Schwelm. Der Vorstand des Vereins, der das Schwelmebad betreibt, zieht sich zurück. Was die Stadt sagt und was das für Schwimmer in dieser Saison heißt.

„Unter der Regie des Geschäftsführenden Vorstandes wird es keine 16. Saison des Schwelmebades als ehrenamtlich geführtes Bürgerbad mehr geben.“ Das schreibt der Vorstand des Trägervereins öffentlich auf Facebook. Damit schaffen die „Freunde des Schwelmebades“ ein Stück weit mehr Klarheit, was das Freibad in Schwelm in diesem Jahr angeht.

Die Frage, ob es öffnet oder nicht, war Anfang Februar auch in der Politik aufgeschlagen. Die Stadtverwaltung hatte mitgeteilt, dass sich Ernst-Walter Siepmann als Vorsitzender und Monika Heumann als Schatzmeisterin des Trägervereins nicht im Stande sehen, die Saison 2023 durchzuführen. Der Verein hat das Schwimmbad während der vergangenen 15 Jahre ehrenamtlich betrieben.

Die Stadt Schwelm hat laut eigener Aussage mit allen schwimmsportreibenden Vereinen und der Turngemeinde zur Roten Erde Schwelm gesprochen. „Das Ziel ist es, in diesem Jahr und eventuell auch in 2024 das Schwimmen in den Sommermonaten weiterhin zu ermöglichen“, erklärt Heike Rudolph, Sprecherin der Stadt auf Nachfrage der Redaktion.

Vorstand schlägt Auflösung vor

Der Vereinsvorstand hat angekündigt, in der ersten Märzhälfte eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen und die Auflösung des Trägervereins vorzuschlagen. Der noch offene Mitgliedsbeitrag für das Jahr 2022 sollte noch eingezogen werden. Besitzer von Guthabenkarten sollten Guthaben ausgezahlt bekommen. Negativbeträge wollte der Verein anfordern.

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Aber: „Wir Aktiven vom Trägerverein werden uns nicht heimlich vom Acker machen“, erklärt der Vorstand weiter. „Für alle Mitglieder, Freunde und Helfer werden wir uns mit einem ordentlichen Abschiedsabend mit unserer gewohnt guten Küche und entsprechenden Getränken verabschieden.“

Noch übrige Baumaterialien, Tische, Stühle, Bänke und dergleichen möchte der Trägerverein laut Vorstand abgeben. „Den Erlös daraus werden wir vermutlich dem Kinderschutzbund übergeben“, heißt es. Auch Hilfe für die Bevölkerung in der Ukraine ist für den Verein denkbar.

Die „Freunde des Schwelmebads“ wollten Bürgermeister Stephan Langhard bei seinen Gesprächen mit den Wassersport treibenden Vereinen unterstützen. „Die Vereine haben eine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, sich mindestens in dem Umfang an einer Öffnung zu beteiligen, wie sie dies schon früher getan haben“, heißt es dazu vonseiten der Stadt Schwelm. Zudem gebe es anfängliche Bemühungen eines internen Kreises, der bereit wäre, Verantwortung zu übernehmen und die notwendigen Schritte zu koordinieren.

Stadt dankt für Engagement

„Der Trägerverein hat in den letzten 15 Jahren einfach Großartiges geleistet – man kann dieses außergewöhnliche Engagement nicht genug loben“, äußert sich Sprecherin Heike Rudolph für die Stadt Schwelm. „Dass dies nun nicht mehr möglich ist, ist natürlich schade, aber auch nachvollziehbar. Wir alle sagen von Herzen ,Danke’ für diesen jahrelangen nimmermüden Einsatz.“

Eigentlich liefe der Vertrag zwischen Trägerverein und Stadt Schwelm noch bis Ende des Jahres 2023. Vorsitzender Ernst-Walter Siepmann hatte vor allem gesundheitliche Gründe für den vorzeitigen Rückzug des Vereins genannt. „Wir sind gesundheitlich am Ende“, hatte er schon vor ein paar Wochen gegenüber der Redaktion gesagt. Hinzu kommen wirtschaftliche Faktoren. Badegäste würden zu den neuen Bädern in Gevelsberg und Ennepetal abwandern, so Siepmann.

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Wo heute das Schwelmebad steht, soll in Zukunft ein neues Ganzjahresbad eröffnen. Wenn alles gut geht, könnte der Sommer 2026 der erste sein, in dem die Gäste sich dort ins kühle Nass stürzen. Das würde bedeuten, dass das Schwelmebad ab 2024 erst einmal zur Baustelle wird. Wenn sich nicht ohnehin noch einmal alles nach hinten verschiebt. Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben die Baubranche gehörig auf den Kopf gestellt.

Die Grobkostenrechnung für den reinen Neubau des Ganzjahresbades beläuft sich laut Stadt Schwelm derzeit auf rund 21,5 Millionen Euro. Hinzu sollen weitere Kosten für Vergabeverfahren kommen. Geschätzte Summe: etwa 1,5 Millionen Euro. Eine externe juristische und fachliche Begleitung wird laut Stadt ebenfalls nötig sein.