Gevelsberg. Ein Gevelsberger hat eine Mahnung von zwei Rechtsanwälten aus Hamburg bekommen. Dahinter steckt eine perfide Masche. Das sagt die Polizei dazu.

Dass es sich um kein seriöses Schreiben handeln kann, war einem Mann aus Gevelsberg sofort klar, als er den Brief mit dem Betreff „Vorgerichtliche Mahnung“ öffnete. Adressiert war dieser an seine Mutter, die in einem Nebenhaus mit derselben Adresse gewohnt hatte. Zwei Anwälte machen darin deutlich, dass ihr Mandant sie bevollmächtigt habe, eine Zahlung einzufordern.

Es geht um die Summe von 389,50 Euro. Mahnkosten und vorgerichtliche Anwaltskosten inklusive. Eine Forderung, deren Ausgleichung seine Mutter zugestimmt haben soll, als sie ihren Vertrag bei der Eurolotto AG gekündigt habe. Die Anmeldung dazu sei telefonisch erfolgt. Die Rede ist von „Euro Jackpot-6/49“.

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Es folgt der Satz: „Die von Ihnen angegebenen Kontaktdaten sowie Ihr Einverständnis liegen unserem Mandanten vor und werden ggf. im gerichtlichen Verfahren als Beweismitteln verwendet werden.“ Den Rechtschreibfehler hat die Redaktion aus dem Schreiben übernommen. Es handelt sich nicht um den einzigen in der Mahnung.

Weiter steht darin geschrieben: „Wir fordern Sie [...] letztmalig mit Nachdruck auf, die Schuldsumme, sowie die bisher aufgelaufenen kosten, die Sie infolge Ihres Zahlungsverzugs [...] zu tragen haben, bis Spätestens 17.08.2022 mittels Lastschrift zu begleichen.“ Datiert ist die Mahnung auf den 9. August 2022. „Sofortige Zahlung des Gesamtbetrags erspart Ihnen weitere Folgekosten und Unannehmlichkeiten“, so die Anwälte weiter.

Anzeige wegen Betruges

Die zweite Seite besteht aus der ganz offensichtlich fingierten Kündigung des erwähnten Eurolotto-Vertrages. Als Absender ist die Mutter des Gevelsbergers angegeben. Weiter unten sind ein leeres Formular für ein SEPA-Lastschriftmandat und ein QR-Code zu finden, der – völlig ohne Angaben von Gründen – eingescannt werden soll. Das SEPA-Mandat soll ausgefüllt und unterschrieben per E-Mail als Bild-Anhang zurückgeschickt werden.

Dazu rät die Polizei

Bei Erhalt eines derartigen Schreibens rät die Polizei zu folgender Verhaltensweise:

Lassen Sie sich nicht einschüchtern.

Gehen Sie nicht auf finanzielle Forderungen ein, die Sie nicht zuordnen können.

Prüfen Sie den Inhalt von Inkassoschreiben oder Zahlungsaufforderungen genau.

Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Erkundigen Sie sich bei der Verbraucherzentrale, ob Betrugsfälle im Zusammenhang mit der Firma bekannt sind.

Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter: www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/schwarzliste-inkasso

Bedenken Sie dennoch, dass es trotz allem auch real existierende Inkasso-Büros in Deutschland gibt und eine Zahlungsaufforderung berechtigt sein kann.

Das Problem: Die adressierte Mutter des Gevelsbergers ist bereits vor Jahren gestorben. „Ich habe Anzeige wegen Betrugs gestellt“, erklärt der Mann, der sich damit auch an die Redaktion gewandt hat, um andere Menschen für die Maschen zu sensibilisieren. „Ich kann mir schon vorstellen, dass ältere Menschen darauf hereinfallen können“, fürchtet er.

Wer sich ins Internet begibt, um mehr über die beiden angeblichen Rechtsanwälte herauszufinden, stößt schnell auf Meldungen, dass diese nicht existierten und dass in ihrem Namen Betrugsschreiben verschickt würden. An der angegebenen Adresse in Hamburg befindet sich laut Suchmaschine zwar eine Kanzlei, die Namen der genannten Anwälte lassen sich dort aber nicht finden. Den mit seinem Logo auf der Mahnung abgedruckten Bundesverband für Inkasso und Forderungsmanagement hingegen scheint es tatsächlich zu geben.

Ermittlungen dauern an

„Eine Anzeige wurde bei der Polizei EN in diesem Fall erstattet und die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen Betruges aufgenommen“, bestätigt die Kreispolizeibehörde auf Nachfrage der Redaktion. „Die Ermittlungen dauern derzeit an.“

Gefälschte Anschreiben vermeintlicher Inkassounternehmen seien keine Seltenheit und stellten eine bekannte Masche der Trickbetrüger dar. Die Täter agierten meist aus dem Ausland und seien für die Ermittlungsbehörden nur schwer greifbar.

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„Versendet werden Mahnungen und Zahlungsaufforderungen im Namen erfundener Inkasso-Unternehmen“, erklärt Sonja Wever, Sprecherin der Kreispolizeibehörde. „Mit frei erfundenen Forderungen wird dem potenziellen Opfer Angst eingejagt und Druck ausgeübt.“

Rechtschreibfehler, ausländische Kontodaten, fehlende Pflichtangaben sowie die Androhung von weitreichenden Konsequenzen, die die Betroffenen verunsichern sollen, deuteten jedoch meist auf einen Betrug hin. Ein seriöses Inkassounternehmen setze auf Transparenz und angemessene Fristen zum Ausgleich der Forderung.