Gevelsberg. Für eine attraktive Innenstadt – die Stadt Gevelsberg macht Eigentümern von Ladenlokalen jetzt ein besonderes Angebot.

Zugeklebte Schaufenster, in denen noch Schilder mit der Aufschrift „Räumungsverkauf“ hängen. Und daneben schon der nächste Leerstand, wo früher eigentlich eine Einkaufsmeile war, auf der Menschen gerne bummeln und sich mit Kleidung, Lebensmitteln, Drogerieartikeln und allem Erdenklichen eindecken – ohne dafür nach Bochum, Dortmund oder Oberhausen zu fahren.

Was in kleineren Städten in der Nähe großer Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet oft schon Realität ist, möchte die Stadt Gevelsberg auf ihrer Mittelstraße und der umliegenden Innenstadt vermeiden. Acht Leerstände gibt es dort laut Citymanagerin Lena Becker im Moment. Ein mit Blick auf die Vergangenheit guter Wert. Vor einigen Jahren hätten noch bis zu 15 Leerstände gedroht, wie sich Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi erinnert.

„Die Zukunft einer Innenstadt hängt maßgeblich von der Leerstandsituation ab“, sagt er. „Am Ende entscheidet die Frequenz über eine lebendige Innenstadt.“ Um einer Abwärtsspirale vorzubeugen, möchte die Stadt früh genug eingreifen und Mietpreise für Geschäftsgründerinnen und -gründer sowie innovative und attraktive Konzepte subventionieren. Möglich macht es ein Förderprogramm des Bundes. Für die kommenden zwei Jahre stehen daraus rund 240.000 Euro zur Verfügung.

Miete reduziert, Stadt mietet

Wie funktioniert das Ganze? Eigentümerinnen und Eigentümer, die ein leerstehendes Ladenlokal in der Gevelsberger Innenstadt haben – oder denen absehbar ein Leerstand droht – können sich bei der Wirtschaftsförderung der Stadt oder beim Stadtmarketingverein Pro City melden. Die Immobilien können bis zu 300 Quadratmeter groß sein. Sofern die Eigentümerinnen und Eigentümer bereit sind, die vorherige Miete für das Ladenlokal um 15 Prozent zu reduzieren, mietet die Stadt dieses für maximal zwei Jahre an und sucht qualifizierte Nachmieterinnen und Mieter.

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Die Wirtschaftsförderung und Pro City führen die Gespräche und übernehmen die administrative Arbeit vom ersten Kontakt bis hin zur Vertragsunterzeichnung. Wer unterzeichnet, wählen sie anhand eines Kriterienkatalogs aus. Die Vorteile: Keine Mietausfälle, die betroffenen Immobilien werden weiter bewirtschaftet, Vermittlungsgebühren fallen nicht an.

„Wir können über diese Förderung Ladenlokale an attraktive neue Nutzer bringen“, freut sich Citymanagerin Lena Becker. „Wichtig ist, dass die Hauseigentümer dahinter stehen.“

Was braucht die Innenstadt?

Von denen sind bei der öffentlichen Vorstellung des Konzepts auch welche anwesend. „Vom Konstrukt her finde ich das in Ordnung“, sagt zum Beispiel Horst Hedtstück von der Markthalle an der Mittelstraße. Maike Schulte-Hermes als erste Vorsitzende von Haus und Grund Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld spricht von einer „brauchbaren und unterstützenswerten Idee“, um die Innenstadt auch abseits von Handyläden und Barbershops weiterzuentwickeln.

Programm und Ansprechpartner

Die Förderung der Gevelsberger Innenstadt kommt vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Gevelsberg ist eine von insgesamt 228 Kommunen aus ganz Deutschland, die eine Zuwendung aus dem Fördertopf bekommen. Ziel des Programms ist es, Städte und Gemeinden bei der Bewältigung akuter und auch struktureller Problemlagen in den Innenstädten, Stadt- und Ortsteilzentren zu unterstützen.

Eigentümerinnen und Eigentümer, die eine Immobilie in der Gevelsberger Innenstadt haben und sich für eine Zusammenarbeit mit der Stadt im Rahmen des Konzepts interessieren, können sich an Wirtschaftsförderer Dietmar Grimm, 02332/771 105, dietmar.grimm@stadtgevelsberg.de, oder Citymanagerin Lena Becker, 02332/123 07, lena.becker@procity-gevelsberg.de, wenden.

„Für Vermieter ist es auch gut, die haben auch ein Interesse an einer belebten Innenstadt“, sagt sie. „Mit der Stadt hat man einen sicheren Mieter als Vertragspartner für eine bestimmte Laufzeit.“ Das Förderprogramm unterstützt die Entwicklung der Innenstadt auch konzeptionell. Im weiteren Verfahren werden sich Planungsbüros die bestehenden Ladenlokale ansehen. Am Ende geht es um die Fragen: Was braucht Gevelsberg? Was kann verbessert werden?

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Kinderkleidung komme immer gut an, findet der städtische Wirtschaftsförderer Dietmar Grimm. Jugendliche würden nach größeren Fastfood-Ketten fragen. Citymanagerin Lena Becker könnte sich auch Konzepte wie einen Escape Room vorstellen, eine Art „Freizeit-Erlebnisladen“, in dem Besucherinnen und Besucher Rätsel lösen müssen, um aus einem Raum zu entkommen, im dem sie eingeschlossen sind. Immer wieder fällt auch der Begriff Unverpacktladen.