Gevelsberg/Ennepetal. Die Ennepe sorgte für Aufregung. Das Wasser färbte sich braun. Wir erklären, was passiert ist - und auch die Folgen.
So sieht die Ennepe normalerweise nicht aus: Am Montag wirkte der Fluss, der sich durch die Gevelsberger Innenstadt schlängelt, wie eine braune Brühe. In den sozialen Netzwerken herrschte Aufregung und Verwunderung. Am Morgen danach war von dem Braun nicht mehr viel zu sehen. Wir haben nachgefragt und herausgefunden, was passiert ist.
Ein Anruf bei Wolfgang Schweer, dem Vorsitzenden des Angel- und Gewässerschutzvereins. Wenn einer weiß, wie es der Ennepe geht, dann der passioniere Gewässerschützer. „Grund für das braune Wasser ist eine Baustelle bei der Firma ABC“, teilt er am Telefon mit. Diese habe für Verwirbelungen der Sedimente am Grund des Flusses gesorgt, was das Wasser verfärbt hat.
Elektrobefischung am Freitag
Doch was wird gerade bei ABC gemacht? Die Baustelle an sich gibt es bei ABC schon länger. Grund dafür ist ein Betonbalken am Gebäude, der sich zur Ennepe hin im vergangenen Jahr gelöst hätte – offenbar eine Spätfolge des Extrem-Hochwassers im Juli 2021. Jetzt wurde eine Stützmauer davor gesetzt, um den Bereich zu sichern. „Aktuell sind wir dabei, die Baustelle wieder rückzubauen“, teilt Deniz Yürekli mit.
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Er ist bei ABC beschäftigt und Stellvertreter von Michael Horn, Leiter des Objektmanagements und des Mietwesens der ABC-Gruppe. Auf Nachfrage dieser Zeitung erläutert er, dass derzeit die Ennepe wieder hergestellt wird. Um die Baustelle zu erreichen, hätten Steine aus dem Gewässer entfernt werden müssen, diese würden nun wieder eingesetzt. Er betont, dass alles in Absprache mit der Unteren Wasserbehörde geschehen würde und die Ennepe in den vorherigen Stand gesetzt werde.
Das bestätigt auch Wolfgang Schweer. Auch er hatte Kontakt mit der zuständigen Behörde und sei von der Firma ABC angefragt worden, eine Elektrobefischung zu machen. Er stellte den Kontakt zu den Fachleuten her, die am Freitag in einem großen Umkreis der Baustelle die Fische aus dem Wasser geholt und einige Kilometer entfernt wieder ins Wasser gesetzt haben.
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„Das macht man, um die Fische zu schützen. Diese Verwirbelungen können nämlich die Kiemen verstopfen“, erklärt der passionierte Gewässerschützer. Die Tiere könnten so verenden. Immer wenn Baumaßnahmen in der Ennepe in Gevelsberg oder Ennepetal stattfinden, sind die Ehrenamtlichen des Angel- und Gewässerschutzvereins gefragt.
Zuständige Behörde beteiligt
„Doch in diesem Fall war die Verfärbung der Ennepe erheblich“, sagt Wolfgang Schweer. Am Dienstagmorgen hat er sich selbst ein Bild von der Ennepe und der Baustelle auf Ennepetaler Stadtgebiet gemacht. Mittlerweile ist die Ennepe wieder viel klarer. Und bei ABC ist eine zweite Sedimentsperre in der Ennepe montiert worden.
„Wir haben zusätzliche Strohballen in das Wasser gesetzt und eine zweite Filtersperre eingesetzt“, erklärt Deniz Yürekli. Es sei sofort reagiert worden. Eine Gefahr habe nicht bestanden, macht er deutlich. Es handle sich um Sand aus der Ennepe, der durch die zusätzliche Maßnahme noch besser aufgefangen werden soll, damit sich so eine Einfärbung des Wassers nicht wiederholt. Auf der Baustelle sei alles positiv verlaufen, und auch das Öl, mit denen die Baumaschinen betrieben werden, sei ökologisch abbaubar. Es würden auch keine Fremdmaterialien genutzt, verdeutlicht der Mann von ABC.
Wolfgang Schweer ist froh, dass ABC sofort gehandelt habe. Damit nicht noch mehr braune Suppe die Ennepe hinab fließt. Ob das Ökosystem an der Baustelle Schaden genommen haben könnten, das kann er nicht sagen. „Das werden wir erst dann sehen, wenn die Fische zurückkehren.“ Er erklärt, dass der Untergrund eine Art Steinchensystem ist, das die Strömung durchspült, dort leben Kleinstlebewesen. Wenn die ersticken, das kann bei massiven Sedimentverwirbelungen passieren, verlieren die Fische die Nahrungsgrundlage. „Dann ziehen die Fische weiter.“
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Und was ist mit dem braunen Wasser der Ennepe? „Ich gehe davon aus, dass da keine Fische zu Schaden gekommen sind“, erklärt Wolfgang Schweer. Am Montag, so beobachteten es einige Gevelsbergerinnen und Gevelsberger, hätten die Enten das braune Wasser gemieden. Am Dienstag waren sie wieder da.