Gevelsberg/Schwelm. Nach Jahren des Preisanstiegs sorgt ein neuer Trend für Entlastung bei Käufern von Gebrauchtimmobilien. Hier sinken die Preise aktuell.
Eine Entlastung im Immobilienmarkt vermeldet die Westdeutsche Landesbausparkasse(LBS) für Schwelm und Gevelsberg. Jahrelang hätten die Immobilienpreise nur eine Richtung gekannt: steil nach oben. Mit der Normalisierung der Hypotheken- und Anlagezinsen ändere sich das gerade wieder. „Es gibt eine spürbare Entlastung für Käufer. Gebrauchtimmobilien sind von Juni bis Dezember 2022 günstiger geworden“, sagt der zuständige LBS-Gebietsleiter Jascha Volkenborn mit Blick auf den Markt in Schwelm. In Gevelsberg seien sie im selben Zeitraum zumindest nicht weiter im Preis gestiegen.
Eine gebrauchte Eigentumswohnung in Gevelsberg kostete laut LBS im Dezember 1748 Euro pro Quadratmeter. In Schwelm seien es im Dezember 2.004 Euro pro Quadratmeter gewesen. Dabei bezieht die LBS sich auf die Angebotspreise aller Print- und Online-Inserate einer bestimmten Preisdatenbank. „Die tatsächlich verhandelten Verkaufspreise können derzeit sogar darunter liegen“, heißt es dazu weiter.
Eine Entwicklung, die Maike Schulte-Hermes auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Sie ist Rechtsanwältin und Notarin, gleichzeitig auch Erste Vorsitzende des Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümervereins (Haus und Grund) in Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld. Sie sieht verschiedene Gründe für die aktuelle Preisentwicklung auf dem heimischen Immobilienmarkt.
Zinsen, Ukraine-Krieg und Energiesparen
Dabei kommt Schulte-Hermes auch auf die Zinsen zu sprechen. „Geld, das ich mir leihe, kostet jetzt wieder mehr“, erklärt sie. „Da überlegt man sich, wie hoch die Rendite ist, die man erzielen kann.“ Zu Zeiten der Negativzinsen bei Banken sei das noch anders gewesen. „Da haben die Leute geguckt, wie sie ihr Geld investieren“, so die Expertin. Immobilien seien häufig das Mittel der Wahl gewesen.
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Die Situation in der Welt, beispielsweise mit dem Ukraine-Krieg, habe außerdem für Unsicherheit gesorgt. Zusätzlich führt Maike Schulte-Hermes Energiesparauflagen als weiteren Faktor an – beispielsweise das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dieses enthält Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden, die Erstellung und die Verwendung von Energieausweisen sowie an den Einsatz erneuerbarer Energien in Gebäuden.
„Wenn ich jetzt eine gebrauchte Immobilie kaufe, muss ich überlegen, was ich da für eine Heizung verbaue“, erklärt Schulte-Hermes. Wegen all dieser Unsicherheiten sei die Nachfrage nicht mehr so hoch. „Es gibt weniger, die mal eben spontan eine Immobilie kaufen“, erklärt die Haus-und-Grund-Vorsitzende.
Zinsbindung und Anschlussfinanzierung
Den Neubausektor sieht sie in Sachen Preissenkungen übrigens noch außen vor. „Da steigen die Preise nach wie vor“, sagt sie. Das liegt unter anderem an den hohen Baukosten, die ebenfalls mit dem unsicheren Weltgeschehen zusammenhängen. Ob diese Preissteigerungen am Markt aber noch lange Bestand haben, hält sie für fraglich.
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Doch auch der Markt für Gebrauchtimmobilien ist trotz der sinkenden Preise nach wie vor angespannt, wie Schulte-Hermes sagt. Dabei blickt sie speziell auf Gevelsberg, wo die Nachfrage auf ein vergleichsweise sehr geringes Angebot trifft.
„Ich denke, dass das Ganze noch mal spannend wird, wenn bei einigen Leuten die Zinsbindung ausläuft und es um das Thema Anschlussfinanzierung geht“, sagt Schulte-Hermes. Wer sich eine Immobilie also zu einer noch günstigen Finanzierung gesichert hat, zahlt auf einmal einen höheren Zins. Sie geht davon aus, dass dann viele Immobilien wieder auf dem Markt landen.