Schwelm. Die Schwelmerin Dana Häniche leidet an einer unheilbaren Krankheit. Ihre Nieren und ihre Leber sind von Zysten übersät. Das ist ihre Geschichte.

Auf den ersten Blick wirkt die Schwelmerin Dana Häniche wie eine ganz normale, kerngesunde Frau. Doch hinter der Fassade verbirgt sich eine emotionale Geschichte. Denn die zweifache Mama, die stets ein Lächeln auf den Lippen hat, leidet an einer unheilbaren Krankheit. Silvester hat seit 2017 eine ganz besondere Bedeutung für sie. Denn hier feiert sie ihren zweiten Geburtstag. Silvester 2017 war der Tag, der ihr Leben rettete, der Tag, an dem die Schwelmerin eine neue Leber bekommen hat.

Der bekannte Organspendeausweis.
Der bekannte Organspendeausweis. © WP | Sophie Beckmann

Dass Dana Häniche an einer unheilbaren Krankheit leidet, weiß sie bereits, seit sie ein kleines Kind ist. Es ist die polyzystische Nierenerkrankung. Eine Erbkrankheit, bei der es zur Bildung von flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen, auch Zysten genannt, in beiden Nieren kommt. Bei Dana Häniche haben sich die Zysten auch in der Leber gebildet. Diese hat sich im Laufe der Jahre so vergrößert, dass es irgendwann hieß: Wenn die Schwelmerin keine neue Leber bekommt, wird sie sterben. „Ich habe das aber immer weit von mir weg gedrängt“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Zwar hat sie die vergrößerte Leber im Laufe der Jahre immer weiter eingeschränkt, Bewegungen fielen ihr schwer, sie war oft abgeschlagen, doch sie hat sich nicht unterkriegen lassen, hat sogar in den Jahren 2001 und 2007 zwei Kinder zur Welt gebracht. „Natürlich hat man sich da schon Gedanken gemacht, da es eben eine Erbkrankheit ist“, sagt die Schwelmerin, als sie über ihre Kinder spricht. Doch ihre Krankheit war für sie nie ein Punkt zu sagen, dass sie keine bekommen möchte.

Seit ihre beiden Kinder auf der Welt sind, geht sie mit ihnen regelmäßig zu Fachärzten und Kinderärzten, lässt sie stetig untersuchen. „Früher, zu meiner Zeit, war das mit den ganzen Untersuchungen noch nicht so wie heute. Da war die Medizin noch nicht so weit“, sagt sie. Rückblickend bereut sie keinesfalls, dass sie das Glück und Wunder erleben durfte, Mama zu werden und zu sein. Auch wenn bei einem ihrer Kinder die erbbare Krankheit nicht ausgeschlossen werden kann. „Heutzutage gibt es ganz andere Möglichkeiten in der Medizin.“

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Zustand verschlechtert sich

Lange Zeit hat die 50-Jährige ihr Leben in vollen Zügen genossen, doch bereits vor elf Jahren, im Jahr 2012, spürte sie, wie enorm ihr die vergrößerte Leber zu schaffen macht. „Da habe ich gedacht, jetzt muss etwas gemacht werden“, erzählt Dana Häniche. So war sie seit 2012 Patientin in der Uniklinik Essen. Da ging es jedoch erst einmal in vielen Gesprächen um das weitere Vorgehen. „Ich habe das trotzdem versucht, weiter wegzuschieben. Ich bin auch weiter arbeiten gegangen“, sagt die gelernte Bauzeichnerin. Doch der Zustand der Leber verschlechterte sich stetig. „Ich wurde oft gefragt, wann es denn so weit sei“, erzählt sie heute und dabei kommt sogar ein Lächeln über ihre Lippen. Denn das von Zysten übersäte Organ war so groß, dass Dana Häniche für Außenstehende wie eine Frau mit einem Schwangerschaftsbauch wirkte.„Irgendwann habe ich dann auch gemerkt, dass ich mich nur erschwert bewegen konnte, auch das Essen fiel mir total schwer, weil die Leber überall gedrückt hat. Ich war ständig müde und schlapp.“ Dennoch lebte die Schwelmerin mit ihrem geschädigten Organ noch fünf Jahre weiter.

Dana Häniche aus Schwelm hat durch eine Leberspende ein neues Leben geschenkt bekommen. Heute leistet sie Aufklärungsarbeit und hält Vorträge. 
Dana Häniche aus Schwelm hat durch eine Leberspende ein neues Leben geschenkt bekommen. Heute leistet sie Aufklärungsarbeit und hält Vorträge.  © IKZ | Miriam Mandt-Böckelmann

Im Jahr 2017 wurde es dann richtig ernst. Dana Häniche musste auf die Spenderliste gesetzt werden, ohne neue Leber würde sie nicht mehr lange leben. Es wurde richtig ernst. Trotz der Situation hat die zweifache Mutter versucht, die Situation weiter zu verdrängen. „Ich habe mich gar nicht richtig damit auseinandergesetzt.“ Am Ende ist sie froh darüber, denn noch im gleichen Jahr hat sie dann die Nachricht erhalten. „Am 31. Dezember um 00.30 bekam ich dann den Anruf, dass es soweit ist“, erinnert sie sich. „Ab da ging es für mich total schnell.“ Über Silvester wurde Dana Häniche operiert, eine gute Freundin und gleichzeitige Arbeitskollegin hat sie begleitet, steht ihr bis heute nah, unterstützt sie. „Die war viel nervöser als ich, ich war da relativ entspannt“, blickt sie auf den entscheidenden OP-Tag zurück.

Dana Häniche aus Schwelm hat eine Leber transplantiert bekommen.
Dana Häniche aus Schwelm hat eine Leber transplantiert bekommen. © Dana Häniche | Dana Häniche

Leber wiegt fast zehn Kilo

Um die vier Stunden wurde die Schwelmerin operiert, hat eine neue Leber transplantiert bekommen. Ihre mit Zysten übersäte Leber wurde ihr entnommen: „Die war neuneinhalb Kilo schwer“, sagt sie. Zum Vergleich: Eine normale, gesunde Leber wiegt zwischen ein und zwei Kilo.

Als sie aus dem OP kam, sei eigentlich alles gut verlaufen, erzählt sie. Doch bevor sie richtig aus der Narkose erwachte, musste sie wieder operiert werden. „Es hatte sich ein Thrombus gebildet“, sagt sie. „Als ich dann das erste Mal wach wurde, dachte ich, jetzt hörst du gleich Knaller, weil ich dachte, es sei Silvester.“ Doch es war bereits der 3. Januar. „Das war natürlich vor allem für meine Angehörigen extrem hart.“ Dennoch ist am Ende alles gut verlaufen.

Doch der Weg zurück ins normale Leben war trotz neuer, funktionierender Leber schwierig. „Man wird wach und die Muskeln haben so abgebaut, ich war so schwach, das war wirklich erschreckend.“ Nach acht Tagen auf der Intensivstation kam sie auf eine normale Station und von dort aus in die Reha. „Ich musste mit einem Rollstuhl in die Reha, weil ich so schwach war.“ Doch beim Antritt der Reha hat sich die 50-Jährige bereits vorgenommen: Sie möchte ohne Rollstuhl oder Rollator dort rauskommen. Nach insgesamt eineinhalb Monaten, genau genommen am 22. Februar, war sie wieder zuhause.

„Natürlich brauchte ich am Anfang noch viel Unterstützung“, erzählt die Bauzeichnerin. Doch die hat sie bekommen – von allen Seiten. „Die Hilfe war riesig und das ist auch ganz wichtig“, sagt sie. Man müsse wissen, dass man sich auf Menschen verlassen kann, Menschen für jemanden in solch einer Zeit da sind. Bereits in den darauffolgenden Sommerferien hat sie wieder begonnen, zu arbeiten – per Wiedereingliederung. „Ich wollte anfangen, mich um mich selbst zu kümmern und so kam ich Stück für Stück voran.“

Brennende Kerze für Spender

Heutzutage ist die Schwelmerin eine glückliche Frau, kann so gut wie alles ohne Probleme bewältigen. „Man nimmt allerdings nicht mehr alles als selbstverständlich, man ist dankbarer und nimmt das Leben bewusster wahr“, sagt Dana Häniche. Dass sie ihr Leben lang Tabletten aufgrund der transplantierten Leber nehmen muss, stört sie nicht. „Das ist für mich total normal, wenn morgens mein Wecker für die Tabletten klingelt, das ist so nebensächlich für mich, da denke ich gar nicht drüber nach.“ Dana Häniche fühlt sich nicht nur gestärkter, sie ist es auch. Mit der gesunden Leber hat sie erst einmal gespürt, was es bedeutet ein gesundes Organ zu besitzen. „Da merkt man erstmal, wie sehr das einen vorher eingeschränkt hat und wie viel Kraft das auch dem Körper nimmt.“

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Über ihren Spender oder ihre Spenderin weiß die Schwelmerin nichts. „Das soll ja auch so sein hier in Deutschland“, sagt sie. Dennoch zündet sie jedes Mal, wenn sie in einer Kirche ist, beispielsweise im Urlaub, eine Kerze an – in Gedanken an ihren Spender. „Da kommen mir dann auch immer die Tränen.“ Sie habe sogar einen Dankesbrief geschrieben, das habe ihr geholfen, dennoch sagt die zweifache Mutter: „Einfach Danke zu sagen, ist eigentlich zu wenig. Aber wie fasst man es in Worte, dass man weiterleben darf und jemand anderes Abschied nehmen musste.“ Silvester wird für die Schwelmerin ihr Leben lang eine ganz besonderes Bedeutung haben, denn es war der Tag im Jahr 2017, der ihr ermöglichte ihr Leben noch weiter zu leben, weiter Mutter für ihre Kinder zu sein und jede Sekunde zu genießen.

>>>>Info: So kann jeder Organspender werden

Heutzutage setzt sich Dana Häniche dafür ein, das hochemotionale und hochsensible Thema Organspende den Menschen näher zu bringen. Seit Ende 2019 ist sie Patin für Organspende im Rahmen des Projekts „Paten für Organspende“. Es ist ein ehrenamtliches Projekt, das 2008 vom Bundesverband für Organtransplantierte und vom Verband der Ersatzkassen NRW entwickelt wurde und nun bereits seit 15 Jahren existiert. Die Patinnen und Paten wurden gesucht, gefunden und geschult und informieren Menschen nun rund um das wichtige Thema Organspende.

Für Dana Häniche ist das eine echte Herzensangelegenheit. Mit ihrem Infostand war sie schon in Gevelsberg bei mehrere Veranstaltungen vertreten sowie im Schwelmer Leo-Theater und in mehreren weiterführenden Schulen, um auch Schüler für das Thema zu sensibilisieren. „Mir ist das sehr wichtig und ich möchte als gutes und positives Beispiel vorangehen“, sagt sie.

Für Dana Häniche war Organspende immer ein sehr wichtiges Thema, doch so lange es einen nicht selbst betreffe, sei es gefühlt immer so weit weg, sagt sie. Daher liegt es ihr umso mehr am Herzen, dass sie die Informationen dazu möglichst vielen Menachen näher bringt. Denn es ist nun mal Fakt: Die Organspende rettet Leben. Wie das der Schwelmerin.

Alle Infos rund um das Netzwerk Organspende gibt es telefonisch unter 0234/97835430 oder per E-Mail an info@netzwerk-organspende-nrw.de Weitere persönliche Fragen rund um die Organspende können ebenfalls telefonisch gestellt werden: 0800/90404000 – die Rufnummer des „Infotelefons Organspende“.

Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland warten laut des Netzwerks auf eine lebensrettende Organspende. Am kommenden 3. Juni ist der Tag der Organspende. Ein ausführlicher Bericht anlässlich dieses Tages sowie zu dem oben genannten ehrenamtlichen Projekt folgt.