in die Karten blicken, wollen zunächst belastbare Ergebnisse erzielen. Dazu können alle, die sachdienliche Angaben machen können, beitragen.

Der Tatverdächtige wurde dem Haftrichter in Hagen vorgeführt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Der Tatverdächtige wurde dem Haftrichter in Hagen vorgeführt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. © Alex Talash | Alex Talash

Am Mittwochnachmittag, 6. März, im Zeitraum von 15.30 bis 17 Uhr, werden dementsprechend uniformierte Beamte mit einer mobilen Wache im Wilhelmspark in Schwelm als Ansprechpartner für alle vor Ort sein, die in dieser Sache etwas zu berichten haben. „Hier können Sie direkt Ihre Hinweise geben“, teilt die Polizei mit. Für diejenigen, die an diesem Nachmittag keine Möglichkeit haben, persönlich vor Ort zu sein, nimmt die Mordkommission Hinweise unter der Rufnummer 02331/9862066 entgegen. „Scheuen Sie sich nicht, die Polizei über Ihre Feststellung zu informieren. Jeder Ihrer Hinweise könnte der entscheidende sein“, teilt Tino Schäfer, Pressesprecher der Hagener Polizei mit.

Mit Sicherheit wird auch die Motivlage von entscheidender Bedeutung werden. Nach Informationen dieser Zeitung hat sich die Finanzbeamtin vor etwas mehr als einem Jahr von ihrem Mann getrennt, der sie nun auf brutalste Art und Weise auf dem Garagenhof ihres Wohnhauses umgebracht haben soll. Der 48-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen, als er zu seine Wohnung zurückkehrte und die Polizei schon auf ihn wartete. In der Folge schwieg er zu den Vorwürfen. Im Gespräch mit dieser Zeitung hatte dessen Verteidiger Christoph Wortmann aus Gevelsberg mitgeteilt: „Ich werde mich nun zunächst einmal intensiv in die Sache einarbeiten. Dann werden wir entscheiden, ob wir uns äußern.“

Vor dem Hauseingang an der Moltkestraße haben die Menschen mittlerweile Kerzen angezündet, Blumen niedergelegt und ein Foto der Getöteten aufgestellt. Sie stellen sich die gleiche Frage wie die Ermittler: Warum musste die Schwelmerin sterben?

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