Schwelm. Straßen NRW hat in Schwelm Bäume gefällt. Das sorgt für Unverständnis. Ein Bürger fragt: waren die Bäume wirklich krank? Das sagt die Behörde.

Plötzlich waren die Bäume an der Hattinger Straße in Schwelm verschwunden. An einem Tag kamen die Männer mit den Kettensägen, um sie zu fällen; bereits am nächsten Morgen in aller Frühe wurde das Holz abtransportiert. Holz, das an den Schnitten keinerlei Hinweise auf eine Erkrankung des Baumes gibt, das keine Rückschlüsse darauf zulässt, dass hier die Verkehrssicherheit gefährdet gewesen war. Mit Blick auf den Klimawandel aber auch auf steigende Holzpreise fragen sich die Schwelmer, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Am Morgen nach der Fällaktion holen Arbeiter das Holz bereits vom Straßenrand wieder ab.
Am Morgen nach der Fällaktion holen Arbeiter das Holz bereits vom Straßenrand wieder ab. © AXEL BREMER

„Ja“, sagt Julia Ollertz, Pressesprecherin der Straßen-NRW-Regionalniederlassung Südwestfalen. Der Landesbetrieb zeichnet dafür verantwortlich, dass die Bäume, die neben der freien Tankstelle an der Hattinger Straße standen, nun verschwunden sind. In jedem Jahr sorgt die Gehölzpflege der Behörde wieder für Ärger, für Misstrauen und für Verwunderung. Erst vor wenigen Jahren hatte Straßen NRW an der Hattinger Straße noch massiver abgeholzt. Vor zwei Jahren lief der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi gegen die Fällaktionen Sturm, als dort die Rosendahler Straße und der Strückerberg plötzlich fast baumlos waren. Straßen NRW verwies dabei auch auf die Rechtmäßigkeit der Arbeiten.

Eingefaulte Schnittstellen

Nun also die nächsten Fällungen in Schwelm, die Zweifel hervorrufen, vor allem beim Gevelsberger Axel Bremer, dem das Grundstück in Linderhausen gehört. Die Bäume grenzten seine Wiese von der Hattinger Straße ab. „Meinem Erachten nach waren die kerngesund, lagen plötzlich auf meiner Wiese. Am folgenden Morgen hatte Straßen NRW sie schon abgeholt. Da frage ich mich schon nach dem Sinn dieser Aktion“, sagt Bremer im Gespräch mit der Redaktion.

+++ KOMMENTAR: Baumfällungen in Schwelm – Misstrauen in die Behörde +++

Die richtet diese Fragen gleich weiter an die Behörde. „Wir haben gar nicht selbst initiiert, dass die Bäume gefällt werden“, sagt Julia Ollertz. Vielmehr habe Straßen NRW einen Hinweis des Schwelmer Ordnungsamts bekommen, dass mit den betreffenden Bäumen etwas nicht in Ordnung sei. „Daraufhin haben sich unsere Baumkontrolleure, die ausgewiesene Fachleute sind, die betreffenden Bäume mal etwas genauer angeschaut und haben eingefaulte Schnittstellen festgestellt.“ Diese seien vor allem für den Laien nicht ohne weiteres zu erkennen, teilt die Sprecherin weiter mit. „Oberstes Gebot ist für uns zu jeder Zeit die Verkehrssicherheit und die war im konkreten Fall gefährdet.“

Lesen Sie auch:

Dem Verdacht, die Firmen, die die Bäume fällen, könnten auch mehr Holz als vereinbart, und vor allem gesunde Bäume mitnehmen, um in der aktuellen Lage einen erstklassigen Preis für einen knappen Rohstoff zu erzielen, schiebt sie einen Riegel vor. „Unsere Baumkontrolleure, die zuvor die zu fällenden Bäume identifiziert haben, überwachen die Fällarbeiten, um exakt diese Dinge auszuschließen.“ Außerdem sei der zu erwartende Erlös, den die Firmen, die die Bäume fällen, erzielen können, bereits in die Bezahlung durch Straßen NRW mit einberechnet.

Holzdiebstahl floriert

Welche weiteren konkreten Gehölzpflegen der Landesbetrieb bis ins kommende Frühjahr hinein an den Straßenrändern in Schwelm und der Umgebung vornehmen wird, kann Julia Ollertz derweil nicht konkret benennen: „Das kommt zum einem darauf an, wo sich Bedarfe ergeben, zum anderen darauf, wie Mitarbeiter und Maschinen zur Verfügung stehen.“ Würden zwei Meter Schnee auf den Straßen liegen, seien alle verfügbaren Kräfte mit dem Winterdienst beschäftigt und es bleibe keinerlei Kapazität für Gehölzpflege.

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++

Gleichwohl kommt auch beim Landesbetrieb an, wie begehrt Holz aktuell ist. Denn täglich erreichen Straßen NRW mehrere Anfragen von Bürgern, die wissen wollen, ob sie sich die frisch gefällten Bäume an den Straßenrändern auf den Hänger laden dürfen. „Das ist natürlich Diebstahl“, sagt Julia Ollertz. Dennoch geht sie davon aus, dass derzeit deutlich mehr Holz als je zuvor von den Straßenrändern gestohlen wird.