Gevelsberg/Bochum. Bekannt aus Dschungelcamp und Co.: Das Gerichtsurteil gegen den Gevelsberger Reality-TV-Star Aurelio Savina (44) ist gefallen.

Selbst während seiner härtesten Dschungelcamp-Prüfung schaute Fernseh-Star Aurelio Savina (44) nie so angewidert drein wie Donnerstagmittag um 12.54 Uhr, als die Große Strafkammer im Bochumer Landgericht das Urteil gegen ihn verkündete: ein Jahr und fünf Monate Gefängnis, ausgesetzt zur Bewährung. Doch ab jetzt klebt der Makel an ihm, ein gewerbsmäßiger Betrüger zu sein. Oder, wie es im Boulevard heißt: ein Autobumser. Seiner Karriere im Trash-TV dürfte das nicht schaden. Der Gevelsberger, der inzwischen offiziell nach Italien verzogen ist, bleibt immerhin weiter im Gespräch.

Bereits als 19-Jähriger war der Gevelsberger Aurelio Savina in Florenz auf offener Straße angesprochen worden, ob er nicht an einem Model-Contest teilnehmen wolle. Prompt wurde er unter 3000 männlichen Mitbewerben zum schönsten Italiener gewählt. Dann hat er sich in RTL-Formaten, die nie einer gesehen haben will und die trotzdem Millionen gucken, als Italo-Macho einen Namen gemacht: Mal kämpfte der um das Herz der Bachelorette (2014), mal um die Dschungelkrone (2015). Dann zog er ins „Sommerhaus der Stars“ (2017) und wirkte in der Dating-Show „Bachelor in Paradise“ (2019) mit. Aurelio mag schöne Frauen - und teure Autos.

Großangelegte Bande

Letztere sollten ihm jetzt zum Verhängnis werden. Denn ausgerechnet sein langjähriger und bester Freund, ein ehemaliger Versicherungsagenturleiter, soll der Kopf einer großangelegten Autobumser-Bande sein, in der 22 Mitglieder involviert waren, darunter auch Sachverständige und Rechtsanwälte, die mit fingierten Auffahrunfällen, gefälschten Gutachten und Reparaturrechnungen Versicherungen um mehrere hunderttausend Euro abzockten.

Revision angekündigt

Die Verteidigerin von Aurelio Savina hat Revision gegen das Urteil angekündigt. Neben dem Promi hatten ursprünglich noch drei weitere Personen in diesem Prozess auf der Anklagebank gesessen: Ein Mann aus Wetter (44) als Fahrer und ein Gevelsberger (34) als Beifahrer eines BMW.

Der Wetteraner wurde wegen versuchten Betrugs zu 9600 Euro Geldstrafe verurteilt, das Verfahren gegen seinen Freund wird gegen Zahlung von 500 Euro eingestellt. Das Verfahren gegen eine Gevelsberger Jaguar-Besitzerin, die den Auffahrunfall auf ihr Fahrzeug geduldet hatte, wurde gegen Zahlung von 5000 Euro eingestellt.

Angeklagter Aurelio Savina, der stets beteuerte, völlig ahnungslos durch seinen besten Gevelsberger Freund in den kriminellen Sumpf der Autobumser hingezogen worden zu sein und davon gar nichts mitbekommen zu haben. Doch das Gericht sah es anders: Nach drei Unfällen mit seinem Jaguar und seinem Mercedes AMG, die gegenüber den Versicherungen zunächst nach Gutachten abgerechnet worden waren, waren zusätzlich noch Scheinrechnungen einer Firma eingereicht worden, die zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr existierte und bestätigte, die Unfallwagen repariert zu haben - was tatsächlich nicht stimmte.

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„Man kann nicht eine Rechnung abrechnen, die man gar nicht bezahlt hat. Um das zu wissen, reicht eigentlich schon eine einfache Dschungel-Erfahrung aus“, kommentierte Vorsitzender Richter Dr. Markus van den Hövel trocken. Der vom Gericht festgestellte Betrugsschaden beläuft sich auf 4540,79 Euro. Insofern ist Aurelio Savina im Komplex der Autobumser-Bande nur ein ganz kleiner Fisch.

Von Erspartem gelebt

Vom Gericht nach seinem aktuellen Nettoverdienst als Schauspieler, Autor und Entertainer befragt, zögerte Aurelio: „Das kann ich nicht sagen, die letzten zwei Jahre lief wegen Corona so gut wie gar nichts. Vielleicht 5000 bis 7000 Euro.“ Der Richter hakte nach: „Im Monat?“ Nein, so Aurelio, „in der ganzen Coronazeit. Ich habe da nur von Erspartem gelebt.“ Als zusätzliche Bewährungsauflage wurde dem Gevelsberger Promi von der Kammer noch aufgegeben, 2000 Euro an den örtlichen Kinderschutzbund zu zahlen.

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Das letzte Wort, bevor sich das Gericht zur Urteilsberatung zurückzieht, gilt traditionell dem Angeklagten. Aurelio Savinas Appell an die Richter fiel wider Erwarten ganz knapp aus: „Ich habe mich oft geäußert nach bestem Wissen und Gewissen und hoffe jetzt, das Sie das richtige tun.“ Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass hier kein Freispruch erfolgen könnte, zu deutlich hatte das Vorsitzender Richter Dr. Markus van den Hövel bereits während des monatelang laufenden Prozesses mehrfach zu verstehen gegeben. Der Richter verabschiedete den Verurteilten schließlich mit den Worten: „Das war eine Riesen-Eselei.“