Gevelsberg. Zwölf Jahre hat der Freundeskreis den Friedhof Lindengraben in Gevelsberg ehrenamtlich gepflegt. Jetzt hört er auf. Zu groß ist der Frust.
Der „Freundeskreis evangelischer Friedhof Lindengraben“ hat seine Arbeit nach zwölf Jahren und nach eigenen Angaben mehr als 2000 geleisteten Stunden aufgegeben. Die Gruppe von Ehrenamtlern hatte aufgelassene Gräber auf dem evangelischen Teil des Areals von Wildwuchs befreit und abgestorbene Sträucher und Bäume entfernt. Auch hat sie Wege frei gehalten und noch vorhandene Grabsteine befreit, wenn sie zugewuchert waren.
Langfristiges Ziel des Freundeskreises war es, den nach eigener Beschreibung parkähnlichen Charakter des Friedhofes Lindengraben in Gevelsberg zu erhalten. Ein Ziel, das die Evangelische Kirchengemeinde nicht teilt, was schon in der Vergangenheit für Ärger bei den Ehrenamtlichen gesorgt hat.
Der Freundeskreis beklagt mangelndes Interesse und fehlende Unterstützung durch die Gemeinde. Die Gemeinde argumentiert, dass Geld und Personal fehlten und sie sich deshalb auf die Verkehrssicherungspflicht für den Friedhof beschränke, dessen Schließung in der Vergangenheit bereits beschlossen wurde. Die Gemeinde bedauert nach eigener Aussage dennoch, dass der Freundeskreis seinen Einsatz beendet hat.
Rede von Verwilderung des Friedhofes
„Gründe für die Beendigung sind das Desinteresse der Kirchenleitung und des Presbyteriums an unserer Gemeindearbeit, eine fehlende nachhaltige, zukunftsorientierte Friedhofskonzeption und fehlende Synergien in der Friedhofspflege“, hatte Heiko vom Bruch als Mitglied des Freundeskreises stellvertretend für die Gruppe an die Gemeinde geschrieben. „Wiederholt haben wir in den letzten eineinhalb Jahren die Gemeindepfarrer auf die Missstände aufmerksam gemacht und um Klärung gebeten, leider ohne Erfolg. Wir müssen hier festhalten, dass die mangelnde reguläre Friedhofspflege und die Beendigung unseres Einsatzes schnell zur Verwilderung des Friedhofes führen werden.“
Bis zum vergangenen Jahr habe er noch eine Chance gesehen, gegen die Verwilderung des Friedhofs-Areals anzukommen, sagt Heiko vom Bruch. „In der Kooperation hätten wir gegen die Verwilderung ankommen können. Aber es gibt keine Kooperation.“ Gemeint ist eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Um sein Projekt am Lindengraben auch unter fachlicher Beratung weiterzuentwickeln, hatte sich der Verein 2021 bei einem mit öffentlichen Geldern finanzierten Biodiversitätscheck beworben, seinen Antrag aber wieder zurückgezogen, weil ein Presbyteriumsbeschluss über einen finanziellen Eigenbetrag der Gemeinde im Raum gestanden habe. Laut Aussage des Freundeskreises „ein Gremium, das für den Friedhof und die Arbeit des Freundeskreises bislang keinerlei Interesse gezeigt und dem Freundeskreis keine Gelegenheit gegeben hat, die Beweggründe für die Projektteilnahme darzustellen.“
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Der Freundeskreis hat seine Arbeit auch als Beitrag zur Heimatgeschichte gesehen. „Wir haben auch Grabsteine von alten Familien aus Gevelsberg freigelegt. Das hat uns immer Freude gemacht“, sagt vom Bruch.
Zu wenig Personal und Geld
„Ich habe große Hochachtung vor denen, die sich ehrenamtlich einbringen, das gilt auch für den Freundeskreis“, sagt Pfarrer Thomas Weber in seiner Funktion als aktueller Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg. „Ich finde schade, dass der Freundeskreis aufhört und kann nachvollziehen, dass die Ehrenamtlichen frustriert sind.“ Er sei froh und dankbar für deren Arbeit.
Gleichzeitig räumt er ein, dass es auch Versäumnisse vonseiten der Gemeinde gegeben habe. „Beim Biodiversitätscheck ist der Eindruck entstanden, es gebe kein Interesse“, gibt Weber zu. Die Gemeinde müsse sich im Nachhinein fragen: Warum haben wir den Freundeskreis mit dem Projekt nicht ins Presbyterium eingeladen? Warum haben wir es nicht im Gemeindebrief vorgestellt?
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Pfarrer Weber kommt aber auch wieder auf das Grundproblem aus Sicht der Gemeinde zu sprechen: „Hinter der Umgestaltung zu einer Parklandschaft steckt ganz viel Arbeit.“ Selbst die Stadt Gevelsberg habe die Übernahme des Friedhofes Lindengraben als Park aus Kostengründen abgelehnt. Er bittet um Verständnis, dass die Gemeinde finanziell und personell andere Gedanken habe als einen Friedhof, der in Zukunft geschlossen wird. Schon vor Corona sei es zunehmend schwieriger geworden. Pfarrer Thomas Werner sei als Ansprechpartner für die Friedhöfe gesundheitlich bedingt vorzeitig in den Ruhestand gegangen. „Dann kam Corona und es gab andere Themen“, erklärt Pfarrer Weber weiter.