Gevelsberg. Die Politik hat grünes Licht gegeben: Gevelsberg wird eine neue Kita mit zusätzlichen Betreuungsplätzen bekommen. Das müssen Eltern nun wissen.

Das Thema Kinderbetreuung verliert in Gevelsberg einfach nicht an Aktualität. Erst vor wenigen Tagen hat der St.-Nikolaus-Kindergarten seinen neuen Standort an der Feverstraße feierlich eingeweiht. Nun diskutiert die Politik schon über eine nächste Kita. Im Fokus: der Standort Liebfrauenkirche an der Hagener Straße.

Hier gibt es aktuell zwar eine Einrichtung. Aber: Durch den Pfarreientwicklungsprozess des Bistums Essen ist der Bestand der katholischen Kirche Liebfrauen nur noch bis 2025 gesichert. Zusätzlich möchte sich der Kita-Zweckverband als Träger des Kindergartens Liebfrauen mittelfristig zurückziehen. Zum 31. Juli 2025 soll Schluss sein. Ein Investor möchte das ganze Areal kaufen und entwickeln. Bedeutet: An der Hagener Straße tut sich in Zukunft einiges.

Dabei haben junge Familien einen Grund zur Freude: Das Kirchengebäude als solches soll nämlich erhalten bleiben und Platz für eine neue Kita mit insgesamt vier Gruppen und mehr als 75 Plätzen bieten. Am 1. August 2025 soll der Betrieb starten. Die bisherige Einrichtung hält zwei Gruppen und 43 Plätze zur Kinderbetreuung vor.

Bücherei und Kleiderkammer sollen bleiben

Aber warum möchte der Kita-Zweckverband des Bistums Essen den Standort überhaupt schließen? Die Stadt Gevelsberg erklärt das so: Hintergrund sei das dortige Programm Kita 4.0, das Bezug auf die Bausubstanz und die Größe der unterschiedlichen Einrichtungen des Trägers nehme. Am Ende führe es dazu, dass bestimmte Einrichtungen schließen müssten.

Um diesen Verlust einer zweigruppigen Einrichtung aufzufangen, habe die Verwaltung Ersatzmöglichkeiten erörtert und sei dann in Gespräche mit einem Investor und Träger getreten. Nachdem die katholische Kirchengemeinde Propstei St. Marien Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal ebenso erklärt habe, sich schwerpunktmäßig auf die Kirche St. Engelbert konzentrieren zu wollen und in der Folge die Liebfrauen- kirche als Standort aufzugeben, komme das Gebäude der Kirche als möglicher neuer Kita-Standort in Betracht.

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Investor ist in diesem Fall die Pulheimer Gesellschaft „urwohnen Glücksgüter GmbH Co. KG“. In Verbindung mit dem Betreiber der Kinder- und Jugendhilfe Volmarstein (KJV), einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Evangelischen Stiftung Volmarstein, soll so die neue viergruppige Einrichtung im Gebäude der Liebfrauenkirche entstehen. Die KJV führt als Trägerin schon die Kita Blauer Planet an der Haßlinghauser Straße. Die Bücherei und die Kleiderkammer an der Hagener Straße möchte der Investor ebenfalls erhalten.

Große Zustimmung, aber auch Zweifel

Um den Weg für die neue Einrichtung freizumachen, musste der Jugendhilfeausschuss der Stadt Gevelsberg nun formal die sogenannte Kindergartenbedarfsplanung anpassen. Diese Planung erfasst, wie groß der Bedarf an Betreuungsplätzen ist und wie viele Plätze es in der Stadt gibt.

Investor will genaue Pläne vorstellen

Der Jugendhilfeausschuss stimmte der Anpassung der Kindergartenbedarfsplanung in seiner Sondersitzung am Mittwochnachmittag mehrheitlich gegen die Stimme von Gerhard Lützenbürger zu.

Die katholische Propstei St. Marien hat angekündigt,über die Pläne für die Kirche und das Areal rund um Liebfrauen an der Hagener Straße Mitte September gemeinsam mit dem möglichen Investor, dem Träger und der Stadt zu informieren.

Dabei zeigt sich: In der Gevelsberger Politik stößt die Entwicklung des Standorts Liebfrauen auf breite Zustimmung. Sie sorgt aber nicht bei allen für Begeisterungsstürme. „Bei mir kommt da eine ganze Reihe von Fragen auf“, beginnt Gerhard Lützenbürger (SPD und Vertreter der Arbeiterwohlfahrt im Ausschuss) seine Zweifel zu begründen.

Was ist da überhaupt geplant? Wie viel Platz bleibt für einen Kindergarten, wenn die Bücherei und die Kleiderkammer bleiben? Was wird aus dem Kindergarten der evangelischen Kirche in der Haufe? Wird dieser nicht durch die neue Einrichtung gefährdet? Wer genau ist der Investor? Und warum kann der Ausschuss nicht wie früher auch über den Träger der Einrichtung entscheiden? „Das ist privat entschieden worden. Das hat für mich ein Geschmäckle“, macht Lützenbürger deutlich.

Kirche will an Kita in Haufe festhalten

„Heute geht es ja erstmal um die Anpassung der Kindergartenbedarfsplanung“, antwortet Bürgermeister Claus Jacobi. „Wir entscheiden, ob wir an dieser Stelle einen Kindergarten von einem in Gevelsberg bekannten und bewährten Träger haben wollen.“ Dass es in diesem Fall keine Entscheidung über den Träger gibt, begründet die Stadt damit, dass der Investor bereits im Vorfeld erklärt habe, ausschließlich mit der KJV als Trägerin arbeiten zu wollen.

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Wenn die Gemeinde außerdem die Kirche aufgebe und den Anspruch habe, dass es eine passende Nachnutzung gibt, sollte eine Kommune aus Jacobis Sicht begrüßen, wenn der Standort dadurch erhalten bleibe und gleichzeitig der konfessionelle Graben übersprungen werde.

„Und ob wir da eine gute Kita organisieren können, entscheidet hinterher das Landesjugendamt“, so Jacobi weiter. „Die müssen den Betrieb erlauben.“ Pfarrer Thomas Weber bekräftigte als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde, dass der Kita-Standort Haufe erhalten bleibt.