Gevelsberg. Harald Apfelbaum ist einer der ältesten Wirte Gevelsbergs. Länger als vier Jahrzehnte betreibt er sein Lebenswerk: Die Kneipe „Unter den Linden“.

In den verwinkelten Gassen der Stadt Gevelsberg verbirgt sich eine Kneipe, die wie ein lebendiges Zeitzeugnis wirkt. Hier steht Harald Apfelbaum, mit seinen mehr als 80 Jahren einer der ältesten Wirte Gevelsbergs, seit mehr als vier Jahrzehnten hinter dem Tresen. Die Kneipe „Unter den Linden“ ist nicht nur ein Ort des geselligen Beisammenseins, sondern ein Stück gelebte Tradition.

Als Harald Apfelbaum im Jahr 1977, im zarten Alter von 35 Jahren, die Kneipe übernahm, hatte er bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Als ursprünglich gelernter Kfz-Mechaniker fand er seine Berufung nebenberuflich in der Gastronomie. Er kellnerte und legte als DJ in der bekannten Disco „Kupferschale“ in Hagen-Haspe auf.

Doch als er die Gesellenprüfung bestand, entschied er sich mutig für den Schritt in die Selbstständigkeit und übernahm „Unter den Linden“. „Diese Kneipe ist mein Lebenswerk. Hier fühle ich mich zuhause und hier habe ich mein ganzes Herzblut reingesteckt“, sagt er heute darüber. „Die Menschen, die hierherkommen, sind wie eine große Familie für mich.“

Ehefrau Karin 2020 verstorben

Von Anfang an stand ihm seine Frau Karin zur Seite, bis sie im Jahr 2020 leider verstarb. Die beiden bildeten ein unschlagbares Team, das mit Herz und Seele die Kneipe führte. Die Nachricht ihres Todes erschütterte nicht nur Apfelbaum, sondern auch seine treue Stammkundschaft.

Die urige Kneipe selbst hat Apfelbaum im Wesentlichen so belassen, wie er sie einst übernommen hatte. Hier hängt sein Herz dran, und das spürt man bei jedem Besuch. Die Anfangsjahre waren nicht leicht. Als junger Wirt hatte Apfelbaum es mit einer älteren Stammkundschaft zu tun, doch mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen gelang es ihm, neue treue Gäste zu gewinnen.

Die Corona-Pandemie hat die Situation für Apfelbaum aber erschwert. Die Stammkundschaft ließ nach und die Umsätze haben sich bis heute nicht vollends erholt. Der Verlust seiner Frau während dieser schwierigen Zeit raubte ihm zusätzlich den Antrieb. Dann geschah etwas, das Apfelbaum neuen Mut schenkte. Einige seiner treuesten Stammgäste überraschten ihn mit einer Komplettrenovierung der Kneipe, während er sich im Urlaub befand. Sie taten dies aus tiefster Dankbarkeit und um ihm die Last der Arbeit abzunehmen, die er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr tragen konnte.

Die Kneipe als Lebenselixier

Hinter der Theke und an den Wänden der Kneipe hängen Erinnerungen vergangener Tage. Kirmeskrüge, Pokale, Fotos von Sportmannschaften sowie Urkunden und Auszeichnungen für sein langjähriges Engagement schmücken den Raum und erzählen von Apfelbaums vielfältigen Beziehungen. Mit anderen Kneipenbetreibern hat Apfelbaum heute nur noch wenig Kontakt. Sein Fokus liegt auf seinen Gästen und seinem eigenen kleinen Reich. Um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen, hat Apfelbaum drei bis vier Aushilfen, die er liebevoll „Engel“ nennt.

Gulaschessen zu Heiligabend

Die Gaststätte „Unter den Linden“ befindet sich in der Teichstraße 19a in Gevelsberg. Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr, Sa, So in der Regel 16 bis 22 Uhr, Mi Ruhetag, Fr Ende offen, So ab 18 Uhr.

Die von Apfelbaum gespielte Musik versetzt die Gäste in vergangene Zeiten, hauptsächlich sind es Hits aus den 70er und 80er Jahren. Die Kneipe bietet ausschließlich Getränke an, mit einer Ausnahme: An Heiligabend verwöhnt Apfelbaum seine Stammkunden mit einem Gulaschessen als Dankeschön für ihre Treue.

Wenn man Apfelbaum nach seinen Wünschen fragt, antwortet er bescheiden: „Dass es wieder bergauf geht und wieder so wird wie vor Corona.“ Doch Kneipen und Bars hatten auch schon vor Corona weitaus weniger Zulauf als beispielsweise noch in den 80er- und 90er-Jahren.

Harald Apfelbaum ist ein lebendiges Zeugnis vergangener Tage. Mit seiner Kneipe „Unter den Linden“ hält er die Tradition hoch und beweist, dass Gastfreundschaft und familiäre Atmosphäre zeitlos sind. Solange es seine Gesundheit zulässt, wird er seinen geliebten Gästen erhalten bleiben, denn die Kneipe ist sein Lebenselixier.