Schwelm. Die Eröffnung des neuen Aldi und Lidl in Schwelm steht bevor. Von der modernen Technik wird auch die Kundschaft profitieren.
Ob für den kleinen Snack, fürs Mittagessen oder für den großen Wocheneinkauf. Irgendwann muss jeder einkaufen gehen. Sechs Tage die Woche sind die Lebensmittelläden meist für die Kunden geöffnet, haben frische Artikel, gekühlte und tiefgekühlte Ware bereitstehen und schaffen es, dass die große Fläche im Sommer immer angenehm kühl und im Winter angenehm warm ist. Gibt es dabei eigentlich eine Möglichkeit, solche großen Filialen energieeffizienter und umweltschonender zu planen?
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An der Viktoriastraße in Schwelm werden schon seit Anfang des Jahres Aldi und Lidl gebaut. Am 9. November ist Neueröffnung beider Discounter-Filialen. So langsam nehmen die Neubauten Gestalt an. Was nicht sofort zu erkennen ist: Die Gebäude sind so konzipiert, dass die Unternehmen es schaffen, energieeffizienter und nachhaltiger zu sein.
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„Wir haben mit Aldi ein gemeinsames Agreement zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt“, erklärt Jörg Beensen, Immobilienleiter Lidl. Das bedeutet: Aldi und Lidl nutzen in den Filialen an der Viktoriastraße nahezu identische Techniken, um Energie einzusparen und umweltbewusster zu sein.
Energieschonend ohne dass die Kunden es sehen
Die erste Frage, die bei dem Anblick des noch leeren Raumes aufkommt? Wie heizt man so einen großen Raum, ohne unnötig Energie zu verschwenden? 1400 Quadratmeter reine Verkaufsfläche stehen sowohl Lidl als auch Aldi zur Verfügung.
„Wir nutzen mittlerweile standardmäßig eine Betonkernaktivierung“, erklärt Jörg Beensen. Sowohl die Heizung als auch die Klimaanlage funktioniere dabei über den Fußboden. „Das ist ein bisschen wie eine Fußbodenheizung, nur kann das System eben beides – heizen und kühlen“, führt Jörg Beensen weiter aus.
Auch in der anliegenden Aldi-Filiale sorgt eine Betonkernaktivierung für ein angenehmes Raumklima. Das Besondere dabei? „Wir arbeiten mit einer Wärmerückgewinnung“, sagt Marco Miete, Leiter Immobilien und Expansion Aldi. „Die Heizung speist vom Kühlsystem“, so Jörg Beensen.
Die entstehende Abwärme der Kühlregale im Verkaufsraum und der Kühllager im hinteren Bereich der Filialen wird genutzt, in den Boden geleitet und so das Gebäude geheizt. Im Sommer kann die Energie der Abwärme zur Kühlung des Verkaufsraums genutzt werden, ergänzt Marco Miete, „Das ist ein sehr gutes System, was sich bewährt hat.“
Intelligentes Glas bei starker Sonne
Um eine gute Luftqualität für die Kunden zu garantieren, wird die Luft in den Läden immer wieder ausgetauscht. „Wir messen die Luftqualität über CO2-Fühler“, erklärt Jörg Beensen eine weitere versteckte Technik in den beiden Filialen. So wird gemessen, ob und wie viel von der Luft ausgetauscht werden muss, um unnötige Arbeit zu vermeiden. Denn: So muss auch nur die Luft neu erwärmt werden, die auch benötigt wird.
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Wenn man sich die große Glasfront der Lidl-Filiale genauer anguckt, fällt auf, dass das Glas in mittlerer Höhe dunkler scheint als unten. Nein, da spielen einem die Augen keinen Streich, sondern das ist tatsächlich so. Und dafür gibt es auch eine ganz einfache Erklärung: „Das ist monochromes Glas. Die Scheiben verdunkeln sich bei Sonneneinstrahlung automatisch“, weiß Jörg Beensen. Denn so schön Glasfronten auch sein mögen, im Sommer heizt sich der Raum so nur noch mehr auf. Dadurch dass sich die Gläser automatisch abdunkeln, muss das Unternehmen das Gebäude bei starker Sonne nicht zusätzlich kühlen. Diese Technik nutzt die angrenzende Aldi-Filiale nicht.
Begrünung und Solarenergie
Noch sind die Dächer der beiden Gebäude leer, doch schon bald werden hier Photovoltaikanlagen stehen. „So kommen beide Gebäude ohne fossile Brennstoffe aus“, erklärt Marco Miete. Da die Gebäude ausschließlich über die Abwärme der Kühlregale heizen und kühlen, gibt es in den Filialen keine Gastherme mehr.
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Der Teil des Daches, auf dem kein Photovoltaik gelegt werden wird, wird begrünt. Und nicht nur da sollen Pflanzen angesät werden. „Alle Freiflächen, die uns zur Verfügung stehen, werden begrünt“, so Nadine Flüchter, Portfoliomanagement Lidl.
Auf dem Parkplatz werden noch Bäume gepflanzt, auf den Flächen rund um den Aldi und Lidl Markt wird jeweils noch Gras ausgesät und eine Blühwiese eingerichtet. „Auf den Blühwiesen wird auch jeweils ein Insektenhotel stehen, damit die Tiere auch hier einen Lebensraum finden“, ergänzt Nadine Flüchter.
Sobald die Baustelle abgeschlossen ist, können die Samen verteilt werden. „Und dann müssen wir mit der Natur gehen. Das volle Ergebnis wird aber aufgrund der Witterung und der Pflanzperioden erst im kommenden Frühjahr final zu sehen sein.“
Neben den normalen Parkplätzen finden sich natürlich auch Fahrradständer vor den Discountern, und auch E-Ladesäulen werden auf dem Gelände installiert werden. „Es stehen mindestens zwei Ladesäulen auf beiden Seiten, also vier am ganzen Standort“, weiß Jörg Beensen.
Umweltbewusstsein bei Aldi und Lidl
Keine fossilen Brennstoffe mehr, intelligentes Glas, Lebensraum für Insekten und ein nachhaltiges Heiz- und Kühlsystem. In und an den neuen Filialen auf dem alten Zassenhaus-Gelände in Schwelm finden sich viele offensichtliche und versteckte Techniken, die die Gebäude energieeffizienter und das Gelände umweltbewusster gestalten. „Für uns ist das selbstverständlich. Als großes Unternehmen haben wir auch eine Verantwortung“, erklärt Nadine Flüchter. Und weiter: „Neubauten eröffnen auch die Möglichkeiten neue Techniken einzubauen. Das ist bei einem Bestand leider nicht möglich.“
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