Gevelsberg. Wer eine Photovoltaik-Anlage kaufen möchte, der muss einiges beachten. Der Gevelsberger Jürgen Blasius gibt entscheidende Tipps.
Normalerweise flattern bis zu 5000 Anfragen ein, und das ist schon viel zu viel für ein kleines Unternehmen. In den vergangenen zehn Monaten waren es sogar 10.000, die bei der Gevelsberger Firma BSS Solarsysteme landeten. Sie alle wollen eine Photovoltaikanlage. Der Bedarf ist riesig, nicht erst seit dem Ukraine-Krieg und der Angst vor steigenden Energiekosten, sagt Firmenchef Jürgen Blasius. Maximal seien aber nur 2000 zu schaffen. „Wir haben vier Mitarbeiter, wir könnten aber locker 30 beschäftigen“, sagt er. Die Gevelsberger Firma steht mit diesem Problem aber nicht alleine dar. Wer möchte, hat aber dennoch eine Chance, an die heiß begehrten Solarpaneele zu kommen. Der Fachmann gibt entscheidende Tipps.
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Hintergrund
26 Jahre ist es her, dass sich der Gevelsberger Elektromeister selbstständig gemacht hat. Photovoltaik sei damals kein großes Thema gewesen, nur einige Elektrobetriebe hätten Anlagen gebaut. Spezialisierte Firmen habe es wenige gegeben. Doch der Bedarf stieg seitdem kontinuierlich, seit etwa zwei Jahren sogar rasant. „Das Bauen ist kein Problem, das Komplizierteste war und ist heute noch der Papierkram“, sagt Jürgen Blasius. „20 Jahre wurde der Ausbau regelrecht blockiert, jetzt geht es der Regierung nicht schnell genug.“ Doch es gibt nicht so viele Fachbetriebe, die Photovoltaikanlagen montieren, weiß der Gevelsberger. Er ist sich sicher, in zwei, drei Jahren, da sei das anders, und auch an den Gesetzen werde derzeit gearbeitet. Blasius hofft, dass sich dadurch die Situation für Kunden und Betriebe entschärft.
Material
Geduld ist auch bei den Lieferzeiten gefragt. Waren es vorher ein paar Wochen, wartet der Fachbetrieb mitunter bis zu ein-, eineinhalb Jahre auf die Lieferung. „Das habe ich in all den Jahren noch nie erlebt“, sagt der Gevelsberger. Sein Tipp: Man sollte sich dennoch nicht davon abschrecken lassen. Wer bestellt, sollte abwarten können und Platz zum Einlagern haben, denn selbst wenn die Ausstattung für eine Photovoltaikanlage da ist, heißt es noch lange nicht, dass die ausführende Firma Kapazitäten für die Montage hat. Er sagt: „Bei uns können wir das alles nicht lagern.“ Und auch Preissteigerung seien enorm: Alleine in diesem Jahr seien die Preise drei, vier Mal angehoben worden.
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Voraussetzungen
„Die Anlagen sind mittlerweile so gut geworden, dass fast jeder Photovoltaik nutzen kann.“ Auf einem Flachdach, oder Satteldach, auch die Ausrichtung ist nicht mehr so entscheidend. „Selbst auf einem Norddach ist es möglich.“ Wichtig ist, dass es ausreichend Platz gibt.
5 Kilowatt-Peak sollte die Anlage haben. Das sind unter besten Voraussetzungen 5000 Watt Leistung. Was nicht verbraucht wird, kann ins Netz oder in den Speicher eingespeist werden. Jürgen Blasius erklärt: „Das entspricht dem Jahresverbrauch eines 3- bis 4-Personenhaushaltes.“ Die Mindestdachfläche, die mit den Solarpaneelen bestück werden sollte, liege bei 25 bis 30 Quadratmeter, rät der Fachmann. Die Technik mit Speicher würde meist im Keller verbaut, auch dafür werde ebenfalls Platz benötigt. „Wir verkaufen keine Anlage von der Stange, jede ist an die individuellen Bedürfnisse angepasst.“
Man sollte aber lieber mehr als weniger Kapazität einplanen, schließlich wachse der Strombedarf. Auch zu den Kosten gibt der Gevelsberger einen Richtwert: Die liegen für die 5 Kilowatt-Peak-Anlage bei 8000 Euro, zuzüglich 8000 bis 10.000 Euro für einen passenden Speicher. Der spiele eine große Rolle, damit man möglichst wenig Strom hinzukaufen muss.
Fachfirmen
Ganz wichtig sei das Beratungsgespräch im Vorfeld, mit einer Überprüfung der Elektroinstallation, und vor allem der Schaltkasten. Wenn ein Unternehmen anbietet, dass ein Foto vom Dach ausreicht, dann sollte man die Finger davon lassen, sagt Jürgen Blasius. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich: Man sollte sich für ein Unternehmen entscheiden, das schon länger auf dem Markt ist und am besten vor Ort agiert. Außerdem: Die Elektroanlagen sollten unbedingt von Fachbetrieben angeschlossen werden. Dadurch, dass Jürgen Blasius mittlerweile auch als Gutachter arbeitet, habe er viele Anlagen im Kreis gesehen, etwa 80 Prozent seien nicht Stand der Technik.
Umsetzung
Für Eigenbedarf
Unter dem Begriff Photovoltaik versteht man die Umwandlung von Lichtenergie. Dafür wird Sonnenlicht mittels Solarzellen in elektrische Energie umgewandelt.
Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich vor allem dann, wenn der Nutzer den Strom nicht ins Netz einspeist (die Vergütung liegt bei etwa 8 Cent pro Kilowattstunde), sondern selbst verbraucht – zum Beispiel für eine Ladestation für Elektroautos.
Bevor es an die Umsetzung geht, so der Tipp vom Fachmann, muss man den örtlichen Netzbetreiber kontaktieren, um zu erfahren, welche technischen Anschlussbedingungen bestehen. Aufmerksamkeit sollte man auch dem Schaltkasten schenken. „In den meisten Fällen muss dieser ausgetauscht werden, um den notwendigen Vorgaben zu entsprechen.“ Jürgen Blasius erklärt, dass da noch mal 3000 bis 6000 Euro dazu kommen könnten. Wer es mit einer seriösen Firma zu tun hat, kann dies im Kostenvoranschlag erkennen. Dort müsse immer auch die notwendige Elektroinstallation berücksichtigt werden. Sein Tipp ist, einen Festpreis zu vereinbaren, damit es am Ende keine bösen Überraschungen gibt. Er sagt, es gebe viele schwarze Schafe in der Branche. Es könne passieren, dass man viel Geld ausgibt, die Anlage aber nichts ans Laufen bekommt. Jürgen Blasius erklärt, wer aufpasst und die Tipps beherzigt, werde aber nicht auf die Nase fallen.
Förderung
Und noch ein wichtiger Hinweis vom Fachmann: Wer mit der Idee spielt, einen Anlage zu installieren, sollte sich vorab informieren, welche Fördermittel zu haben sind. Sowohl der Bund als auch das Land würden kurzfristig neue Förderprogramme anbieten. Im Dezember werde es sicherlich bald Infos dazu geben, weiß Jürgen Blasius. Er ist sich sicher, dass Anreize geschaffen werden, damit der Ausbau auch für Privathaushalte attraktiv wird. Wichtig ist: Der Antrag muss vor Beginn gestellt werden.