Ennepetal. Umwelt und Geldbeutel schonen: Das waren die Ziele des Kleidertauschs, der erstmals in Ennepetal stattfand. Die Resonanz war groß.
Die Umwelt und den Geldbeutel schonen: Das waren die wesentlichen Ziele des Kleidertauschs, der erstmals im Café des Mehrgenerationenhauses stattfand. Second Hand kommt in vielen Bereichen derzeit wieder groß in Mode – weil es nachhaltig ist und angesichts erheblich gestiegener Lebenshaltungskosten auch finanziell lohnenswert. Bei der Aktion am Samstag floss nicht ein einziger Cent, denn es ging rein ums Tauschen gebrauchter Kleidungsstücke. Und der Zuspruch war groß.
„Jedes Jahr werden weltweit 100 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt. Kleidung ist vom Gebrauchs- zum Verbrauchsprodukt geworden.“ Das erklärte Dr. Cordula Tomaschewski von der Steuerungsgruppe Fairtrade Town Ennepetal, die die Aktion gemeinsam mit Astrid Fänger vom MGH und dem Team des Ennepetaler Weltladens organisiert hatte. Sie machte deutlich, dass diese Schnelllebigkeit nicht nur zu prekären Arbeitsverhältnissen entlang der Lieferkette führe, sondern auch zu massiven Umweltbelastungen. „Fast-Fashion zerstört die Umwelt, denn pro Kilo Baumwolle werden bis zu 7000 Liter Wasser benötigt“, so Tomaschewski, die auch Umweltbeauftragte der Stadt ist. Die Bekleidungsindustrie verursache jährlich vier Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß. Deshalb ihr Appell: „Achten Sie beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes auf Siegel und Zeichen, die hohe soziale und ökologische Standards bei der Herstellung garantieren.“
„Viele Dinge, die unbeachtet in den Schränken liegen oder hängen, werden durch Weitergabe effizienter genutzt und verbleiben länger im Kreislauf, der Kleidertausch ist demnach nachhaltig“, betonte Martina Hagemeier von der Steuerungsgruppe. Außerdem spare man Geld, das man beispielsweise für das gerade drastisch verteuerte Gemüse und Obst einplanen könne, um sich gesund zu ernähren.
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Im Laufe der Jahre hat sich so einiges angesammelt. Sowohl im Kleiderschrank als auch auf den Hüften. Schaut man in den eigenen Schrank, passt kaum mehr etwas hinein – aber das Wenigste davon wird angezogen. Zu Kleidungsstücken, die man jahrelang nicht getragen hat, wird man auch kaum mehr greifen. Doch entsorgen möchte man diese auch nicht, es könnte ja sein… Nein, könnte es nicht, die Stücke „schmoren“ weiter in der hinteren Ecke des Schrankes vor sich hin. Vor diesem Hintergrund hatten Astrid Fänger, Dr. Cordula Tomaschewski und das Weltladen-Team die Idee, erstmals einen Kleidertausch für Menschen ab zwölf Jahren anzubieten.
Vier Stunden wurde getauscht, was das Zeug hielt. Und das hielt, denn es wurden nur Kleidungsstücke in gutem Zustand und frisch gewaschen entgegengenommen. Es konnten maximal zehn Kleidungsstücke, Taschen und Accessoires getauscht beziehungsweise mitgebracht und/oder mitgenommen werden. Der Tausch war keine Pflicht, man konnte gern auch nur etwas mitnehmen, erklärte Astrid Fänger. Schuhe, Unterwäsche, Bademoden und Kindersachen waren vom Tausch ausgeschlossen.
Die Aktion machte außerdem Spaß, denn man kam miteinander ins Gespräch, ulkte herum, wenn man ein „kurioses“ Kleidungsstück ergattert hatte. „Ich finde diese nachhaltige Idee super“, sagte die Ennepetaler Künstlerin Brigitte Schäfer, die nicht nur aus rostigen Teilen Kunstwerke erstellt und diese im Industriemuseum ausstellt, sondern auch ihre Kleidung bei Bedarf repariert. „Ich werfe grundsätzlich erst einmal nichts weg und ziehe auch 20 Jahre alte Sachen von besonders guter Qualität weiter an.“ Das Thema Textilien sei für sie etwas Besonderes – ebenso, wie es das für ihren Vater, der Textilingenieur war, und für ihre Mutter, von Beruf Schneiderin, gewesen sei. „Ich besuchte bisher gern Flohmärkte, aber das Tauschen kann Leute richtig glücklich machen, wie ich hier sehe. Die Wertschätzung ist im Alltag verloren gegangen; man kauft oft Stücke, um diese ruckzuck wieder wegzuwerfen.“
Informationen und Unterhaltung
Durch den Tausch der Kleidung sorge man für eine Wiederverwendung gut erhaltener Kleidung und vermeide gleichzeitig die zusätzliche Produktion neuer Fast-Fashion-Ware. Dies sei eine Marketingmethode, die sich auf schnelle Produktion großer Mengen von Kleidung konzentriere, wurden Besucher des Kleidertauschs an einer Stellwand informiert.
Bücher Bochhammer war bei der Veranstaltung mit einem Büchertisch vertreten. Inhaberin Justine Mirabile präsentierte unter anderem Bücher zu den Themen Selbernähen und Nachhaltigkeit. Auch das Weltladen-Team lud zum Stöbern ein und bot Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit.
Sabrina Kisker vom Fachbereich Jugend und Soziales lockte mit vielen interessanten Spielen.
Es wurden frisch gebackene Waffeln gereicht und Jasmin Schmerse, ehemalige Schülerin der städtischen Musikschule, spielte Klavier.
Irmtraut Werthschulte aus Voerde erzählte, dass sie kürzlich noch aussortiert und viel für die Ukraine gespendet habe. „Vielleicht finde ich hier einen schicken Hut.“ Mia, Schülerin der Gesamtschule, war stolz, ein Marken-Oberteil sowie eine rote Tasche ergattert zu haben und Liane Ley, die zur VBG gehört und dort stets durch ansprechende Bekleidung Bewunderung erzielt, meinte: „Das sind ja hier fast neue Sachen.“ Männer waren am Samstag seltene Besucher, obwohl etliche modische Anzüge den Besitzer wechseln wollten.
Ein Dankeschön ging an den Kinderschutzbund, der die Veranstaltung mit Kleiderständern und -bügeln unterstützt hatte. Was am Ende an Bekleidung übrig blieb, werde an den Kinderschutzbund gespendet, betonte Dr. Cordula Tomaschewski.