Gevelsberg. Überraschende Wende auf Industriebrache: Die Stadt Gevelsberg kauft eine Fläche, um darauf eine neue Dreifachsporthalle zu bauen.
Die Stadt Gevelsberg kauft einen Teil des früheren Dieckerhoff-Guss-Geländes, um darauf eine neue Dreifachsporthalle zu errichten. Das hat die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Redaktion bestätigt und danach umfassend über die Pläne informiert. Bürgermeister Claus Jacobi rechnet mit einer Investition in zweistelliger Millionenhöhe in den kommenden Jahren.
Die neue Halle soll energetisch auf dem neuesten Stand sein und den Vereinen ein neues Zuhause bieten, die aktuell die Sporthallen an der Neu- und der Körnerstraße nutzen. Die beiden Grundstücke möchte die Stadt künftig anders entwickeln.
Aktuell laufen auf der Industriebrache an der Oststraße noch die Abbrucharbeiten. Von den alten Dieckerhoff-Hallen ist so gut wie nichts mehr übrig. Die Höckmann Immobilien GmbH aus Holzwickede plant dort sozialen Wohnungsbau. Die ursprünglich ebenfalls angedachte Behindertenwerkstatt mit circa 150 Arbeitsplätzen ist laut Investor mittlerweile wieder vom Tisch.
Energie und Klimaschutz
Von einem städtebaulich ganz anderen Wurf spricht Bürgermeister Jacobi mit Blick auf den Kauf des Grundstücks und die neue Halle. Gleichzeitig sieht er darin eine zukunftsweisende Nachfolge für die beiden Hallen an der Neustraße (Baujahr 1954) und der Körnerstraße (Baujahr 1962). „Die Hallen sind in die Jahre gekommen“, erklärt Jacobi. Unter energetischen und klimaschutztechnischen Gesichtspunkten müsse nun etwas passieren.
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„In den vergangenen Monaten sind Ideen entwickelt worden, auf dem Dieckerhoff-Gelände eine großzügige und moderne Sporthalle anzusiedeln, die eine Infrastruktur für das Vereinsleben bietet“, so der Bürgermeister weiter. Diesbezüglich habe sich die Stadt bereits mit dem Sportausschuss-Vorsitzenden Gerd Vollmerhaus (SPD) und Vertretern der Vereine zusammengesetzt. In den beiden alten Hallen sind aktuell die SEG, der VfL Gevelsberg und der TSV zuhause. Sie sollen sich in die Entwicklung der neuen Anlage mit einbringen können. Auch die politischen Fraktionen in Gevelsberg sind mit im Boot.
Die Stadt kauft dem Eigentümer des früheren Dieckerhoff-Geländes eine circa 9000 Quadratmeter große Fläche ab. Dort gibt es aus ihrer Sicht zum einen ausreichend Platz für eine neue Dreifachsporthalle. Außerdem könnten circa 60 Parkplätze geschaffen werden. Über die Hagener Straße sei auch eine gute ÖPNV-Anbindung möglich. Darüber hinaus ist die Rede von Erweiterungsoptionen für ein Lehrschwimmbecken und/oder ein Vereinsheim. Aktuell alles noch Zukunftsmusik. „Die Planung startet im nächsten Jahr“, erklärt Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt.
Eigentümer investiert Millionen
So viel kann Investor Stephan Höckmann aber schon sagen: „Der Deal ist unter Dach und Fach.“ Er freut sich und lobt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Gevelsberg. Mit seinem Familienbetrieb möchte er die etwa 32.000 Quadratmeter große Industriefläche wiederbeleben. „Wir haben ähnliche Projekte in Herne und Dortmund gemacht“, sagt Höckmann. Alleine für den sozialen Wohnungsbau mit rund 5500 Quadratmetern Wohnfläche plant er mit seinem Unternehmen, um die 20 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Die Pläne für eine Behindertenwerkstatt hätten sich wegen gestiegener Kosten aber zerschlagen. „Und dann hat die Stadt gefragt, ob es möglich wäre, zu kaufen“, verrät Höckmann.
Die Gevelsberger Vertreterinnen und Vertreter aus Sport und Politik sehen darin einen Glücksgriff. „Ich denke, dass diese Geschichte eine tolle Sache sein wird“, sagt Wolfgang Voß als Erster Vorsitzender des TSV Gevelsberg 1862. Er hofft, dass die Vereine mit einer neuen Halle auch mehr Jugendliche ansprechen können.
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Gerd Vollmerhaus als Vorsitzender des Ausschusses für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit freut sich vor allem darüber, dass die Vereine in den Planungsprozess mit einbezogen werden sollen. CDU-Fraktionschef Hans-Günther Adrian würde sich freuen, wenn in der neuen Halle künftig auch Wettkämpfe ausgetragen werden könnten und Platz für Publikum sei. „Wichtig ist, dass die Nähe zur Schnellmarkschule da ist“, findet Grünen-Fraktionsvorsitzender Wolfram Thiel. Generell sei das Gelände gut zu erreichen, auch wenn es nicht innerstädtisch sei. Die neue SPD-Fraktionsvorsitzende Christina Bösken schließt sich ihren Vorrednern an und findet ebenfalls Lob für die Pläne.
Neue Wohnungen an Neustraße?
Bis die neue Halle fertig ist, müssten die alten Hallen noch in Schuss gehalten werden, erklärt Claus Jacobi, wie es an der Neu- und der Körnerstraße weitergeht. „Danach können wir eine Nachfolgenutzung machen“, sagt er. An der Neustraße geht der Bürgermeister von neuem Wohnraum aus.
An der Körnerstraße macht es aus seiner Sicht Sinn, sich das gesamte Quartier einschließlich der alten Feuerwache anzusehen und über eine Entwicklung nachzudenken. Da in der alten Feuerwache aktuell noch Geflüchtete untergebracht seien, könne die Stadt dazu aber noch nichts sagen.