Ennepetal. Nils Lemken (35) leitet bei der Schubert Maschinen und Anlagenbau GmbH in Ennepetal die Elektrokonstruktion. Warum er diesen Job so liebt.
„Bewirb dich doch mal hier“, heißt es, als der damals 16 Jahre alte Nils Lemken nach der Schule einen Ausbildungsplatz sucht. Und so steigt er als seinerzeit einer der ersten Lehrlinge bei der Schubert Maschinen und Anlagenbau GmbH in Ennepetal ein. Heute leitet der mittlerweile 35-Jährige dort die Elektrokonstruktion und kümmert sich gemeinsam mit einem seiner früheren Azubis um Steuerungstechnik, Software-Entwicklung und eine 4.0-Strategie für seinen Arbeitgeber, treibt also die Digitalisierung des Unternehmens voran – ein Job, zu dem er wie die Jungfrau zum Kinde gekommen sei, sagt Lemken.
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Musste sich der ursprünglich gelernte Mechatroniker und staatlich geprüfte Techniker erst noch weiterbilden und einarbeiten, hat er schnell eigene Ideen eingebracht und geholfen, die Produktion der Firma umzustellen und flexibler zu machen. Dabei hat er viele freie Hand. Es ist auch diese Flexibilität, die Nils Lemken an seiner Arbeit bei der Schubert Maschinen und Anlagenbau GmbH so gefällt.
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Die Firma ist im Bereich des allgemeinen Maschinenbaus aktiv und gehört gemeinsam mit mehreren anderen zur Schubert-Gruppe. Sie produziert Hochleistungsscheren, verarbeitet Draht und fertigt Sortier- und Zuführanlagen. Das Unternehmen existiert seit 1990.
Module statt großer Schaltschränke
Als sein Vorgänger in der Elektrokonstruktion und Ausbilder plötzlich verstarb, sei sein Chef auf ihn zugekommen, erinnert sich Nils Lemken. „Da war ich noch auf der Technikerschule“, sagt er. Er müsse ihm helfen und es müsse weitergehen. Also lernte Lemken, Schaltpläne zu zeichnen und beispielsweise zu programmieren. „Ich habe die Arbeit meines Vorgängers weitergemacht“, so der Ennepetaler, der heute selbst den Ausbilderschein hat.
Zuhause habe er angefangen, das firmeneigene Programm neu zu programmieren. „Ich hab immer gesagt: Programmieren ist wie Suppe kochen. Jeder macht es anders.“ So konnte er sich im eigenen System besser zurechtfinden. Schließlich habe er einen neuen Standard eingeführt und eine Art digitales Baukastenprinzip geschaffen, dass die Maschinenproduktion schneller und flexibler gemacht habe und es erlaube, auf Kundenwünsche auch entsprechend zu reagieren. Lemken programmiert die Steuerung der produzierten Maschinen und sorgt dafür, dass jemand sie bedienen kann und sie auch das Richtige tun, wenn jemand sie bedient.
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„Wir haben früher klassisch mit Klemmkasten-Installationen gearbeitet“, erinnert sich der 35-Jährige noch. „Alles lief mit Kabeln über große Schaltschränke.“ Dank sogenannter Module könne heute mit viel weniger Kabeln gearbeitet werden. Ein Wandel, gegen den es auch Widerstände gab. „Am Anfang hieß es schonmal: ,Ich will meinen Klemmkasten wieder“, weiß Nils Lemken. „Heute ist das Gejammer groß, wenn der Klemmkasten wieder da ist. Dann dauert alles viel zu lange.“ Per Computer lasse sich heute außerdem direkt sehen, wo es ein Problem gibt, und könne dieses behandeln. Dank der Module ließen sich einfache zusätzliche Funktionen zu einer Maschine hinzufügen. „Wir liefern die Komponente zum Kunden und stöpseln die vor Ort ein“, erklärt der Leiter der Elektrokonstruktion.
Ansprüche bei Azubis immer höher
Die Schubert Maschinen und Anlagenbau GmbH wolle in diesem Jahr auch wieder im Elektrobereich ausbilden. „Leute kann man nie genug haben, aber im Moment ist es schwierig, an Leute zu kommen“, sagt Nils Lemken. Stichwort Fachkräftemangel. „Wenn einer geht, teilen wir die Arbeit auf.“
Gleichzeitig merkt der 35-Jährige, dass die Ansprüche von potenziellen Fachkräften und Azubis gestiegen sind. Die Erwartungen an den Arbeitgeber seien höher. Schon auf Ausbildungsmessen werde nach Sonderurlaub und Bonuszahlungen gefragt. „Ein Arbeitgeber, der nur fordert und nichts gibt, kriegt keine Leute“, weiß auch Lemken. „Aber wenn ein Mitarbeiter nur fordert und nichts leistet, kann man den auch nicht gebrauchen.“
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Die Firma Schubert versuche, Anreize zu schaffen. „Bällebäder und Smoothie-Bars haben wir hier aber nicht und die werden auch nicht kommen. Bei uns ist kein Ponyhof und wir haben auch Stress“, sagt der Ennepetaler ein bisschen süffisant – und schiebt noch ein dickes „Aber“ hinterher: „Wer hier Spaß an der Arbeit hat, kann hier was machen, wird unterstützt und hat einen sicheren Arbeitgeber. Wenn sich hier einer einbringt und was auf die Beine stellt, ist der Chef hier der Letzte, der einen bremst.“