Gevelsberg/Schwelm. Zwischen Schwelm und Gevelsberg haben Radfahrer nun freie Fahrt durch einen Tunnel. Und der Blick ruht auf dem nächsten möglichen Tunnel-Radweg.

„Ein neues Kapitel der Radmobilität nicht nur zwischen Gevelsberg und Schwelm“, hatte schon die Einladung zur Radwegeröffnung am Schwelmer Tunnel angekündigt. Und wie viele Menschen Lust haben, dieses neue Kapitel aufzuschlagen, zeigte der Andrang bei der Feierstunde am Freitagvormittag deutlich.

Menschen aus der ganzen Region waren zum Nordportal des Tunnels gekommen, viele natürlich direkt mit dem Rad. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Projektbeteiligte, vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Stadtverwaltungen Schwelm und Gevelsberg, aber auch von Nachbarkommunen.

Der drei Kilometer lange „Radweg unter dem Karst“, der durch den Schwelmer Tunnel hindurch die Städte Gevelsberg und Schwelm verbindet, ist nun offiziell freigegeben. Vor allem Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi, warb im Zuge dessen vehement dafür, den Radweg auch durch den Silscheder Tunnel zu führen. Hieran waren zuletzt hitzige Debatten entbrannt. Naturschützer sehen eine Gefahr für die Fledermauspopulation im Silscheder Tunnel, sollte der Radweg wie angedacht tatsächlich durch den Tunnel führen.

Drängen auf Lückenschluss nach Wetter

„Niemand hätte sich jemals vorstellen können, dass man in wenigen Minuten zu Fuß oder mit dem Rad von Schwelm nach Gevelsberg kommt“, sagt Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi in seiner Eröffnungsrede und hebt dabei auch die Bedeutung des neuen, fertigen Teilstücks für den Radverkehr zwischen Ruhr und Wupper hervor. Er spricht von einer Mobilitätswende und klimagerechter Fortbewegung.

Durchschneiden das Band und eröffnen den Tunnel-Radweg zwischen Schwelm und Gevelsberg damit symbolisch: (von links) Landrat Olaf Schade, Tunnelbesitzer Stefan Voigt und die Bürgermeister Stephan Langhard, Claus Jacobi mit Sohn Simon und Frank Hasenberg.
Durchschneiden das Band und eröffnen den Tunnel-Radweg zwischen Schwelm und Gevelsberg damit symbolisch: (von links) Landrat Olaf Schade, Tunnelbesitzer Stefan Voigt und die Bürgermeister Stephan Langhard, Claus Jacobi mit Sohn Simon und Frank Hasenberg. © WP | Max Kölsch

Aus seiner Sicht ist dafür auch ein unkomplizierter Lückenschluss zwischen Wetter und Gevelsberg zwingend erforderlich. „Wir brauchen im Ennepe-Ruhr-Kreis ganz dringend die Durchfahrbarkeit des Silscheder Tunnels“, macht er deutlich. „Wir verbuddeln hier zig Millionen Euro für die Strecke von Wuppertal zur Ruhr und das allerschwierigste Stück, das durch den Silscheder Tunnel erleichtert werden könnte, fehlt? Das wäre ein Schildbürgerstreich.“ Gevelsberg werde dafür kämpfen, das artgerecht umzusetzen.

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Dafür werben auch Landrat Olaf Schade und Stefan Voigt, Besitzer des Schwelmer Tunnels, der das Radweg-Teilstück zwischen Schwelm und Gevelsberg mit ermöglicht hat. „Kleine Lücken sind große Hindernisse für den Radweg“, macht Schade deutlich. „Auch wir als Ennepe-Ruhr-Kreis werden gucken, dass wir das mit der Stadt Gevelsberg auf den Weg bringen.“ Natürlich sei Naturschutz wichtig, macht Stefan Voigt auch seinen Standpunkt klar. „Aber wir können beides miteinander verbinden.“ Einen Radweg durch den Silscheder Tunnel hält er für möglich. „Das ist eine Frage des Geldes und der Methode“, so Voigt. Der Wetteraner Bürgermeister Frank Hasenberg stimmt zu: „Wir brauchen den Durchstich nach Gevelsberg durch den Silscheder Tunnel.“

Gustav-Heinemann-Straße im Blick

Für Schwelms Bürgermeister Stephan Langhard ist der Schwelmer Tunnel etwas, auf das man stolz sein kann. Die Aufgabe Schwelms sei es nun, den Radweg von der Haßlinghauser Straße nach Wuppertal fortzuführen. An die Menschen aus der Gustav-Heinemann-Straße in Schwelm richtete er auch ein paar Worte: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir nehmen auch Sie mit.“ Anwohnerinnen und Anwohner der kleinen Straße halten einen Radweg vor ihrer Haustür für viel zu gefährlich, weil dieser die Straße noch enger mache. Sie befürchten so auch Gefahren für Kinder, die oftmals in der verkehrsberuhigten Straße spielen.

Stephan Langhard dankte allen am Radweg Beteiligten und denen, die an der Haßlinghauser Straße in Schwelm wohnen und während der Bauzeit Lärm und Schmutz ertragen haben. Tunnelbesitzer Stefan Voigt nutzte die Gelegenheit, noch etwas zur Geschichte des Schwelmer Tunnels zu erzählen, der im 19. Jahrhundert gebaut wurde. „Die Menschen damals haben ihn nicht umsonst gebaut, auch wenn die Bahn schon lange nicht mehr fährt“, so Voigt. „Sie haben ihn für uns gebaut.“

Das insgesamt drei Kilometer lange Teilstück des „Radwegs unter dem Karst“ hat seinen Ausgangspunkt am S-Bahn-Haltepunkt Gevelsberg-West. Nach dem Durchfahren des 742 Meter langen Schwelmer Tunnels gelangen die Nutzerinnen und Nutzer über einen sanft geschwungenen Streckenabschnitt auf die Haßlinghauser Straße in Schwelm.

Behörden suchen Tunnel-Lösung

Auf Gevelsberger Seite schließt der Radweg in Höhe der S-Bahn-Haltstelle Gevelsberg West zukünftig an den Radweg von Straßen NRW an. Der Landesbetrieb soll auch das Teilstück durch den Silscheder Tunnel realisieren.

Eine im Naturschutzbeirat des Ennepe-Ruhr-Kreises vorgestellte Untersuchung der Biologischen Station erklärte, dass der Tunnel sich als das wichtigste bekannte Fledermausquartier im Kreis bezeichnen lassen könne. Bei einem Quartiersverlust sei mit einem erheblich negativen Einfluss auf die lokale Federmauspopulation zu rechnen, hieß es.

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Nun ist es an den Behörden, einen Weg zu finden, wie die notwendigen geologischen Voruntersuchungen im Tunnel mit dem Schutz der Fledermäuse vereinbart werden können. Im Sommer sollen die nächsten Schritte entschieden werden.