Gevelsberg. Gevelsbergs neuer Hammerschmied Lutz Kornowski hat zugeschlagen. Aber auch gut? So lief sein erster offizieller Auftritt beim Kirmesabend.
Keine zwei Wochen mehr, bis in Gevelsberg die schrägste Kirmes Europas wieder an den Start geht. Und die Leute sind heiß darauf, es in der längsten Nacht des Jahres wieder so richtig krachen zu lassen. Das Fieber in ihnen steigt, wie sich an der ausgelassenen Stimmung erkennen lässt, die beim Kirmesabend in der bunt geschmückten Halle West herrscht. Das für diesen Abend zusammengestellte Programm, durch das Dorfschulze Sascha Hilger mit viel Schwung und Witz führt, wartet mit tollkühner Akrobatik, zahlreichen Lachsalven, engagierten Kirmesgruppen und Powermusik auf.
„Auf die Zuschauer wartet ein Mix aus Brauchtum, Comedy und der Auftritt unseres neuen Hammerschmieds“ versprechen der Vorsitzende vom Gevelsberger Kirmesverein, Markus Loetz, sein Stellvertreter Manfred Bärenfänger und Geschäftsführer Carsten Neef.
Erster Auftritt des neuen Hammerschmieds
Für das Trio ist es das letzte Mal, dass man die Gäste in dieser Konstellation persönlich begrüßt. Denn wie berichtet, werden Neef und Bärenfänger im kommenden Jahr bei der Jahreshauptversammlung aus dem Vorstand ausscheiden. Noch sei alles so wie in den vergangenen 20 Jahren, beantwortet Carsten Neef die Frage, wie es sich anfühlt letztmalig in offizieller Funktion am Kirmesabend mitzuwirken. Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Frag mich dass lieber noch einmal im nächsten Jahr.“
Punkt 20 Uhr – die Hells Bells von AC/DC ertönen und die Standartenträger der Gevelsberger Kirmesgruppen ziehen gemeinsam mit den Vorsitzenden bzw. deren Vertreter in die Halle ein. Das Publikum steht, spendet Applaus und jubelt.
Countdown für Gevelsberger Kirmes
Sind sie es doch, die alljährlich mit ihren Mitgliedern am Kirmessonntag einen Zug auf die Straße bringen, der das Publikum begeistert und, wie viele immer wieder sagen, die Rosenmontagszüge in Köln und Düsseldorf oftmals sogar in den Schatten stellen. Doch wie sieht es momentan zeitmäßig eigentlich auf den Bauplätzen aus?
Neugierig fragt Sascha Hilger beim Vorsitzenden der Kirmesgruppe „Pinass Brumse“ nach und bekommt als Antwort die klare Aussage: „In 14 Tagen um 13.30 Uhr sind alle Gruppen am Start.“ Worte, die nicht nur das Publikum zufrieden stellen, auch die beiden Vorsitzenden Loetz und Bärenfänger zeigen ihren Daumen nach oben.
Sie sind es dann auch, die vor Beginn des Bühnenprogramms erst einmal noch die Ehrungen für eine 50-jährige aktive Teilnahme am Gevelsberger Kirmesgeschehen vornehmen. Unter dem Applaus des Publikums erhalten Ralf Gerke und Horst Peter Dehn von der KG „Börkey“ sowie Andreas Kalin von der KG „Pinass Brumse“ ihre Urkunden.
Nach diesem offiziellen Teil geht es Schlag auf Schlag weiter. Was folgt ist ein Feuerwerk der guten Unterhaltung, bei dem oftmals kein Auge trocken bleibt. Und den Anfang machen Felix Gromm und Joel Timmerbeil, Das „Brumse-Börkey-Duo“ interpretiert als Rudi und Heidelinde mit viel Klamauk eine Variation von „Ein Loch ist im Eimer“ und beschreibt die Bemühungen ein Loch im Eimer zu reparieren. Im Anschluss geben sich dann der Ennepetaler und der Schwelmer „Berni und Ert“ die Ehre. Dahinter verstecken sich der langjährige Gevelsberger Hammerschmied Bernd Matthäi sowie der Vorsitzende der Dacho Schwelm, Enzo L. Caruso.
Mitgebracht haben sie zudem auch noch ihren imaginären Hund Hermann-Pasqual, den man kurzerhand in die Obhut von Bürgermeister Claus Jacobi gibt, um mit Slapstick, Gesang und Lyrik über die Bühne wirbeln zu können. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Stadtoberhaupt, da dieser ja immer mal wieder selbst mit seinem Dackel Hermann bei Veranstaltungen auftaucht.
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Während die Volmefunken aus Haspe musikalisch mit ihrem neuen Showtanz „Old but Gold“ durch die Zeit reisen, angefangen in 60er-Jahren, und dabei oftmals ihre Beine in die Höhe schwingen, brechen die Kirmes-Allstars zu einer Reise um die Welt auf, auf der zahlreiche bekannte Lieder zu hören.
16 Kirmesverrückte aus acht Gruppen begeistern mit ihrer dazu einstudierten Choreographie, manch perfektem Hüftschwung, einer gekonnten Fahrt auf dem Skateboard und humorvollen Einlagen das Publikum. Die Halle West, sie bebt. Und dann ist er da, der Moment auf den viele gewartet haben.
Usse Hamerschmiet Lutz Kornowski hält Einzug. Der jüngste in der Riege der Symbolfigur, beweist, wie schon seine Vorgänger, dass auch er keinesfalls auf den Mund gefallen ist. „Mein Name ist Lutz, ich bin 27 Jahre alt, ich bin der neue Hammerschmied und das Allerbeste, ich komme sogar aus Gevelsberg“, ruft er in die Menge und fügt hinzu, dass er mit und auf der Kirmes groß geworden sei, zwischen Papillon und Tunnel, gegenüber vom Brumse-Bierstand, gewohnt hätte und mit zweieinhalb Jahren erstmals beim Kirmeszug mitgelaufen sei. „Mehr Kirmes geht nicht.“
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Mit einem zwinkernden Auge hebt er hervor, dass er als Symbolfigur der Kirmes die Kirmesgruppen in den anderen Städten wie Voerde, Schwelm und Haspe vertreten würde. Er sei somit ein Aushängeschild, so wie Claus Jacobi für Gevelsberg. „Den Gevelsberger Hammerschmied erkennt Ihr an dem Hammer, den Gevelsberger Bürgermeister erkennt Ihr an dem Dackel.“
Für diesen Seitenhieb gibt es ein Daumen hoch vom ersten Bürger der Stadt. Kornowski erinnert aber auch daran, dass 1963 mit Horst Engstfeld der erste Hammerschmied an den Start gegangen sei. Und aus diesem Grunde, so sagt er, veranstalte man am 22. Juli auf dem Schulhof hinter der vhs eine „Hammerschmied-Sommersause“. Bezüglich einer Absage gäbe es keine Ausrede, da „das Bordell in der Brüderstraße ja nicht kommen wird“. Also könnte man auf „60 Jahre Hammerschmied“ anstoßen.
Bevor er zum Abschluss seiner kleinen Rede allen eine tolle Kirmes wünscht, geht kurz noch ein Gruß in Richtung Gevelsberger Höhendorf, wo sich die 13. Kirmesgruppe gegründet hat. „KG Silschede wo seid ihr – herzlich willkommen in der Familie.“ Applaus brandet auf und man sieht Lutz Kornowski seine Erleichterung an. Der neue Hammerschmied – er hat seine Feuertaufe bestanden. Mit Helmut Sanftenschneider und John Doyle füttern gleich zwei aus Funk und Fernsehen bekannte Stand-Up-Comedians, das Publikum mit Gags und Witzen am Fließband. Sanftenschneider, der unter anderem schon auf dem ZDF-Traumschiff moderierte, persifliert einschlägige Sommer-Hits, um die vermeintlichen Klischees aufs Korn zu nehmen, die Urlauber auf so einem Luxusdampfer erleben. Angefangen bei der pedantischen Pünktlichkeit der Mahlzeiten. Aus Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ wird „Abendbrot um halb acht.“
Wenn es um ausufernde Busfahrten im Urlaub geht, da textet der Comedian einfach mal spontan den Pippi Langstrumpf-Song eigensinnig um: „Hey, Pippi-Pause, Pippi hier, Pippi da, Pippi hoppsala.“ Natürlich zum mitsingen. John Doyle indes sorgt spontan, witzig, nicht ganz jugendfrei und immer mit sympathischen Akzent für Lacher. Immer wieder wirft er Zitate in englischer Sprache in den Raum. Immer wieder kommt er zurück auf sein Thema, die Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen. „Wir, in den USA, lieben das Wort ,Fuck“, aber ihr Deutschen, ihr flucht viel genauer und präziser.“ „Du kannst mich mal kreuzweise“ würde es da zum Beispiel heißen, und nicht einfach nur „du kannst mich mal“ Dies sei eine sehr detaillierte Angabe und der Beschimpfte wüsste dann genau, wie er sich zu verhalten hätte.
Auch wenn er sich so mancher Klischees bedient und sich zum Beispiel am „Strammen Max mit zwei Eiern“ erfreut, seine offenherzigen Art macht Doyle einfach nur sympathisch. Nach dem Finale mit allen Künstlern lassen die Organisatoren und Besucher den Kirmesabend partymäßig bei Livemusik von „Smithy“ ausklingen. Gute Stimmung und eine volle Tanzfläche sind dabei garantiert. Ein großes Dankeschön muss man abschließend auch noch der HSG aussprechen, die nicht zahlreiche Snacks zum Verzehr im Angebot haben sondern an zwei Theken Höchstleistungen bringen, um die vielen durstigen Gäste den ganzen Abend mit Flüssigkeitsnachschub zu versorgen