Gevelsberg. Wenn es drauf ankommt und jemand schnell gefunden werden muss, kommt Rettungshündin Pauline zum Einsatz. So wurde sie ausgebildet.
Eine Person wird vermisst und muss gefunden werden, zum Beispiel in einem Wald, auf einer großen Wiese oder einem Feld. Menschen sind verschüttet, bei einem Erdbeben oder Gebäudeeinstürzen – Soldaten und Soldatinnen bei einem Einsatz. Die Suche nach ihnen ist für den Menschen kaum zu bewältigen. Die Vermissten für das Auge nicht mehr sichtbar. Sie können überall unter den Geröllteilen liegen. Bis sie gefunden werden, kann zu viel Zeit verstreichen.
Das sind mögliche Szenarien, in denen es tierischer Hilfe Bedarf. Durch einen speziell ausgebildeten Hund – beispielsweise einen Flächensuchhund, einen sogenannten Mantrailer zur Personensuche oder auch einen Trümmersuchhund.
Eine, die sich damit auskennt, ist Katrin Wübbecke. Sie arbeitet hauptberuflich im Hotel Alte Redaktion in Gevelsberg. In ihrer Freizeit ist sie mit ihrer neun Jahre alten Labrador-Mischlings-Hündin Teil der Rettungshundestaffel Rheinland, zu deren Einsatzgebieten auch der Ennepe-Ruhr-Kreis zählt. Wübbecke weiß, worauf es bei der Rettungshundearbeit ankommt. Und zwar für Tier und Mensch.
Spieltrieb des Hundes wichtig
„Es ging auch um eine gute Beschäftigung und Auslastung für den Hund“, erinnert sich Wübbecke, wie sie und Pauline auf das Rettungshunde-Thema kamen. Zwei Jahre alt war die aufgeweckte Pauline, als sie und ihr Frauchen mit dem Training anfingen. „Bis zur Einsatzfähigkeit sind es zwei bis drei Jahre“, weiß Wübbecke. Dabei müssten Mensch und Hund gleichermaßen ausgebildet werden und als Team funktionieren. Der Hund muss lernen, ein Gebiet systematisch abzusuchen.
„Und ich muss den Hund lesen können“, erklärt Wübbecke weiter. Dabei geht es auch um die Frage, wie der Mensch dabei helfen kann, dass das Tier besser Witterung aufnimmt. „Ich nehme zum Beispiel Babypuder, um zu gucken, von wo der Wind kommt“, so die Halterin.
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Für den Einstieg ins Training hat sie vor allem Paulines Spieltrieb genutzt. „Suchen können alle Hunde“, weiß Katrin Wübbecke. „Aber es geht um das gezielte Suchen. Die sollen menschlichen Geruch anzeigen.“ Anzeigen bedeutet in Paulines Fall, dass sie bellt, wenn sie eine Person gefunden hat. Solange bis ihr Frauchen da ist. Das Anzeigen könne sich aber ganz individuell von Hund zu Hund unterscheiden.
Der Einstieg in das Training
„Am Anfang setzt man eine Person irgendwo hin und gibt ihr Leckerlis oder ein Spielzeug und schickt den Hund dahin“, erklärt Katrin Wübbecke. „Im Grund sucht der Hund nur seine Fleischwurst“, sagt sie und lacht. „Man trainiert erst auf Sicht, so dass der Hund die Person sieht. Irgendwann sieht er die Person nicht mehr und die Entfernung wird immer größer.“
Am Ende ist das Tier in der Lage, zum Beispiel ein ganzes Waldgebiet eigenständig abzusuchen. Dabei trägt er eine sogenannte Kenndecke. Die ist signalfarben und hat kleine Glöckchen oder auch Leuchtmittel, die an ihr angebracht sind. „So kann ich den Hund hören und ihn schneller sehen“, sagt Wübbecke. Außerdem wird der Hund auf diese Weise auch von Jägern schnell erkannt, auch wenn diese in der Regel vor einem Einsatz informiert würden.
Wenn es ernst wird, wird Katrin Wübbecke stets von einem Helfer begleitet. „Wir gehen niemals alleine in den Einsatz, es muss immer jemand zur Eigensicherung dabei sein“, sagt sie. Auch um gefundene Personen vor Ort richtig betreuen zu können.
Ruhepausen und Rückzugszeit
Die Ausbildung umfasse unabhängig von der Ausbildung des Hundes für den Hundeführer Kenntnisse mit Karte und Kompass, beim Funken sowie Erste Hilfe Mensch und Hund. Beide müssten zudem über eine gewisse Fitness verfügen, um unwegsames Gelände zu durchqueren und ausdauernd arbeiten zu können.
„Um einsatzfähig zu bleiben müssen sich unsere bereits geprüften Teams alle zwei Jahre einer erneuten Prüfung unterziehen, um die Einsatzfähigkeit wieder unter Beweis zu stellen“, so Wübbecke. „Unsere Hunde sind in der Lage, circa 50.000 Quadratmeter in maximal 30 Minuten nach vermissten Personen abzusuchen und schlagen damit jede Hundertschaft an Polizisten.“
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Sie und Pauline investieren circa acht Stunden die Woche ins Training, in der Regel sonntags. Wobei Wübbecke betont, dass nie acht Stunden am Stück trainiert werde. „Die Hunde haben beim Training Ruhepausen und Rückzugszeit“, macht sie deutlich. Und auch mit ihren neun Jahren ist Pauline leistungsstark wie eh und je. „Bei einer Prüfung im April hat sie auf 50.000 Quadratmetern drei Personen in acht Minuten gefunden“, freut sich ihr Frauchen.
Geprüfte, einsatzfähige Teams
Die Rettungshundestaffel Rheinland, zu der Wübbecke und Pauline heute gehören, wurde im August 2021 gegründet und besteht momentan aus 13 Mitgliedern. Sie ist ein eingetragener Verein und gehört seit Januar 2022 Dachverband Bund zertifizierter Rettungshunde (BZRH) an.
„Wir verfügen über geprüfte und einsatzfähige Rettungshundeteams. Weitere Teams im Bereich Mantrailer, Flächensuche und Trümmersuche befinden sich in der Ausbildung“, erklärt Katrin Wübbecke. Alle Rettungshundestaffeln, unabhängig welchem Verband sie angehören, würden ihre Hilfe bei der Suche nach Vermissten allen Behörden und Organisationen sowie auch Privatpersonen grundsätzlich kostenlos anbieten. „Bei einem Einsatz sind Arbeitgeber aber nicht verpflichtet, die Leute gehen zu lassen“, macht Wübbecke zum Schluss noch einmal klar.
Die Rettungshundestaffel Rheinland ist noch auf der Suche nach neuen Mitgliedern und Trainingsgebieten. Wer sie unterstützen möchte – auch durch eine finanzielle Spende – kann sich melden unter 0177/8777007 und Rhs-Rheinland@gmx.de