Ennepetal. Der Reiterhof Hülsenbecke musste ausziehen. Die Verantwortlichen suchen einen neuen Standort, sind aber auch enttäuscht von der Stadt Ennepetal.
Seit Wochenbeginn herrscht gähnende Leere auf dem Reiterhof Hülsenbecke. Die zehn Pferde, auf denen viele Kinder reiten konnten, und die beiden großen Hunde, die das idyllisch gelegene Grundstück am unteren Ende des Naherholungsgebiets teilweise lautstark behüteten, sind nicht mehr da. Die Betreiberin musste den Hof verlassen, weil der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Die Stadt Ennepetal will das Areal erwerben, um es uneingeschränkt in die Planung für die Neugestaltung des Hülsenbecker Tals einbeziehen zu können.
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Diejenigen, die mit dem Reiterhof verbunden sind, sind traurig über das Aus. „Liebe Pferde- und Reiterfreunde! Leider wird der Pachtvertrag nicht verlängert und wir müssen uns von Euch verabschieden. Das ist ein sehr trauriger Moment für alle, denn die Menschen und vor allem die Pferde verlieren leider diesen wundervollen Ort“, heißt es auf der Homepage des Reiterhofs. „Trotz alledem geben wir die Hoffnung nicht auf, dass wir vielleicht einmal wieder zurück kommen können. Wir möchten allen für die schöne Zeit, den Zusammenhalt, die Tierliebe, schöne Momente, traurige und fröhliche Momente, Abende am Lagerfeuer, einmalige Kurse mit tollen Gastlehrern und ungezählten, menschlich so wertvollen Augenblicken DANKE sagen. Niemals geht man so ganz...“
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In die Trauer mischt sich allerdings auch Kritik am Verhalten der Stadt. Die hatte sich im vergangenen Februar durch den Erlass einer entsprechenden Satzung ein besonderes Vorkaufsrecht für das Plangebiet, in dem sich der Hof befindet, gesichert. Das bedeutet, dass Grundstücke an Dritte nicht ohne Zugriffsmöglichkeit der Stadt veräußert werden können. Wenn ein Eigentümer mit einem Käufer einen Verkauf ausgehandelt hat, kann die Stadt aufgrund ihres Vorkaufsrechts bei Zahlung des vereinbarten Kaufpreises das betreffende Grundstück erwerben. Man habe keine klare Aussage vonseiten der Verwaltung erhalten, was die Stadt nach einem Kauf konkret mit dem Areal vorhabe, erklärt Thomas Krinetzki. Er unterstützte die Pächterin Silke Middelveld, die den Hof vor 20 Jahren übernommen hatte, seit einigen Jahren ehrenamtlich beim Betrieb des Hofs, auf dem seine Töchter auch geritten haben. „Wir haben noch im vergangenen Jahr den Reitplatz für 5000 Euro komplett neu gemacht. Das hätten wir uns sparen können, wenn wir gewusst hätten, dass das hier auf jeden Fall abgerissen werden soll“, so Krinetzki, der klar stellt, dass man sich bewusst gewesen sei, dass hinsichtlich des Hochwasserschutzes etwas getan werden müsse.
Thomas Krinetzki betont, wie familiär es auf dem Reiterhof Hülsenbecke zugegangen sei. Viel Mütter seien mit ihren Kindern zum Reiten gekommen. Von klein auf bis zum Jugendalter seien Kinder und Jugendliche dort aktiv gewesen. Zehn Haflinger-Schulpferde standen auf dem Hof, acht davon als Reitbeteiligungen. Die Pferde sind inzwischen auf dem Hof Spieckern in Wuppertal-Beyenburg untergekommen. Thomas Krinetzki meint, dass Betreiberin Silke Middelveld und die etwa 40 zumeist jüngeren Reiterinnen und Reiter bis zuletzt in der Luft gehangen hätten, ob sie möglicherweise doch zurückkehren könnten, wenn die Stadt das Grundstück erworben haben sollte.
Stadtverwaltung nimmt Stellung
Nachdem insbesondere in den sozialen Medien Unverständnis über das Aus für den Reiterhof und der Wunsch nach einer Fortführung des Betriebs im Hülsenbecker Tal geäußert wurde – so startete unter anderem ein Reiter einen Aufruf, sich für die Zukunft des Hofs einzusetzen – meldete sich nun die Stadtverwaltung zu Wort. „In den letzten Wochen haben sich Ennepetalerinnen und Ennepetaler auf vielfältige Weise für den Erhalt des dort bestehenden Reiterhofs eingesetzt“, heißt es in einer Mitteilung. „Allerdings obliegt es allein dem Eigentümer darüber zu entscheiden, inwieweit ein Pachtvertrag mit der Betreiberin des Reiterhofs verlängert wird. Die Stadtverwaltung hätte in diesem Fall keinerlei rechtliche Möglichkeiten gegen eine Verlängerung vorzugehen oder zu intervenieren.“
Zugleich betont die Verwaltung: Sollte die Stadt das Gelände erwerben können, würden dort neben dem offenen Bachbett neue Tiergehege mit einem tierwohlgerechten Streichelzoo und eine Art Erlebnisbauernhof entstehen, die dazu beitragen sollten, das Tal im Einklang mit der Natur für Familien mit Kindern noch attraktiver zu machen. „Das Hülsenbecker Tal als bedeutenden Freizeit- und Erholungsraum ökologisch zu entwickeln sowie funktional und gestalterisch aufzuwerten, sieht die Stadt Ennepetal als eine wichtige Aufgabe und Investition in die Zukunft“.
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Eine so klare Aussage habe man sich eher gewünscht, meint Thomas Krinetzki. Nun gehe es aber darum, nach vorne zu schauen. Er hegt trotz bisher vergeblicher Suche die Hoffnung, in Ennepetal einen neuen Standort für den Reiterhof zu finden. „Wir hätten gerne eine kleinen Stall für mindestens zehn Pferde und etwas Weidefläche. Außerdem bräuchten wir einen Reitplatz von etwa 40 x 60 Metern. Eine Halle wäre schön, muss aber nicht sein“, so Krinetzki. „Vielleicht gibt es hier ja einen alten Kotten, den man pachten könnte.“
Wer etwas in dieser Art anbieten oder vermitteln kann, wird gebeten, sich bei Silke Middelveld zu melden: E-Mail: 1968-silke@gmx.de, Tel.: 0178/1438005.