Gevelsberg. Nachts weniger Straßenbeleuchtung, kühlere Schwimmbecken, kalte Duschen: An diesen Orten möchte die Stadt Gevelsberg Energie sparen.

Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi spricht am Donnerstagabend von einer existenziellen Notlage, die durch die Energiepreise ausgelöst wird. Der Stadtrat tagt, die Stadtverwaltung stellt der Politik vor, wie sie in den kommenden Wochen und Monaten Energie einsparen möchte. Hintergrund ist die Unsicherheit auf dem Energiemarkt infolge des Ukraine-Krieges.

Damit beantwortet die Stadt Gevelsberg gleichzeitig eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Rat, die diese im Vorfeld der Sitzung gestellt hatte. Sie wollte wissen, ob die Stadt einen Aktionsplan hat, wie Strom und Gas eingespart werden können, damit im kommenden Winter möglichst keine Betriebe geschlossen werden müssen oder Wohnungen nicht beheizt werden können.

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Die Stadt hat dafür einen Zehn-Punkte-Plan erstellt. Dieser enthält mehrere Sofortmaßnahmen. Darüber hinaus gibt es einen Plan für Sparmöglichkeiten, die mittel- und langfristig umgesetzt werden können.

„Die Energiekrise stellt Städte vor eine große Herausforderung“, erklärt Jacobi. Dabei blickt er zum einen auf drohende Defizite in den städtischen Haushalten. Gleichzeitig bestehe die Sorge, dass Menschen, die kurz davor stehen, Sozialhilfe in Anspruch nehmen zu müssen, durch die steigenden Energiepreise abrutschen könnten. „Deshalb sind wir dazu aufgerufen, Einsparmöglichkeiten zu finden“, macht der Bürgermeister deutlich. Björn Remer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt bei der Stadt, erklärt das Konzept dazu.

Nachts gehen die Laternen aus

Beleuchtung: Unter anderem sollen 1300 Straßenlaternen kurzfristig effizientere LED-Leuchtköpfe bekommen. Weitere 1700 in der ganzen Stadt sollen folgen. Dann wären 3000 von insgesamt 3500 Laternen in Gevelsberg optimiert. Nachts soll nur noch jede zweite Straßenlaterne leuchten. Das gilt für Parkplätze wie am Ochsenkamp, aber auch für Parks wie Breddepark und Ennepebogen. Die Beleuchtung entlang der Berchemallee zwischen Geerstraße und dem Ortseingang Berge (im anbaufreien Bereich) möchte die Stadt ganz ausstellen. Gleiches gilt für reine Gewerbe- und Industriegebiete. Die Rede ist von Kalthofs Park, der Gewerbestraße und Im Winkel. Gebäude, Denkmäler und Kunstwerke wie VHS, Stadtharfe, Ehrenmahl und das Awe-Bild am Rupprecht-Haus bekommen keine Beleuchtung mehr.

Das Kunstwerk von Christian Awe an der Fassade des ehemaligen Rupprecht-Hauses in Gevelsberg. Um Energie zu sparen, wird es künftig nicht mehr beleuchtet.
Das Kunstwerk von Christian Awe an der Fassade des ehemaligen Rupprecht-Hauses in Gevelsberg. Um Energie zu sparen, wird es künftig nicht mehr beleuchtet. © WP | André Sicks

Auch auf dem Vendômer Platz wird es dunkler: Handlaufbeleuchtungen, Bankbeleuchtungen, Baumbeleuchtungen und Brunnenbeleuchtung plant die Stadt, auszuschalten. Bei alledem möchte die Verwaltung aber das Sicherheitsgefühl der Menschen und auch die Verkehrssicherungspflicht nicht aus den Augen verlieren. Übrigens: Am 15. Oktober möchte sie den umgebauten Vendômer Platz feierlich einweihen.

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Aktuell prüfen die Städte im Versorgungsgebiet der AVU gemeinsam mit dem Energieversorger, ob sich die Straßenbeleuchtung im gesamten Gebiet in der Zeit zwischen 1.15 Uhr und 3.45 Uhr morgens ausschalten lässt. Die Wahl dieses Zeitraums habe technische Hintergründe, wie Björn Remer erklärt.

Kaltes Wasser, kältere Heizung

Schwimmbäder und Sauna: Raum- und und Wassertemperatur in ihren Lehrschwimmbecken hat die Stadt Gevelsberg bereits abgesenkt. Gleiches gilt für das Hallenbad im Schwimm In. Das neue Freibad verzichtet schon seit Saisonstart auf die Beheizung des großen Beckens. Im Außenbereichs des Saunagartens sollen nur noch die kalten Duschen zur Verfügung stehen. Auch im Innenbereich soll die Temperatur des Duschwassers sinken, ebenso im Whirlpool – das allerdings so, dass keine Gefahr durch Legionellen entsteht.

Das Ehrenmal in Gevelsberg (hier kurz vor Weihnachten 2020). Auch die Denkmäler der Stadt sollen nachts nicht mehr angestrahlt werden.
Das Ehrenmal in Gevelsberg (hier kurz vor Weihnachten 2020). Auch die Denkmäler der Stadt sollen nachts nicht mehr angestrahlt werden. © JUERGEN ULOMEK

Städtische Gebäude: In sämtlichen Dienststellen des Rathauses soll es kein warmes Wasser mehr geben. Die Stadt möchte derzeitige Wartungen an ihren Heizungsanlagen nutzen, um die Vorlauftemperatur zu reduzieren. In Einzelbüros will sie die maximale Raumtemperatur ebenfalls festlegen. Generell sollen Heizungsanlagen in den städtischen Liegenschaften auf Verbrauchsoptimierungen geprüft werden.

Diese sind seit dem 1. Juni abgeschaltet. Ein Energieberater soll sich außerdem die Gebäude der Stadt ansehen. Auch sollen diese eine LED-Beleuchtung bekommen. Weitere Energieeinsparungen erhofft sich die Stadt durch ihre Teilnahme am interkommunalen Projekt „Build the Future 2.0“ der Deutschen Energieagentur.

Infos für Privathaushalte

Bürger und Vereine: Die Stadt plant, Privathaushalte über Einsparmöglichkeiten zu informieren, durch jährliche Mitteilungen zum Beginn der Heizperiode. Darüber hinaus ist im Oktober eine entsprechende Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger geplant. Die Verwaltung steht nach eigenen Angaben auch mit den Vereinen in der Stadt in Kontakt, um diese auf das Einsparen von Strom und Gas hinzuweisen. Diesbezüglich finde auch ein Austausch mit dem Stadtsportverband statt.