Ennepetal. Die Siegfried Jacob Metallwerke werden auf ihrem Stammwerk in Ennepetal eine riesige Photovoltaikanlage bauen. Auch die Stadt soll profitieren.

Die ersten Lkw-Ladungen mit Solarmodulen sind schon eingetroffen. Im April soll der Bau der mehr als sechs Fußballfelder große Solarfläche auf dem Dach der Siegfried Jacob Metallwerke in Ennepetal beginnen. In den folgenden Monaten werden 22.770 Solarmodule der neuesten Generation installiert, die nach Inbetriebnahme jeden Sonnenstrahl in klimafreundlichen Strom umwandeln sollen. Das Unternehmen investiert etwa 8,7 Millionen Euro in die moderne Anlage für sein Stammwerk.

Ab Anfang 2024 sollen mindestens 8.200.000 Kilowattstunden (kWh) Grünstrom pro Jahr zur Verfügung stehen. Der heimische Energieversorger AVU spricht vom „sicherlich bedeutendsten Projekt im Bereich der Photovoltaik-Anlagen im AVU-Gebiet. Eckhard Jacob, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, sieht gute Gründe für die Investition: „Mit dem Recycling von Metallen leisten wir bei den Siegfried Jacob Metallwerken tagtäglich einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffsicherheit. Metallrecycling trägt bereits heute erheblich zur Reduzierung des Energieverbrauches und der CO2-Minderung in den Lieferketten bei.“

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Aber damit allein könne man sich heute nicht mehr zufrieden geben. „Durch den geplanten Solarpark auf den Dächern unseres Ennepetaler Werks werden wir uns ein gutes Stück unabhängiger von den Unwägbarkeiten der Energiemärkte machen und gleichzeitig einen starken Beitrag zum Klimaschutz leisten“, betont Jacob.

43.772 Quadratmeter große Anlage auf Dach

Die 43.772 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 9,22 Megawatt Peak (MWp) – eine Bezeichnung für die elektrische Leistung von Solarkraftwerken – wird nach Angaben des Unternehmens zu den größten ihrer Art im Land zählen und soll die größte im Bundesland NRW sein. „Die beiden bisher größten Anlagen in Ennepetal haben eine Leistung von rund 0,7 MWp“, ordnet AVU-Sprecher Jörg Prostka diese Leistung ein. „Auch in den anderen Städten des AVU-Netzgebiets gibt es ,nur’ PV-Anlagen dieser Größenordnung.“

Firma aus Dortmund beauftragt

Planung und Errichtung der Photovoltaik-Anlage liegen in den Händen der in Dortmund ansässigen Winkel Energiesysteme GmbH, unterstützt und beraten von der AVU Serviceplus GmbH. „Beide Kooperationspartner haben in diesem Bereich ausgewiesenes Know-how und kennen sich bestens mit nachhaltigen und klimafreundlichen Energielösungen aus“, heißt es vonseiten der Firma SJM.

„Für die AVU Serviceplus ist die Zusammenarbeit mit der Firma Winkel Energiesysteme wichtig“, erklärt dazu auch AVU-Sprecher Jörg Prostka. Beide Unternehmen arbeiteten bei mehreren Projekten zusammen. „Serviceplus war Impulsgeber für SJM und durch die Zusammenarbeit bei den nicht realisierten Windrad-Plänen von SJM seit Beginn der Überlegungen mit von der Partie“, so Prostka weiter.

Das Interesse an PV-Anlagen bei Firmen nehme kontinuierlich zu, weil sich die Wirtschaftlichkeit mit Blick auf Eigennutzung, Kosten für Speicher und dergleichen immer besser rechne, erklärt der Sprecher. Die AVU Serviceplus habe 2022 drei Anlagen mit 200 kWp für Industrie und Gewerbe realisiert.

SJM-Geschäftsführer Dirk Wittmann sagt: „Der erwartete Stromertrag wird das jährliche CO2-Aufkommen um mehr als 5000 Tonnen verringern. Dabei sollen etwa 35 Prozent auf die eigene Stromversorgung entfallen. Die anderen etwa 65 Prozent des Öko-Stroms werden von der AVU Netz als regionalem Versorgungsunternehmen ins öffentliche Stromnetz eingespeist und kommen der Klimabilanz der Stadt zugute.“

Die SJM-Anlage sei nach seinem Kenntnisstand dann der leistungsstärkste Einspeiser im Netzgebiet der AVU, so Sprecher Jörg Prostka weiter. „Auch die Windräder im Netzgebiet haben weniger Leistung“, zieht er den Vergleich. Entscheidend sei aber die erzeugte Strommenge, die abhängig von den Laufzeiten sei. Die acht Windräder im AVU-Netzgebiet hätten im Jahr 2021 insgesamt 7,84 Millionen Kilowattstunden eingespeist.

Pläne für Windkraftanlage fallengelassen

Die Siegfried Jacob Metallwerke hätten schon 2013 erste Schritte zur Nutzung erneuerbarer Energie gemacht und mit der Planung eines Windrades auf dem eigenen Betriebsgelände begonnen, wie das Unternehmen erklärt. Das Vorhaben einer Windkraftanlage habe seinerzeit nach zwei Jahren intensiver Planung aus artenschutzrechtlichen Gründen aber fallengelassen werden müssen.

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„Seit 2021 verfolgen wir intensiv die Planungen zur Realisierung einer Aufdach-PV-Anlage. Die Lage, das Layout und die Bebauung des Ennepetaler Werks sind geradezu prädestiniert für eine solche Solaranlage“, erläutert der Technische Direktor von SJM, Dr. Carsten Hillmann, die Entstehung des Projekts. Hätten am Anfang noch Überlegungen zu einer eher kleineren, eigenverbrauchsoptimierenden PV-Anlage mit knapp einem Megawatt Leistung gestanden, habe SJM im Zuge der Planungen erkannt, dass die Bebauung des Werks mit seinen 42 Dächern über weit mehr Potenzial verfüge. „Unsere Suche nach der besten regenerativen Energielösung ist damit am Ziel“, verdeutlicht Dr. Hillmann.