Ennepetal. Der Versuch der Stadt Ennepetal, die Heilenbecke an der Firma A.W. Schumacher zu renaturieren, ging daneben. Nun soll ein neuer Anlauf erfolgen.

Eigentlich sollte die Heilenbecke schon längst nicht mehr unter den Betriebsgebäuden der Firma A. W. Schumacher hindurchfließen. Um den dort schon vor vielen Jahrzehnten in ein gemauertes Bett gezwängten Fluss zu befreien, war ein alternativer Fließweg in die benachbarte Aue modelliert worden. Doch das Wasser widersetzte sich insbesondere in Folge des Hochwassers vom Juli 2021 der Renaturierung und floss nach kurzer Zeit bereits wieder – zumindest überwiegend – in alten Bahnen. Nun will die Stadt Ennepetal einen neuen Anlauf nehmen.

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In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen hatte die Stadt das Ziel verfolgt, den Fluss ökologisch zu verbessern und zugleich dem Hochwasserschutz Genüge zu tun. Auf einer Länge von etwa 400 Metern wurde im Jahr 2020 inmitten der freien Wiesenfläche neben dem seit 1873 dort ansässigen Gießereibetrieb ein sogenanntes Initialgerinne ausgebaggert (wir berichteten). Das Wasser sollte sich in dem Bereich seinen Weg selber suchen – was es zunächst auch tat. Die Mulde war nicht schnurgerade wie der bisherige Flusslauf, sondern schlängelnd angelegt und mit Felsbrocken versehen worden. So sollte die Fließgeschwindigkeit verringert werden. Dies und die Rückstaumöglichkeit in der Aue sollten den Hochwasserschutz verbessern. Darüber hinaus konnten zwei Wehre, die Hindernisse für die heimischen Fische und wichtige Kleinstlebewesen darstellten, aus dem Wasserlauf herausgenommen werden.

„Zwei Ereignisse, der Starkregen im Sommer 2021 und stärkere Niederschläge schon früher in dem Jahr, haben dafür gesorgt, dass die Fläche in Gänze überformt wurde“, erklärt Ulrich Höhl, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen und Umwelt. Aufgrund der neuen Ausgangslage habe man eine neue Geländevermessung vorgenommen. „Die gesamte Maßnahme soll nun im Rahmen des Wiederaufbauplans des Landes nachgearbeitet werden.“ Das Land NRW hatte einen Fonds eingerichtet, um Kommunen beim Wiederaufbau und der Beseitigung von Schäden an öffentlicher Infrastruktur in Folge des Hochwassers im Juli 2021 zu unterstützen.

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Ulrich Höhl erklärt, dass man tiefgreifendere Modellierungen vornehmen müsse, um das angestrebte Ziel, die Heilenbecke ganz aus ihrem alten Flussbett herauszuhalten, besser abzusichern. Auch die Felsblöcke, die in das neu modellierte Flussbett eingebracht worden waren, gaben der Kraft des Wassers nach und schwammen davon. „Die haben von ihrer Dimensionierung her nicht ausgereicht, da ist schwereres Material vonnöten“, sagt Ulrich Höhl. Man müsse auch schauen, wo im weiteren Verlauf der Heilenbecke die weggeschwommenen Blöcke und weiteres Geröll eventuell herausgeräumt werden müssten.

Etwa 280.000 Euro hatte die Renaturierungsmaßnahme ursprünglich gekostet, 90 Prozent davon steuerte das Land bei. Als Kosten für die Nacharbeiten hat die Stadt Ennepetal 100.000 Euro bei der Meldung für den Wiederaufbauplan angegeben. Er gehe davon aus, dass diese Mittel auch in voller Höhe bewilligt würden, so Höhl.

Projekt 2017 auf den Weg gebracht

Das Renaturierungsprojekt für die Heilenbecke im Bereich von A. W. Schumacher hatten das Unternehmen und die Stadt 2017 auf den Weg gebracht.

Bis dato war die Heilenbecke unter dem Firmengebäude hindurchgeflossen. Der Betrieb war 1873 von Wilhelm Schumacher als Hammerwerk gegründet worden. Damals spielte die Nutzung der Wasserkraft noch eine Rolle, doch das ist längst Geschichte.

Als die Stadt die Anlieger der Heilenbecke darüber informierte, dass man an der Heilenbecke tätig werden müsse um die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen und das städtische Hochwasserschutzkonzept umzusetzen, ergriff Geschäftsführerin Anna Luisa Schumacher die Gelegenheit zur Zusammenarbeit. Das Unternehmen hatte selbst schon Pläne ausgearbeitet, wie der Flusslauf verlegt werden könnte.

Wann die Heilenbecke vollständig durch ihr neues, naturnahes Bett fließen wird, steht noch nicht fest. Dadurch, dass die Stadt mit Jahresbeginn die Gewässerunterhaltungspflicht an den Ruhrverband übertragen hat, befinde man sich momentan in einer Warteposition. Johanna Hartmann, die bei der Stadt für die Maßnahmen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und das Hochwasserrisikomanagement verantwortlich ist, befinde sich in enger Abstimmung mit dem Ruhrverband, welche Projekte bereits laufen beziehungsweise auf dem Weg sind. Noch für die erste Jahreshälfte sei eine gemeinsame Begehung der Gewässer im Stadtgebiet vorgesehen, so Höhl. „Bei der Nachbesserung an der Heilenbecke handelt es sich jedenfalls um eine Maßnahme, die wir nicht zu weit nach hinten schieben wollen.“